Saarländer auf Abenteuerreise In 16 Tagen einmal rund um die Ostsee

Kleinblittersdorf · Vier junge Leute aus Kleinblittersdorf und Bübingen starteten mit ihrem betagten Bulli bei der Baltic Sea Circle Rallye. Sie machten so einen Urlaub der anderen Art. Und haben jetzt viel zu erzählen.

 Ein Quartett aus dem Saarland unterwegs an der Ostsee: Janika Grummel, Julia Hoffmann, Max Peitz und Rainer Brach (von links) machen eine Fotopause vor dem ältesten atomaren Eisbrecher in Russland.

Ein Quartett aus dem Saarland unterwegs an der Ostsee: Janika Grummel, Julia Hoffmann, Max Peitz und Rainer Brach (von links) machen eine Fotopause vor dem ältesten atomaren Eisbrecher in Russland.

16 Tage, zehn Länder und fast 9000 Kilometer in einem 27 Jahre alten VW-Bus liegen hinter den vier Freunden aus Kleinblittersdorf und Bübingen. Ein Urlaub, der ein echtes Abenteuer wurde. Julia Hoffmann, Rainer Brach, Janika Grummel und Max Peitz haben sich dieses Jahr für die Teilnahme an einer Auto-Rallye quer durch Skandinavien, das Baltikum und Russland entschieden und dafür auf einen entspannten Strandurlaub verzichtet.

Und diese Entscheidung war die Richtige. Mit dem bis unters Dach vollgepackten VW-Bus T4 und 50 Litern Bier stürzten sie sich zusammen mit 250 anderen Teams ins Abenteuer der Baltic Sea Circle Rallye. Die Rallye brachte die Saarländer an die entlegensten Stellen. „Es gab jeden Tag Aufgaben, die einen an Orte gebracht haben, die nicht im Reiseführer stehen“, sagt Rainer Brach.

Mit den Aufgaben konnte man Punkte sammeln. Doch um den Rallye-Sieg ging es ihnen nie, sagt Max Peitz. Erst mal durchhalten, lautete die Devise der Saarländer. „Wir wussten gar nicht, was uns erwartet und haben gehofft, dass der Bus die Strecke übersteht und wir irgendwie auch“, sagt Julia Hoffmann.

Start und Ziel waren in Hamburg. Navigationsgerät und Autobahn tabu. Nur mit einem Reiseatlas ausgestattet, machten sich die Vier auf den Weg. Von Hamburg durch Dänemark nach Schweden.

Erster Stopp und erste Aufgabe war ein Autofriedhof im schwedischen Ryd, auf dem ein ehemaliger Tourbus von Abba zu finden war. Weiter ging die Fahrt nach Norwegen, auf die Lofoten und zum Nordkap. Von Letzterem waren die Vier wenig beeindruckt. „Dort ist eigentlich nichts. Man fährt knapp 200 Kilometer zum Nordkap, isst dann dort was, schickt eine Postkarte und fährt wieder zurück“, sagt Rainer Brach.

Auf ihrer Reise quer durch Skandinavien lernten die vier Rallye-Fahrer die Länder und Menschen lieben. „Die Gastfreundlichkeit war wirklich unglaublich“, sagt Rainer Brach, und die anderen stimmen ihm zu.

Doch eine Rallye-Aufgabe brachte sie dort an ihre Grenzen: Eine geöffnete Dose Surströming, das ist vergorener Hering, musste 200 Kilometer weit im Bus transportiert werden. „Das war so widerlich, und der ganze Bus hat danach noch stundenlang gestunken“, sagt Julia Hoffmann.

Rainer Brach findet das noch untertrieben: „Es ist wirklich ein bestialischer Gestank und nicht mit Worten zu beschreiben. Ich kann immer noch nicht fassen, dass die Menschen das dort wirklich essen.“

Nach der Überquerung des Polarkreises, dem Mitsommerfest und einem Sprung ins eisige Polarmeer ging es weiter über Finnland nach Russland. Die vier Saarländer nutzten die Gunst der Stunde und quetschten in ihren straffen Zeitplan – immerhin mussten sie nach 16 Tagen wieder pünktlich in Hamburg ankommen – das WM-Spiel Argentinien gegen Nigeria.

In Russland war es auch, wo ihnen zum ersten Mal die Vorteile der Reisefreiheit innerhalb der EU bewusst wurden. „Selbst nach der Einreise mit Visum wurden wir hinter der Grenze noch drei Mal kontrolliert“, sagt Rainer Brach. „Selbst im Bus haben sie nachgeschaut, dass da auch ja keiner drin ist außer uns“, ergänzt die 28-jährige Julia Hoffmann.

Beim Fahren haben sich die vier Saarländer abgewechselt. 940 Kilometer war die längste Distanz, die sie an einem Tag zurücklegten. Vom russischen Murmansk nach Petrosawodsk. „Auf der Strecke war einfach nichts. Noch nicht mal eine Tankstelle. Man musste also durchfahren“, erklärt Max Peitz. Langweilig wurde ihnen aber nie, denn man hatte immer etwas zu schauen, sagt Julia Hoffmann, die von den vielen unterschiedlichen Landschaften  begeistert war.

Von Russland über Estland, Lettland, Litauen und Polen erreichten die Vier schließlich wieder Hamburg. Auf der letzten Etappe drängte dann die Zeit. „Es gab so vieles, was wir uns gerne angeschaut hätten, aber in diesem Zeitrahmen war das einfach unmöglich“, sagt Max Peitz etwas bedauernd. Der nächste Urlaub wird schon geplant. Nach Skandinavien soll’s gehen. Diesmal mit Zeit und Ruhe.

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