Aber bitte nur die Spitzen...

Saarbrücken für Fortgeschrittene · Rasur gefällig?" Es muss ja nicht gleich zum Ärgsten kommen, aber es gab schon Friseure , die ihre Kunden gemeuchelt und dann zu Fleischpastete verarbeitet haben. Gut, der Betreffende hatte einen triftigen Grund, Rache für eine ganz, ganz schlimme Gemeinheit! Überdies litt er wohl an zunehmendem Kontrollverlust und war relativ fiktiv, der Sweeney Todd.

Von sich selbst überaus eingenommen stürzte sich auch der Barbier von Sevilla in jeden Liebeshändel. Der hätte sich doch einfach aufs Haare schneiden konzentrieren können. Oder Haustieren und Büschen neue Frisuren verpassen, à la Edward mit den Scherenhänden.

Fragte man mich, würde ich ja sagen, Friseure sind im Allgemeinen sehr ausgeglichene Leute. Zumindest die, die ich hier kenne. Sie dekorieren ihre Schaufenster mit Glastieren und Flitterzeug, eher traditionell mit Plakaten famos Frisierter und den neuesten Pflegeprodukten. Oder ganz hipp nur mit einer Ledercouch. Ihre Läden heißen Hauptmeister oder Haarwerkstatt, Haar & Harmonie, Haardesign, Haareszeiten oder Speed Hair. Gar nicht düster sehen die aus, sondern hell und einladend. Im Haarhaus Hansed hockt gar ein frisierter Wackeldackel hinter der Scheibe. An quasi jeder Ecke gibt es in Saarbrücken einen Friseur oder zwei oder drei. Ob andere Städte ebenfalls mit solch geballtem Haarhandwerk trumpfen können, weiß ich nicht. Wir jedenfalls können! Die Saarbrücker müssten mithin zu den bestfrisierten Städtern überhaupt zählen. Und eine entspannte Grundeinstellung pflegen. Wo Friseure so hübsch erzählen, zuhören und gute Ratschläge geben können. Bekommt man irgendwo schneller einen Kaffee als beim Friseur? Dazu Zeitschriften und das unwiderstehliche Odeur warmer Föhn- und Shampooduft-Luft. Beeindruckend ist die coiffeureigne Scherenausrüstung. Rasiermesser finden sich wohl eher beim Herrenfriseur. Beim Barbershop haben sie welche, ich bin sicher. Die sollen dort auch Augenbrauen mit einer bestimmten Fädeltechnik zupfen.

Wie auch immer, demjenigen, der mit Messern und Scheren an anderer Leute Köpfe herumhantiert, sollte man trauen können. Vorsicht also, baut Ihr Friseur ein allzu intimes Verhältnis zu seinen Frisierwerkzeugen auf, singt unvermittelt Arien und hat zudem ein Geschäft über einem Fleischpastetenladen. Dann den Guten lieber mal nicht ärgern mit langweiligen Frisurvorschlägen wie: "Aber bitte nur die Spitzen..."

Welchem Handwerk vertrauen Sie? Schreiben Sie mir eine E-Mail an info@literaturfraktur.de.

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