Auf einen ehrlichen Spruch mit den Stars!

Es ist schon eine Weile her, da betrauten mich Freunde mit der Künstlerbetreuung bei ihrer Techno-Party. Einer der DJs war Mathias Kaden - in der Technoszene eine große Nummer. Der Small Talk mit dem DJ lief zunächst reibungslos.

Kaden kommt ohne Sonderwünsche und Starallüren durch die Nacht. Irgendwann fragte er, während er seinen Blick über die wenigen Gäste wandern ließ, wann Saarbrücker normalerweise ausgehen. "Mh, ich weiß nicht, ob überhaupt mehr kommen. Dich kennt vermutlich hier keiner", sagte ich. Der DJ guckte traurig; sein Begleiter atmete seine Empörung sogleich durch die Nase. Um Wiedergutmachung bemüht, schob ich nach: "Nicht mal die Rolling Stones würden bei uns die Saarlandhalle füllen." Wieder quittierte der Schnauber meinen Satz mit viel Luft. Seitdem halte ich mich von Künstlern meist fern. Bei Maxïmo Park, einer erfolgreichen Indie-Rock-Band aus England, die gerade - außer in Saarbrücken - ihre Deutschlandtour vor vollem Haus rockt, hätte sich der unliebsame Stone-Spruch ob der lichten Publikumsreihen in der Garage wieder angeboten.

Saarbrückens Veranstalter haben ein schweres Los. Was woanders funktioniert, floppt bei uns. Doch alles hat immer zwei Seiten: Denn wenig Publikum schafft auch mehr Intimität. Mathias Kaden hat damals auf der Party mit jedem Gast gesprochen, und auch der sympathische und stimmstarke Sänger John Smith plauderte und lachte zwischen den Songs mit seinem Publikum. Als ihm eine junge Frau in der ersten Reihe erst einen Musikwunsch und dann einen Heiratsantrag zuschmiss, verneinte er aber beides charmant. Ein Lied später war die Frau verschwunden. Smith grinste zerknirscht, zuckte mit den Schultern und gab zu bedenken, dass Frauen flüchten, sobald man Heiratsanträge ablehne. Unser Kichern unterbrach ein lautes: "Hey, ich hatte nur Durst." Die Verschmähte bahnte sich mit randvollem Bierbecher ihren Weg zurück in die erste Reihe. "Touché, Mister Rockstar", dachte ich zufrieden. Mag sein, dass wir den Stars nicht immer das große Aufgebot bereiten, doch für ein ehrliches Bier sind wir in Saarbrücken immer zu haben. Hallen füllt das leider keine.

Was funktioniert bei uns besser als sonst wo?, schreiben Sie mir eine Mail an marija.herceg@gmx.de.

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