Serie Menschen im Regionalverband Fotografin erzählt von Kleinblittersdorf

Kleinblittersdorf · Maria Schäfer porträtiert mit der Kamera seit Jahrzehnten Menschen aus ihrer Heimat. Und sie beobachtet ein erstaunliches Comeback.

 Digitalkameras sind heute die bevorzugten Arbeitsmittel der Kleinblittersdorfer Fotografenmeisterin Maria Schäfer.

Digitalkameras sind heute die bevorzugten Arbeitsmittel der Kleinblittersdorfer Fotografenmeisterin Maria Schäfer.

Foto: Heiko Lehmann

Fürs perfekte Selfie halten die Jugendlichen heutzutage das Smartphone in eine günstige Position, drücken zehnmal den Auslöser und suchen sich danach das schönste Foto für die sozialen Medien aus. „Ich denke eher, dass sie doppelt und dreifach so viele Fotos machen und das schönste dann noch mit entsprechenden Filtern auf den Smartphones bearbeiten“, sagt Maria Schäfer. Sie muss grinsen, wenn sie daran denkt, wie sie einmal ihr Handwerk erlernt hat. Die 61-Jährige leitet seit 26 Jahren das Fotostudio Schäfer in Kleinblittersdorf, das ihr Vater Josef und ihre Mutter Hilde vor genau 70 Jahren eröffneten.

Maria Schäfer ist sozusagen mit dem Fotoapparat in der Hand aufgewachsen. In ihrer Jugend in den 1960er- und 1970er-Jahren war nicht einmal im Traum an die schnell und einfach zu machenden Smartphone-Selfies von heute zu denken. Damals dauerte es mitunter Tage, bis Fotos entwickelt waren. „Zunächst musste der Film aus der Kamera und im Dunkeln geöffnet werden. Dann wurde er über eine Rolle gehängt und kam in einen Tank mit Entwicklerflüssigkeit. Im Anschluss wurde der Film fixiert, gewässert und getrocknet. Dann ging es unter den Vergrößerer. Dort wurden aus den Negativen die Fotos ausgesucht, und die entsprechenden Ausschnitte, die man wollte. Danach kam die nächste Runde mit Entwicklerflüssigkeit, fixieren, wässern und trocknen. Dann war das Foto fertig.“

Ein aufwändiger Prozess, den viele heute gar nicht mehr kennen. Maria Schäfers Vater Josef war ein begeisterter Fotograf, fotografierte sogar während seiner Einsätze im Zweiten Weltkrieg. Seit 1949 war er Fotografenmeister. Er starb 1980.

Was würde er sagen, wenn er die neue Technik mit Selfies und dem ganzen digitalen Pipapo erleben könnte? „Er würde es niemals glauben. Die Technik entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten so rasant weiter, dass ich es fast nicht glauben kann. In den 1970er-Jahren waren die Polaroid-Kameras ja schon eine Sensation“, sagt Maria Schäfer.

Die Kleinblittersdorferin geht mit der Zeit, fotografiert nur noch digital. „Der Unterschied liegt in der Professionalität. Gelernt ist eben gelernt. Richtig gute Fotos, bei denen alles passt, macht man nicht mal eben so“, sagt die 61-Jährige. Früher, so erinnert sie sich, kamen pro Woche etwa 50 Leute in ihren Laden und gaben ihre Filme zum Entwickeln ab. Heute kommt vielleicht noch einer in drei Wochen. Doch es werden wieder mehr. „Komischerweise kommend auch wieder junge Menschen, die ihren Film entwickeln lassen wollen. Ich kann mir vorstellen, dass es wieder ein Trend wird, gerade im künstlerischen Bereich“, sagt die Fotografenmeisterin. Und sie muss selbst ein wenig überlegen, ob die der neuen oder der alten Technik den Vorzug geben würde.

„Das digitale Zeitalter ist natürlich viel schneller, aber an diese Spannung beim Fotografieren und Entwickeln von früher kommt nichts ran. Das war damals schon eine coole Zeit“, sagt die Kleinblittersdorferin. Eindrücke von einst sind bald zu sehen. Am 30. November zeigt das Fotostudio Schäfer zum 70. Geburtstag unzählige alte Fotos aus der Heimat, die Maria Schäfer in ihrem Familienarchiv hütet.

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