Alles mit links

So kann's gehen · Unsere SZ-Redakteurin Angelika Fertsch ist bekennendes Mitglied einer Minderheit.

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Foto: Robby Lorenz

Ich bin Mitglied in einem Club, der weder eine Satzung kennt noch regelmäßige Treffen in seinem Clubheim veranstaltet. Wenn wir aufeinander treffen, verlieren wir keine großen Worte. Ein Blick genügt. Ich freue mich immer, wenn ich einen Mitstreiter sehe. Ah, auch ein Linkshänder, sage ich mir dann.
An der Kasse in meinem bevorzugten Supermarkt sitzt einer. Kunden eines Baumarktes, die etwas zu reklamieren haben, werden auch von einer Linkshänderin bedient. Wahrscheinlich kennen sie auch die Sprüche vom Linksdatsch oder der bösen Hand. Oder das Gefühl, mit Widrigkeiten zu kämpfen, die Rechtshänder nicht kennen. Zum Beispiel mit einer Kasserolle, die den Ausgussschnabel auf der falschen Seite hat. Sie kennen die Schere, die schlecht schneidet, die Saiteninstrumente, die man streng genommen erst mal andersherum bespannen müsste, bevor man sie bespielt. Oder die Umerziehungsversuche. Das alles eint.

Zugegeben, drollig sieht es gelegentlich schon aus, wenn ich den Mitstreitern auf die Finger schaue. Manche halten den Griffel wie ein Spastiker, verzerrt irgendwie. Als hätten sie Angst, das Papier mit der Hand zu berühren, auf das sie schreiben. Wieso nur? Wahrscheinlich denken sie das Gleiche von mir, wenn ich in der Bank oder im Laden meine Unterschrift leiste.

Dabei bewegen wir uns in illustrer Gesellschaft: Der Erfinder der Comicfamilie "Die Simpsons" ist Linkshänder. Deshalb gibt es auch einen extra Laden bei den Simpsons, der Spezialartikel für diese Gebeutelten anbietet, wie ich gerade gelernt habe. Und der amerikanische Präsident setzt seine Unterschriften unter alle wichtigen Dokumente mit links. Einen extra Gedenktag haben wir auch - im August. Ich glaube, in meinem nächsten Leben möchte ich doch wieder Linkshänder sein.

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