Kolumne So kann’s gehen Da zappeln sie wieder

Wenn man jeden Morgen kleine Müllautos im Wald retten muss, kann so ein Spaziergang ganz schön lang werden.

Da zappeln sie wieder
Foto: SZ/Robby Lorenz

Es ist wieder soweit. Meine Waldspaziergänge mit dem Hund dauern von Tag zu Tag länger. Und das liegt nicht nur daran, dass der Wald derzeit wirklich besonders schön ist. Das helle, satte Grün überall, es riecht noch so schön erdig, die Vögel spektakeln laut. Man könne ewig verweilen.

Allein, daran liegt es nicht, dass ich derzeit wieder länger brauche. Es liegt an den Käfern. An diesen kleinen, schwarzen, leider völlig unbeholfenen Mistkäfern. Ich weiß ja nicht, was Mutter Natur, die ja sonst so perfekt ist, sich dabei gedacht hat, als sie deren „Fahrgestell“ entwickelte. Völlig instabil das Ganze. Nicht dem einfachsten „Elchtest“ hält das Käfer-Chassis stand. Kaum kommt was in die Quere, plumps fallen sie um. Und dann liegen sie da hilflos auf dem Rücken und zappeln.

Ich gehöre zu den Menschen, die auch Regenwürmer über trockene Straßen tragen und Hummeln Zuckerwasser  hinstellen. Ganz klar, dass ich natürlich an so einem strampelnden Kerlchen nicht vorbeilaufen kann. Also bin ich dieser Tage wieder ständig damit beschäftigt, umgekippte Käfer aufzurichten. Ich trage sie dann immer noch an den Wegrand, damit sie nicht der nächste Jogger oder Mountainbike-Fahrer platt macht.

Derzeit gibt es täglich mehr Käfer, mein Morgenspaziergang wird also lang und länger. An manchen Tagen habe ich das Gefühl, mehr im  Wald gekniet zu haben als ich gelaufen bin. Der Hund ist schon dran gewöhnt. Er schnuffelt dann ein bisschen in der Gegend rum bis ich fertig bin. Und ich fühle mich mit jedem Käferchen, das ich erfolgreich auf  die Beinchen stellen kann, ein bisschen als besserer Mensch. Wir Menschen richten in der Natur so viel Unheil an, da bin ich froh, wenn ich etwas gut machen kann.

Und Mutter Natur hat die Käfer ja nicht einfach nur zum Umfallen konstruiert. Sie hat ihnen eine wichtige Aufgabe erteilt. Was meinen Sie wohl, wie so ein Wald aussehen würde, wenn es keine Mistkäfer gäbe? Die schaffen unermüdlich Hunde-Hinterlassenschaften, tote Tiere und ich weiß nicht was alles weg. Ich richte also eigentlich morgens lauter umgefallene kleine Müllwagen auf.

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