Mindesthaltbarkeitsdatum Das Geräusch aus der Todeszone

Ich habe lange gebraucht, um darauf zu vertrauen, dass jenseits des Mindest- haltbarkeitsdatums nicht sofort die Todeszone beginnt. Manchmal schwindet dieses Vertrauen.

Mindesthaltbarkeitsdatum: Das Geräusch aus der Todeszone
Foto: SZ/Robby Lorenz

Lachen macht frei. Es kann das Leben in wundervolle neue Bahnen lenken. Jedenfalls ging es mir so, als im Internet dieses Foto von einem Salzbehälter auftauchte. „Dieses mindestens 280 Millionen Jahre alte Salz wird am Rande der Kalahari-Wüste im südlichen Afrika frei von Schadstoffen und Umwelteinflüssen gewonnen“, war auf dem Etikett zu lesen. Darunter  ein Schild mit der Information „Mindesthaltbarkeit: 31.12.2020“. 280 Millionen Jahre alt, aber nur noch knapp drei Jahre haltbar, da kam das Zeug ja gerade noch rechtzeitig in den Handel.

Das Lachen hat mich befreit von dem blöden Gefühl, dass am Tag nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum die Todeszone beginnt. Meine Frau erklärt mir zwar seit Jahren, dass „mindestens haltbar“ eben nicht bedeutet, dass Lebensmittel danach nicht mehr essbar sind. Aber auch wenn ich das, rein logisch betrachtet, verstanden habe, blieb da immer dieser miese Verdacht, in Gefahr zu sein, wenn ich meinen Löffel nun doch in diesen gestern abgelaufenen Pudding tunke oder  es riskiere, die Dosenwurst zu öffnen, auf der exakt das Datum steht, das der Kalender an diesem Tag anzeigt.

Vor ein paar Tagen hatte ich einen Rückfall. „Aus der Küche kommt ein komisches Geräusch“, sagte meine Frau. Ich hatte so ein Geräusch noch nie gehört, folgte der Mischung aus Rascheln und Quietschen mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht. Es dauerte eine Weile, bis ich in einem Schrank ganz hinten eine Dose mit einer Art Käsesoße entdeckte. Das Mindesthaltbarkeitsdatum war überschritten. Und das Geräusch klang plötzlich wie: Hier beginnt die Todeszone.

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