Anleinpflicht Grüne wollen Leinenpflicht durchsetzen

Kleinblittersdorf · Hier gerissene Schafe und genervte Jogger. Dort gewissenhafte Hundehalter, die vor einer Kollektivstrafe warnen. Die Diskussion über die Anleinpflicht ist heftig. Die Kleinblittersdorfer Grünen beharren darauf. Aber sie wissen auch, dass der Leinenzwang Grenzen haben wird.

 Kleinblittersdorfer streiten, wo Hunde an die Leine gehören und wo nicht. Die Grünen erwarten 2018 eine Entscheidung des Gemeinderates.

Kleinblittersdorfer streiten, wo Hunde an die Leine gehören und wo nicht. Die Grünen erwarten 2018 eine Entscheidung des Gemeinderates.

Foto: dpa/Paul Zinken

 Hunde an die Leine! Und zwar nicht nur in den Haupt- und Wohnstraßen der fünf Ortsteile von Kleinblittersdorf. Sondern auch auf den Wegen an den Feldern und Obstbaumwiesen und dort, wo Schafe, Pferde und andere Tiere ihre Weiden haben.

Das verlangt der Naturschutzbeauftragte für Auersmacher, Manfred Hoffmann. Seit der Grünen-Politiker und seine Parteifreunde diese Forderung in der Kleinblittersdorfer Kommunalpolitik durchsetzen wollen (Saarbrücker Zeitung vom 15. November), wogt die Diskussion in der Gemeinde hin und her. Und zwar heftig. Die Ansichten von Leinenzwang-Kritikern prallen auf die Forderungen der Leinenpflicht-Befürworter.

Inge Grün, eine Kritikerin des Vorhabens, warnt vor einer Kollektivstrafe gegen zweitausend bis dreitausend meist gewissenhafte Hundebesitzer und will wissen, wie viele Zwischenfälle der Naturschutzbeauftragte Hoffmann denn nun insgesamt aufgezeichnet habe. Außerdem hätten sich Zwischenfälle auf Schafsweiden mit besseren, höheren und ständig stromführenden Zäunen verhindern lassen, sagt Inge Grün.

Im November hatte Hoffmann, der für die Grünen im Gemeinderat ist, sieben Vorfälle aus den vergangenen fünf Jahren als Auszug aus seinem Tagebuch geschildert, das er als Naturschutzbeauftragter führt. Insgesamt hat der Auersmacher in den zurückliegenden fünf Jahren rund 40 Zwischenfälle mit nicht angeleinten Hunden aufgezeichnet. Es habe deswegen mehrere Verfahren der Ortspolizeibehörde gegen die Halter der Hunde gegeben, sagt Hoffmann.

Er gibt außerdem zu bedenken: „Es geht nicht in erster Linie darum, die Schafe einzusperren, sondern darum, diese für die Natur wichtigen Tiere auf ihren Weiden vor den freilaufenden Hunden zu schützen.“ Das spreche eben für eine Leinenpflicht. Ähnlich sieht es der Kleinblittersdorfer Walter Rundstadtler, der Rat und Bürgermeister in einem Brief zum Handeln aufgefordert hatte. Das ständige Herumstöbern nicht angeleinter Hunde gehe zu Lasten der Artenvielfalt.  Wegen unzähliger Trampelpfade durch geschützte Bereiche seien dort Feldhase, Fasan oder Rebhuhn verschwunden. Hoffmann sieht die juristischen Hindernisse durchaus, die das Gesetz beim Leinenzwang zieht. „Wir Grünen wissen, dass eine generelle Anleinpflicht nicht möglich ist.“ Umso wichtiger seien Einsicht und Vernunft bei den Hundehaltern, wenn sie unterwegs sind, wo ihre Tiere etwa Waldbewohner stören oder gar gefährden könnten. Umweltgerechtes Verhalten erwartet Hoffmann von den Gassigängern auch beim Entfernen des Hundekots. Das erfordere schon die Menge der Hinterlassenschaft.  Er geht davon aus, dass schon die in der Gemeinde Kleinblittersdorf angemeldeten 800 Hunde Tag für Tag rund 120 Kilo Kot verursachen. Macht 44 Tonnen im Jahr. Von den Ausscheidungen aller anderen Hunde ganz zu schweigen.

An dieser Stelle ist sich Leinenzwang-Kritikerin Inge Grün mit den Befürwortern Hoffmann und  Rundstadtler einig. Sie habe sich schon sehr oft über Hundehalter geärgert „die Hinterlassenschaften ihres Vierbeiners einfach zurücklassen“. „Daher meine Bitte an alle Hundehalter: Lasst den Kot von euren Lieblingen nicht einfach liegen. Der verständliche Ärger, der dadurch entsteht, ist vermeidbar!“ Sie argumentiert, ein Leinenzwang würde hier auch nicht helfen, „denn wer jetzt keinen Kot entfernt, wird es nach einem Leinenzwang auch nicht tun“. Das sieht Hoffmann nicht anders. Er will, dass der Gemeinderat das Anleinpflicht-Modell der Grünen in diesem Jahr billigt. Mitarbeiter der Gemeinde müssten außerdem jeden zur Kasse bitten können, der den Kot seines Hundes liegen lässt.

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