Hilfe für Flutopfer in der Eifel Wie Bliesransbacher den Flutopfern helfen

Bliesransbach · Wiederholt waren Bagger- und Lkw-Fahrer sowie Handwerker aus Bliesransbach in der Eifel, um dort anzupacken. Für sie war schnell klar: Wir müssen helfen. Hier berichten die Helfer über ihren Einsatz.

 Die Helfer aus Bliesransbach fuhren schon zweimal in die Eifel, um nach der Flutkatastrophe zu helfen. Hinten von links: Pascal Bähr, Oliver Lück, Lucas Eckardt, Nico Becker. Vorne von links: Joline Becker, Adrian Eckardt und Lars Krüger. Es fehlen: Peter und Martin Simon und Jan Kamjunke.

Die Helfer aus Bliesransbach fuhren schon zweimal in die Eifel, um nach der Flutkatastrophe zu helfen. Hinten von links: Pascal Bähr, Oliver Lück, Lucas Eckardt, Nico Becker. Vorne von links: Joline Becker, Adrian Eckardt und Lars Krüger. Es fehlen: Peter und Martin Simon und Jan Kamjunke.

Foto: Heiko Lehmann

Im Sommer 2018 erlebte Bliesransbach an der Oberen Saar eine Jahrhundert-Katastrophe. Ein nächtlicher Starkregen verursachte Schäden in noch nie dagewesenem Ausmaß. Autos wurden zerstört, Häuser beschädigt, und Menschen mussten zeitweise zu Verwandten ziehen, bis alle Schäden behoben waren.

Als die Bliesransbacher vor wenigen Wochen erfuhren, welche Jahrhundert-Flut sich in der Eifel ereignete, wussten sie sofort, was Sache war. „Das Unwetter bei uns war sehr schlimm, das ist keine Frage. Aber was in der Eifel passiert ist, kann man in Worte gar nicht fassen“, sagt Adrian Eckardt. Er traf sich wenige Tage nach dem Eifel-Unwetter in Bliesransbach mit seinem Freund Pascal Bähr. Beide arbeiteten zusammen und tranken danach noch ein Bier. „Wir unterhielten uns über das Unwetter, und wir waren beide der Meinung, dass wir irgendwie helfen sollten“, sagt Pascal Bähr.

Adrian ist Baggerfahrer und Pascal Lkw-Fahrer. Sie starteten einen Aufruf bei den Bliesransbacher Handwerkern – wer mithelfen möchte. Und die Resonanz war groß. Vor 14 Tagen starteten sie mit Lkw, Bagger und jeder Menge Arbeitsmaterial die erste Tour in die Eifel. Sie fuhren einfach los, ohne vorher anzurufen oder irgend jemandem Bescheid zu sagen.

„Das kann man sich alles nicht vorstellen, wenn man nicht dort war. Über 50 Kilometer ist dort einfach alles kaputt. Häuser sind weg, Straßen sind weg, und es gibt überall einfach nur noch Trümmer“, sagt Malermeisterin Joline Becker.

 Schweres Gerät bringen die Bliesransbacher auch mit, wenn sie zu ihren Hilfs­touren in die Eifel aufbrechen.

Schweres Gerät bringen die Bliesransbacher auch mit, wenn sie zu ihren Hilfs­touren in die Eifel aufbrechen.

Foto: heiko Lehmann/Heiko Lehmann

Vor Ort angekommen, stellte sich heraus, dass vorher Bescheid sagen auch nicht notwendig gewesen wäre. „Jeder Ort hat seinen Organisationsleiter. Wenn Helfer ankommen, werden sie direkt eingeteilt und können loslegen. Das klappt sehr gut“, sagt Lucas Eckardt. Auch er ist Lkw-Fahrer. Ein ganzes Wochenende arbeiteten die Bliesransbacher zwölf Stunden am Tag in der Eifel und versprachen wiederzukommen. Am vergangenen Wochenende starteten die Bliesransbacher ihre zweite Tour – mit noch mehr Fahrzeugen, noch mehr Helfern und noch mehr Material. Da vor allem Elektroinstallateure besonders gefragt waren, rüsteten die Bliesransbacher auch in diesem Bereich auf.

Mit Peter und Martin Simon, Jan Kamjunke und Lars Krüger waren vier Elektriker an Bord. Peter und Martin Simon fragten bei Firmen und Vereinen nach Spenden. So kamen 3500 Euro zusammen, und es konnte noch zusätzliches Material gekauft werden. „Man muss sich vorstellen, dass dort in jedem Haus alle Verteiler abgesoffen sind. Wir haben so viel erneuert und neue Sicherungen eingebaut, wie wir konnten. Es kamen teilweise auch andere, wildfremde Elektriker dazu und haben mitgeholfen“, berichtet Lars Krüger. Geschlafen haben sie in Notunterkünften oder in Wohnmobilen.

Um die Verpflegung mussten sie sich keine Sorgen machen. „Egal wo man war und arbeitete, überall kamen Menschen und gaben einem Essen und Getränke. Das Mitmenschliche ist so was von überragend, und alle arbeiten für das gleiche Ziel“, sagt Oliver Lück.

Apropos wildfremde Helfer. Die Bliesransbacher lernten zum Beispiel den Maurer Benni aus Berlin kennen und Marc aus Hamburg, der für die Reifenwechsel zuständig war. „Es war unglaublich, wie viele Dialekte dort auf engstem Raum gesprochen wurden. Aber wir haben uns alle verstanden. Irgendwie hat man uns immer sofort dem Saarland zugeordnet“, sagt Nico Becker und muss lachen. Viele Anwohner in dem Gebiet mussten ihre einsturzgefährdeten Häuser verlassen und in Notunterkünfte ziehen. Manche konnten bleiben und wohnen seitdem in den oberen Stockwerken. Alle sind überglücklich, dass sie so viel Hilfe aus dem ganzen Land erfahren. „Die Dankbarkeit ist grenzenlos. Es wurden sogar viele Freundschaften geschlossen. So schlimm es sich auch anhört, aber diese Katastrophe hat die Menschen enger zusammenrücken lassen“, sagt Adrian Eckardt. Er hat sogar von zwei Quadfahrern erzählt, die in dem Gebiet das Essen zu den Helfern bringen. Ein Mann und eine Frau, sie haben sich vorher überhaupt nicht gekannt und sind seit der Hilfe in dem Katastrophengebiet ein Paar.

Neben großem Leid und viel Zerstörung gibt es auch solche, herzergreifenden Geschichten in diesen Tagen in der Eifel. Wenn sie es beruflich einrichten können, werden die Bliesransbacher noch eine Tour in die Eifel starten. Denn bis die Hilfe dort nicht mehr benötigt wird, dauert es noch. „Ich habe mich mit den Menschen unterhalten und manche hoffen, dass es dort in zwei Jahren wieder so aussieht, wie es mal war. Ich wollte denen die Hoffnung natürlich nicht nehmen, aber so wie ich die Sache sehe, wird das noch ein gutes Stück länger dauern“, sagt Lars Krüger.

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