Aluwerk in Großblittersdorf Gießerei gibt Entwarnung – doch Skepsis bleibt

Großblittersdorf/Kleinblittersdorf. · Das Aluwerk in Großblittersdorf legt Schadstoffmessungen vor. Und es hat eine Theorie über die wahre Herkunft des Gestanks.

 Beim Gießen des etwa 750 Grad heißen Aluminiums in mit Wasser benetzte Formen steigt Wasserdampf in den Produktionshallen auf. Gesundheitsschädliche Stoffe sind, den Messergebnissen nach, nicht im Dampf.

Beim Gießen des etwa 750 Grad heißen Aluminiums in mit Wasser benetzte Formen steigt Wasserdampf in den Produktionshallen auf. Gesundheitsschädliche Stoffe sind, den Messergebnissen nach, nicht im Dampf.

Foto: Heiko Lehmann

Die Fonderie Lorraine, Betreiber des Aluminiumwerkes im französischen Großblittersdorf, hat am Mittwoch die Ergebnisse der von der Dekra vorgenommenen Emissionsmessungen präsentiert. Resultat: Sowohl in den Produktionshallen als auch beim Ausstoß aus dem Schornstein gebe es keine kritischen Werte. „Alle Messwerte liegen deutlich unterhalb der zulässigen Werte der französischen Betriebsgenehmigung. Bei Luftemissionen und Geruchsbelästigungen hält die Fonderie Lorraine alle gesetzlichen Vorgaben auf deutscher und französischer Seite ein und unterschreitet die Grenzwerte teilweise um ein Vielfaches“, sagt Marc Friedrich, der Generaldirektor der Fonderie Lorraine.

Bereits vor vier Wochen veröffentlichte das deutsche Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) die ersten Staubmessungen an zwei Punkten in der Gemeinde Kleinblittersdorf. In Auersmacher und Kleinblittersdorf wird ein Jahr lang gemessen. Zur Halbzeit zeigen die Ergebnisse dem LUA zufolge keine Auffälligkeiten. Die Grenzwerte werden deutlich unterschritten.

„Wir werden zudem vom französischen Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz regelmäßig und unangekündigt kontrolliert“, sagt Friedrich weiter. Eine Interessengemeinschaft aus Kleinblittersdorf beschwert sich seit einigen Jahren über Gestank und Lärm und hat das Aluwerk als Schuldigen ausgemacht. „Wir sind es nicht. Wir haben selber nachgeforscht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der Geruch von Unternehmen nördlich von uns aus Richtung Saarbrücken kommt. Namen wollen wir allerdings nicht nennen“, sagt der Generaldirektor.

Für Mittwoch hatte die Fonderie zu zwei Terminen in ihr Aluwerk eingeladen. Am Morgen durften sich Pressevertreter ein Bild machen, am Nachmittag die Interessengemeinschaft und der Bürgermeister von Kleinblittersdorf. Ein Termin mit allen zusammen sei aus Platzgründen nicht möglich gewesen. Den von der Interessengemeinschaft beanstandeten Dampf, der durch die Dachluken abgelassen wird, gibt es tatsächlich. Allerdings handele es sich dabei fast ausschließlich um Wasserdampf. „Es ist zu 99,3 Prozent Wasserdampf, und der Rest sind Öle und Wachse, die wir als Trennmittel benötigen. Hier ist nichts Gesundheitsgefährdendes dabei. Bei uns arbeiten 400 Menschen“, sagt Michael Paulus, der Direktor der Fonderie.

Beim Ortstermin riecht es in der Halle tatsächlich völlig unauffällig und keinesfalls unangenehm. Vertreter der Interessengemeinschaft sagen allerdings, dass das Unternehmen etwas geändert haben müsse, da es bei einer Besichtigung im Frühjahr stark nach Metall gerochen habe. „Wir haben in diesem Jahr eine neue Heizungsanlage installiert. Seit 2015 haben wir mehr als eine Million Euro zur Senkung der Luftemission und der Geräusch­emission investiert. Wir haben uns mit Bürgern in Kleinblittersdorf auf deren Terrasse gesetzt, um die Geräusche zu lokalisieren. Danach haben wir weitere Maßnahmen in die Wege geleitet,  zum Beispiel das Einkapseln der Motoren und Kompressoren der Kühlaggregate“, berichtet Generaldirektor Marc Friedrich.

Die Fonderie ist ein Zusammenschluss der deutschen Unternehmen Voit Automotive und ZF. Voit betreibt, wie die Unternehmensvertreter mitteilten, in St. Ingbert ein fast identisches Werk wie das in Großblittersdorf. Das Werk liegt wie das an der Oberen Saar unmittelbar an Wohngebieten. Sowohl in St. Ingbert als auch in Großblittersdorf gibt es nach Aussage von Voit anders als in Kleinblittersdorf keine Beschwerden aus der Bevölkerung. „Wir produzieren am Standort in Großblittersdorf bereits seit 1996. Für mich ist es auch unverständlich, wieso wir ab 2015 plötzlich Schuld an Geruch und Lärm haben sollen“, sagt Michael Paulus.

Messergebnisse hin oder her: Bürger aus Kleinblittersdorf und Auersmacher monieren Gestank und Lärm. Die Interessengemeinschaft glaubt die Aussagen der Fonderie nur teilweise und sagt, der Lärm aus dem Werk sei offensichtlich. Aber man bedanke sich für den offenen Austausch. Beide Seiten haben angekündigt, weitere gemeinsame Maßnahmen an einem Runden Tisch zu besprechen.

 Marc Friedrich (links), der Generaldirektor der Fonderie Lorraine, und Michael Paulus, der Direktor der Fonderie, führten die Presse und die Interessengemeinschaft übers Werksgelände und durch die Produktionshallen.

Marc Friedrich (links), der Generaldirektor der Fonderie Lorraine, und Michael Paulus, der Direktor der Fonderie, führten die Presse und die Interessengemeinschaft übers Werksgelände und durch die Produktionshallen.

Foto: Heiko Lehmann

Darüber hinaus hat die Interessengemeinschaft eigene Messungen wegen des Geruchs und des Lärms in Auftrag gegeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort