Aktion für mehr Mitbestimmung in Saarbrücken Der Protest der Katholikinnen schwillt an

Saarbrücken · Die Frauen in der katholischen Kirche begehren auf. Sie wollen den Zugang zu allen Kirchenämtern und gehen dafür auch auf die Straße: bundesweit und am Samstag in Saarbrücken.

 Zwei Frauen der Initiative Maria 2.0 der Katholischen Frauengemeinschaft in der Erzdiözese Freiburg halten vor dem Münster ein Banner in die Höhe.

Zwei Frauen der Initiative Maria 2.0 der Katholischen Frauengemeinschaft in der Erzdiözese Freiburg halten vor dem Münster ein Banner in die Höhe.

Foto: dpa/Patrick Seeger

„Endlich die klerikalen Machtstrukturen in der katholischen Kirche aufbrechen“, fordert die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) mit einem Protest in dieser Woche, erklärt Jennifer Jost, geistliche Begleiterin der kfd St. Eligius in Saarbrücken. Initiiert hat die Aktions-Woche „Maria 2.0“ vom 11. bis 18. Mai die Frauengemeinschaft aus dem Bistum Münster. An diesem Samstag, 18. Mai, gehen die katholischen Frauen im Dekanat Saarbrücken auf die Straße.

Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche müsse sich grundlegend ändern. So sollen sie Zugang zu allen Kirchämtern erhalten. Ein guter Anfang wäre die Weihe zu Diakoninnen, die erste Stufe des Weihsakraments, sagt Jost. Eine Weihe zur Priesterin wäre nachfolgend „natürlich wünschenswert“. Überhaupt sei es für sie unverständlich, wie die Kirche an so starren, alten Traditionen festhalten könne. In ihrem Alltag im Beerdigungsdienst beispielsweise erlebe Jost, dass es den Angehörigen viel wichtiger sei, dass sie wahrgenommen und ernst genommen werden und die Geschichte des Verstorbenen gewürdigt werde. Dass Beistand geleistet wird. Egal, ob von einem Priester, einem Diakon oder einer Gemeindereferentin. Egal, ob von einem Mann oder einer Frau. Zwar sei laut Jost die Kirche dabei, auch Frauen in Führungspositionen aufzunehmen, aber das reiche nicht aus.

Papst Franziskus hatte 2016 eine Kommission zur Rolle der Frau in der Kirche ins Leben gerufen. Zu einem Ergebnis sind die Fachleute allerdings nicht gekommen. Zu unterschiedlich seien die Meinungen gewesen, teilte der Papst am vergangenen Freitag mit, als er im Vatikan rund 850 Ordensoberinnen aus aller Welt empfing. Die Kirche könne nicht die Offenbarung ändern, sagte Franziskus.

Im Falle des Frauendiakonats müsse nachgeforscht werden, „was am Ursprung der Offenbarung war, und wenn da etwas war, es wachsen lassen. Wenn da nichts war, wenn der Herr dieses Amt nicht wollte, dann geht der sakramentale Dienst für die Frauen nicht“.

Eine weitere große Forderung von „Maria 2.0“ ist, denjenigen die anderen Schaden zugefügt haben und denjenigen, die solche Taten vertuscht haben, kein Amt mehr innerhalb der Kirche zu geben. In einem offenen Brief an Papst Franziskus fordern die katholischen Frauen, dass Täter an weltliche Gerichte überstellt werden und eine uneingeschränkte Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden.

„Es ist schwierig Menschen, die fern der Kirche stehen, zu erklären, warum man überhaupt noch dabei ist, bei all dem Grauen, das da in den letzten Jahren immer und immer wieder und immer mehr zu Tage getreten ist und tritt, und wie sehr uns der Umgang der meisten Amtsinhaber mit den Tätern, den Mittätern und den Opfern entsetzt“, sagt das kfd – Leitungsteam Saarbrücken-Burbach. Es fehle an glaubhaften Entschuldigungen und echter Hilfe für Missbrauchsopfer. Die Sexualmoral in der Kirche solle endlich der „Lebenswirklichkeit der Menschen“ entsprechend ausgerichtet werden, weshalb nach Ansicht der Frauengemeinschaft auch das Pflichtzölibat aufgehoben werden muss.

Jennifer Jost sagt, sie könne verstehen, wenn diejenigen fern von der Kirche, das, „über was wir diskutieren für völligen Quatsch halten“. Aber für die Frauen in der Kirche, die sich mit ihr identifizieren und darin verwurzelt sind, käme ein „stillschweigender“ Austritt nicht in Frage. „Uns liegt etwas an unserer Kirche“, weshalb sie mit der Protest-Aktion und einer Online-Petition zum offenen Brief an Papst Franziskus ein deutliches Zeichen setzen wollen. Die Petition läuft noch bis diesen Samstag, 18. Mai und wurde bisher über 20 000 Mal unterschrieben.

Bischof Stephan Ackermann habe sich „nach meinem Wissen noch nicht dazu geäußert“, sagt Jost. Wohl aber einige Priester aus Saarbrücken. „Sie finden es gut, dass wir ein Zeichen für eine strukturelle Veränderung setzen.“ Selbst an der Protestaktion beteiligen möchten sie die männlichen Amtsinhaber aber nicht.

Weitere Information zur Aktion „Maria 2.0“ unter www.mariazweipunktnull.de. Die Online-Petition ist  unter https://weact.campact.de/petitions/offener-brief-an-papst-franziskus-aus-anlass-des-sondergipfels-uber-missbrauch-in-der-kirche zu finden.

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