„Landwirtschaft ist für Raubeine“

Kleinblittersdorf · Rund 150 Menschen arbeiten auf dem Wintringer Hof, davon über 100 mit Behinderung. Das Ergebnis ihrer harten Arbeit kann sich sehen lassen: frisches Fleisch, Obst, Gemüse und frische Kräuter.

 Den Schweinestall auszumisten, gehört zur täglichen Arbeit auf dem Wintringer Hof. Fotos: Karger

Den Schweinestall auszumisten, gehört zur täglichen Arbeit auf dem Wintringer Hof. Fotos: Karger

 Leiterin Gabriele Allwicher zeigt einem Mitarbeiter im Gewächshaus Gurken, die noch geerntet werden müssen.

Leiterin Gabriele Allwicher zeigt einem Mitarbeiter im Gewächshaus Gurken, die noch geerntet werden müssen.

Im Hofladen des Wintringer Hofs lässt sich am besten studieren, was dort alles nach den Richtlinien des Bioland-Verbandes angebaut, gezüchtet, gehegt und gepflegt wird - frisch von den Feldern und in den Gewächshäusern geerntetes Obst und Gemüse, Salate, Säfte aus der hofeigenen Kelterei - die Apfelbäume wachsen mit Bliesgaufernblick - Schweinefleisch, Rindfleisch, Wurstwaren und Geflügel. In Gemüsebau, Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht, Obstbau und Gartenbau gibt es viel Arbeit! Dazu kommen die Arbeitsplätze in der Direktvermarktung in den drei Hofläden und dem Marktstand an der Ludwigskirche. Auf dem Wintringer Hof arbeiten etwa 150 Menschen, davon über hundert mit Behinderung. Eine fröhliche Gruppe faltet Gemüsekörbchen für den Einzelhandel, es gibt eine Kooperation mit Wasgau. Ein paar Meter weiter pflanzen zwei junge Frauen Majoran, im Gewächshaus hält ein Mitarbeiter Ausschau nach zu erntenden Gurken, bei den Glanrindern wird ausgemistet. Sie alle halten den großen Hof am Laufen, viele bleiben dauerhaft hier. Der Wintringer Hof ist eine Einrichtung der "Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Obere Saar e.V.". Auf den Hof werden durch einen Fachausschuss Menschen vermittelt, die von Förderschulen kommend auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zunächst keine Chance haben. Zunächst müssen sie "lernen, was ein Arbeitstag ist, was Arbeit überhaupt ist, in welche Richtung sie gehen wollen," erklärt die Leiterin Gabriele Allwicher. Die Lebenshilfe vermittelt auch in Werkstätten oder in die industrielle Fertigung. Wer in die Landwirtschaft gehen möchte, findet auf dem Hof einen Platz, der seinen Stärken und Schwächen entspricht. Der Umgang mit den Sämlingen, das Pikieren gelingt auch Schwächeren, psychisch auffällige Menschen haben im Obstbau auf zehn Hektar Anbaufläche genug Platz, anderen auszuweichen, Ruhe zu finden. "Die Landwirtschaft ist was für die Raubeine, da können Kräfte ausagiert werden, beim Misten zum Beispiel," sagt Agraringenieurin Allwicher, die seit zwanzig Jahren dabei ist. Wer im Garten-Landschaftsbau arbeitet, steht im Kundenkontakt, muss sozialverträglich sein. Die Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt gelinge bei dieser Gruppe am leichtesten. Neben der Wintringer Kapelle herrscht Baulärm, wiedererstanden ist ein Haus aus dem 18. Jahrhundert, das im Zweiten Weltkrieg einer Brandbombe zum Opfer gefallen war. Wenn alles klappt, kann man sich dort zum Hoffest am 4. Oktober im geplanten Landgasthaus mit Bioprodukten bewirten lassen!

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