Kolumne So kann’s gehen Der Sperrmüll, die Kindheit

Die kleine Spielzeugküche sollte im Sperrmüll-Brummi ihre letzte Reise antreten. Bis zwei kleine Mädchen sie entdeckten – und dem Plastik ein neues Zuhause gaben.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Foto: Robby Lorenz

Vor ein paar Tagen habe ich an dieser Stelle ja schon mal von unserer geglückten Sperrmüll-Aktion berichtet. Aber das schönste Erlebnis dabei habe ich noch gar nicht erzählt. Es ist eine Geschichte von Abschied, Zufall und glücklichem Ausgang. Und es geht um eine alte, völlig abgenutzte Kinderküche.

Diese Küche hatten wir vor Jahren auf einem französischen Flohmarkt für unser kleines Töchterchen erstanden. Sie war schon damals für Erwachsenenaugen nix Dolles. Aber in ihrem „Backofen“ waren zahlreiche Tellerchen und Schüsselchen und Plastik-Essen. Zum Beispiel zwei nur mit viel gutem Willen als solche erkennbare Pommes-Portionen.

Diese Küche stand in unserem Garten, jahrein, jahraus. Sie wurde in unzähligen Kinderspielen genutzt. Mit Matsch, Gras und Wasser wurde töpfeweise „Hexensuppe“ gekocht. Hatte das Kind Freundinnen und Freunde da, landeten sie alle irgenwann an dieser schäbigen kleinen Küche. Und am heißesten begehrt waren immer diese simplen Pommes-Teilchen, die eigentlch nicht mehr waren als gelbe Plastikstückchen.

Das Kind wurde größer, irgendwann wanderte die kleine Küche in die Garage. Und da stand sie. Etwa acht Jahre lang. Ich konnte es nicht über mich bringen, sie wegzutun. Aber zum Verschenken war sie wirklich zu schäbig. Fand ich. 

Als nun dieser besagte Sperrmülltermin anstand, gab ich mir einen Ruck. Man muss ja auch loslassen. Also räumte ich die kleine Küche raus. Mit viel Wehmut schickte ich die eine oder andere Spinne, die mittlerweile in ihrem Backofen wohnte, zurück in die Garage. Die Spielküche war Geschichte.

Da aber geschah das kleine Wunder. Ein Nachbar bekam just an diesem Tag Besuch von einer Bekannten. Die fuhr vor, während ich am Räumen war – und hatte das Auto voller Kinder. Was soll ich sagen: Zwei kleine Mädchen stürzten sich sogleich auf unsere schäbige, kleine Gartenküche: „Mama, dürfen wir die mitnehmen?“ Ihre nette und geduldige Mutter öffnete Herz und Kofferraum – und unsere Küche steht jetzt in einem neuen Garten. Und wieder kochen kleine Mädchen mit ihr Hexensuppe – natürlich mit Pommes.

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