Kolumne Lyrik und Hausarrest

Kinder, die gerne Gedichte auswendig lernen? Das ist wohl eher nicht an der Tagesordnung, soll’s aber geben. Ich muss es wissen, denn meine viel bessere Hälfte war so ein Kind gewesen. Und da in ihrer Grundschule für nicht gemachte Hausaufgaben jeweils ein Gedicht auswendig gelernt werden musste, war die nur absolut logische Konsequenz daraus: Schon mal im Voraus zehn Gedichte auswendig lernen, dann könnte man ja ganz prima so nach und nach zehn Hausaufgaben „vergessen“ und wäre fein raus.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Foto: SZ/Robby Lorenz

Die Erinnerung daran führte jetzt zur Entwicklung des ultimativen Rettungsplanes für Kinder und Jugendliche, um gegebenenfalls einem Hausarrest zu entgehen: Ganz einfach eine Liste für all jene Tage anlegen, an denen man wegen Corona und Lockdown zuhause bleiben musste und noch muss. Und dann kann man in Zukunft einfach abhaken: „Wie, Papa? Eine Woche Hausarrest wegen verbotener Ballerspiele am Computer? Gut, mal sehen ... da nehmen wir diesmal die zweite Januar-Woche 2021 ... so, durchgestrichen und Hausarrest erledigt. – Bleiben noch 92 Tage übrig!“ – Vielleicht reicht’s ja bis zur Volljährigkeit.