Schutz vor Mähdreschern Wie Rehkitze mit der Drohne gerettet werden

Bliesransbach · Tierschutz und Landwirtschaft gehen in Bliesransbach Hand in Hand: Bevor die Felder gemäht werden kommt die Rettung aus der Luft.

 Seit vier Jahren gehen die Bliesransbacher Jäger vor der Wiesenmahd mit der Drohne auf die Jagd, um Rehkitze vor den großen Mähwerken zu retten.

Seit vier Jahren gehen die Bliesransbacher Jäger vor der Wiesenmahd mit der Drohne auf die Jagd, um Rehkitze vor den großen Mähwerken zu retten.

Foto: Heiko Lehmann

Bei den seit einer Woche fast schon tropischen Temperaturen im Regionalverband Saarbrücken haben die meisten Landwirte mit der Wiesenmahd begonnen, um ihre Heuspeicher wieder aufzufüllen. Das Problem dabei ist vielerorts gleichzeitig der Tod von vielen Rehkitzen, die im hohen Gras liegen und von den Mähwerken erfasst werden. Um dem Tierschutz gerecht zu werden, geht der Ort Bliesransbach in der Gemeinde Kleinblittersdorf seit vier Jahren mit positivem Beispiel voran. Dort arbeiten Landwirte, die Naturwacht Saarland und die Jagdgenossenschaft zusammen und stimmen sich ab. „Auch wir haben in der vergangenen Woche gemäht. Ich habe im Vorfeld den Bliesgau-Ranger Michael Kessler angerufen und ihn informiert“, erklärt Landwirt Torsten Kany aus Bliesransbach. Michael Kessler wohnt ebenfalls in Bliesransbach und ist zudem noch Jagdpächter. Er hat sich vor vier Jahren ein Drohne angeschafft, die er vor der Mahd über die Felder fliegen lässt und die mittels infrarot erkennt, wo die Kitze im hohen Gras liegen.

Kessler und viele seiner Jagdgenossen sind in diesen Tagen fast jeden Morgen ganz früh unterwegs. „Meistens geht es gegen vier oder fünf Uhr los. Wenn es zu warm wird, werden die Wärmestrahlungen der Kitze nicht mehr erkannt. Deshalb müssen wir so früh los“, erklärt Michael Kessler. Gleich sechs Rehkitze konnten die Jäger auf Kanys Feld erkennen und sie retten. „Wir tragen die Kitze aus dem Feld und legen sie in der Nähe wieder ab, so dass die Mutter es wieder auffindet. Die Ricke und das Kitz kommunizieren über Laute miteinander“, erklärt Michael Kessler weiter. In vier Jahren konnten die Bliesransbacher Jäger mittels der Drohne mehr als 80 Rehkitzen das Leben retten.

Vor vier Jahren gab es neben Michael Kessler noch einen Jäger in St. Wendel, der die Tiere mit der Drohne aufspürte. Mittlerweile werden es im Saarland immer mehr Drohnen, die vor der Mahd über die Felder fliegen. Früher gingen die Landwirte und die Jäger mit Stöcken durch die Wiesen, um die Kitze aufzuspüren. Auch während der Mahd konnten die Landwirte oft noch rechtzeitig anhalten, um die Kitze selber zu retten. „Mittlerweile sind die Felder oft zusammengelegt und wurden zu riesigen Flächen. Die Traktoren wurden immer schneller und die Mähwerke immer größer. Die Kitze haben überhaupt keine Chance mehr“, sagt der Bliesgau-Ranger. Bis etwa zwei Wochen nach der Geburt ist bei einem Rehkitz der Drückinstinkt dominant und das Kitz bleib bei Gefahr einfach lieben. Erst ab der dritten Lebenswoche wird der Drückinstinkt durch den Fluchinstinkt abgelöst und das Kitz läuft bei Gefahr weg.

Den Landwirten vorzuschreiben, wann sie zu mähen haben, ist gesetzlich nicht erlaubt, aber der Staat hat den Tierschutz ins Grundgesetz aufgenommen und somit sind auch die Bedingungen für eine Mahd klar geregelt. Der Landwirt ist vor der Mahd verpflichtet, alle Möglichkeiten zum Schutz der Tiere auszuschöpfen. Mit anderen Worten: In Bliesransbach müssen die Landwirte vor dem Mähen Michael Kessler kontaktieren, um das Feld mit der Drohne abfliegen zu lassen. Werden nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft und Tiere werden verletzt oder kommen ums Leben, begeht der Landwirt eine Straftat.

In Bliesransbach hat sich die Tierschutz-Kombination mittlerweile bestens eingespielt. Landwirt Torsten Kany kennt sogar die neuestens technischen Entwicklungen auf dem Markt. „Es gibt schon Mähwerke mit Sensoren, die beispielsweise die Kitze erkennen können und automatisch stoppen oder hochfahren. Allerdings ist die Technik noch nicht ausgereift und somit kann das Mähwerk beispielsweise auch vor einem Maulwurfhaufen stoppen. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Zudem haben wird in den vergangenen Jahren ja auch gezeigt, wie gut Landwirte und Jäger bei uns harmonieren und wie viele Kitze wird schon retten konnten“, erklärt der Landwirt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort