Arrivederci Sommer!

So kann's gehen · Ab und an macht es Ruth Rousselange gar nichts aus, lebewohl zu sagen.

Das war's nun mit dem Sommer, es hat sich mit der Hitze! Wir schwitzten, und kein Ende war in Sicht. Ein Jubelschrei hallte durchs Land: endlich, tagelang über 30 Grad Celsius, wahnsinnige 36 Grad, die noch höher hinauf wollten… Das bedeutete Luft zum Atmen so warm wie Körpertemperatur. Da konnten wir uns freuen! Alles war klebrig, stickig, heiß, die Duschfrische direkt nach Verlassen der heimischen Behausung von uns abgefallen, Autoledersitze glühend wie offene Feuerstellen zum Eierbraten, Lenkräder flammend wie Schwerter in der Esse, der lange Arbeitstag ein einziges Hecheln nach Kühlung und Wasser. "Gerd" mag zwar nicht so klingen, aber er hat uns ein Hoch sondergleichen beschert. Auch nachts war kein Abflauen spürbar. Nein! Diese Tropenhitze nächte verlangten uns alles ab. Nie mehr wird es anders werden, stand zu befürchten. Nie mehr werden wir Kleidungsstücke finden, so hauchfein und durchscheinend, dass sie unseren qualmenden Körpern angenehm sind, nie mehr werden wir uns in kühler Ruhe entspannen können. Dem Garten ging's schlecht, war's dem erschöpften Gärtner zu mühsam ihn zu wässern, den Fliegen ging's gut, egal ob von der Frucht- oder Stubensorte, den Eis- und Ventilatorenverkäufern ging's glänzend. Beinahe gab's nicht genug Nachschub an kalt machenden Dingen. Doch jetzt ist Schluss damit! Die Frucht- und Stubenfliegen sind an sengenden Fensterscheiben längst den schnellen Wärmetod gestorben, Autoinnenräume fühlen sich beinahe wieder normal temperiert an, der Garten hat sich erholt, Kürbisse und Tomaten machen prächtige Fortschritte, in Kaufhäusern warten preisvergünstigte Ventilatoren auf verspätete Abnehmer. Sicher, auch Hoch Johannes wird noch einmal alles geben, mit lieblichsten Schönwetterwölkchen und gefühlten 24 Sonnenstunden am Tag. Doch wir wissen, das ist ein Strohfeuer. Die ersten Kastanien reifen, schon färben sich Blätter bunt und fallen von den Bäumen, Singvögel machen sich aus dem Staub. Und ich entmotte gleich mal die Winterschurwollsocken…

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