Kolumne Deutsch-französische Kaugummis

Eine überraschende Verwandtschaft mit unseren Nachbarn hat unsere Kollegin in Paris entdeckt.

Kolumne über deutsch-französische Kaugummis in Saarbrücken
Foto: SZ/Robby Lorenz

Sie sind klein und schmutzig grau. Und sie verschandeln die Saarbrücker Innenstadt: Kaugummis. Mir ist es ein Rätsel, wieso hier so viele Menschen ihr durchgekautes Zeug einfach auf die Straße spucken. Das ist so ein seltsames Verhalten. Und ich kenne es aus anderen deutschen Städten nicht. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß.

Als sie in Saarbrücken die Wilhelm-Heinrich-Brücke saniert hatten, war der Gehweg noch nicht mal offiziell freigegeben, da waren schon jede Menge kleine, graue Hubbel drauf. Ich persönlich habe noch nie gesehen, wie jemand sein Kaugummi ausspuckt. Wann machen die Leute das? Laufen die heimlich nachts rum? Kauen und spucken, kauen und spucken?

Vor ein paar Tagen war ich mal wieder in Paris. Schön war es, auch wenn im Quartier Latin offenbar gerade die Müllabfuhr gestreikt hat. Irgendwer streikt in Frankreich ja immer. Es war jedenfalls ziemlich schmutzig, weshalb ich noch sorgfältiger als sonst darauf achtete, wo ich meine Füße hinsetze. Vielleicht fiel es mir deshalb zum ersten Mal auf: In Paris sieht das Straßenpflaster stellenweise genau so aus wie bei uns. Voll mit kleinen, grauen Hubbeln. Wer hätte das gedacht? Einige von uns teilen mit unseren französischen Nachbarn offenbar nicht nur die Vorliebe für gutes Essen und Rotwein, sie teilen auch das Hobby der Straßenpflaster-Bespuckung. Es gibt ja immer noch Leute, die uns hier als Saar-Franzosen bezeichnen. Die sind näher dran als sie denken.

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