Prosit auf zehn Jahre gute Taten
Auersmacher · Freitags bieten sie dem Dorf, das sie so mögen, einen Treffpunkt. Zehn rüstige Auersmacherinnen warten am Marktplatz mit Kaffee, Kuchen und Crémant auf. Der Erlös bleibt im Dorf. Unsere Leser haben sie deshalb schon zu Siegerinnen bei „Saarlands Beste“ gemacht.
Sie können einfach nicht still sitzen. Selbst an ihrem Ehrentag hält es die Damen vom Café Schwätzje nicht auf ihren Plätzen. Dabei kümmern sich doch am vorigen Freitag andere gute Geister aus Auersmacher Vereinen um das Wohl der Gäste. Landfrauen sausen ebenso mit gefüllten Tabletts umher wie Damen von der Katholischen Frauengemeinschaft. Draußen klappt Peter Listemann den Notenständer auf und packt für Volks- und Wanderlieder sein Akkordeon aus.
Unterdessen mischen sich Mal um Mal jene Damen unters Publikum, deren Elan das Auersmacher Freitags-Café zum Erfolg macht. Die Seniorinnen, inzwischen alle um die 80, tun das für einen guten Zweck.
Von den 42 000 Euro, die das Café in den zurückliegenden zehn Jahren erbrachte, ist alles im Dorf geblieben, sei es für die Jugendarbeit oder für die Unterstützung schwer kranker Kinder. Und, nicht zu vergessen, zur Unterstützung der Dorfvereine, wenn sie ehrenamtlich das Kriegerdenkmal, das Auersmacher Museum oder den Alten Friedhof verschönern.
Das Café der guten Taten hat den Damen schon landesweit Aufmerksamkeit beschert. Unsere Leser erkannten den Auersmacherinnen im Oktober 2006 den Monatssieg in der SZ-Aktion "Saarlands Beste" zu. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer ehrte die Auersmacherinnen als Siegerinnen in der Initiative "Saarland zum Selbermachen".
Die Begründung gefällt den Café-Damen, bieten sie doch demnach "ein Projekt für Geselligkeit ebenso wie für die Übernahme von Verantwortung in der Gemeinschaft".
Um sich für all das zu bedanken und kräftig mit anzupacken, ist am Freitag Auersmachers Ortsvorsteher Thomas Unold da. Er hat die für ihren Gemeinsinn im Dorf schon bekannten Seniorinnen vor einem Jahrzehnt gefragt, ob sie ehrenamtlich ein Café auf die Beine stellen würden. Denn nur dann, so steht für Unold fest, hat der damals wieder ins Leben gerufene Wochenmarkt genug Publikum.
Dass die Frauen nun schon für rund 500 Café-Freitage so viel Arbeit auf sich genommen haben, findet er "gigantisch".
Gerade dreht Ruth Hector wieder eine Runde durch die Auersmacher Remise. "Wir hätten nicht gedacht, dass so viele kommen würden, aber wir sind ja gerüstet", sagte sie beim Blick über die voll besetzten Stuhlreihen.
Christel Weidmann vom Landfrauenverein hilft an diesem Morgen gern, um den Jubilarinnen einen unbeschwerten Ehrentag zu schenken. "Ein Dorf braucht solche Menschen, die es lebendig machen. Ich kaufe selbst jede Woche auf dem Markt und gehe ins Café." Für Günter Werner gehört das "Schwätzje" zur Lebensqualität einfach dazu. "Das ist in Auersmacher der Treffpunkt am Freitagmorgen. Hier blicken wir in fröhliche Gesichter. Und wir erfahren das Neuste", sagt Stammgast Werner, der mit seiner Frau Ursula zum Gratulieren gekommen ist. Wie Bürgermeister Stephan Strichertz. Er schaut bei den gastfreundlichen Café-Damen nicht nur an besonderen Freitagen rein, um sich für so viel Gemeinsinn zu bedanken. "Gäbe es ein Bundesverdienstkreuz für Gruppen, dann hättet ihr es verdient", sagt er.
Das aber ist den fröhlichen Damen gar nicht so wichtig. Sie denken, Jubiläumsfeier hin oder her, schon an den nächsten Café-Schwätzje-Freitag. Dann sorgen sie wieder selbst für Kuchen , Kaffee , Sekt - und gute Taten. Im Herzen des Dorfes, das ihnen so viel bedeutet.
