Landwirtschaft „Das ist auf jeden Fall ein 365-Tage-Job“

Obersalbach-Kurhof · Karoline und Christian Neu führen in Obersalbach-Kurhof einen großen Bauernhof in neunter Generation.

 Landwirt Christian Neu aus Obersalbach-Kurhof in seinem neuen Kälberstall.    

Landwirt Christian Neu aus Obersalbach-Kurhof in seinem neuen Kälberstall.    

Foto: Engel

1688: Johann Nikolaus Neu aus Hirtel und seine Frau Anna Maria, geborene Strässer, gründen in Kurhof, mitten in der „Kornkammer des Saarlandes“, den Johanneshof, im Volksmund bis heute Hannesse Haus genannt. Eine gute Zeit für Landwirte, trotz schwerer Arbeitsbedingungen. Damals stiegen, nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges,  die Preise für Feldprodukte, während Viehhaltung noch nicht die große Rolle spielte; das Problem der Winterfütterung war nicht gelöst. Dass die Gründer von Hannesse Haus sich Gedanken über die Zukunft gemacht haben, kann angenommen werden. Wahrscheinlich würden sie staunen über die Arbeitsbedingungen von Karoline und Christian Neu.

Die jungen Leute mit zwei Buben, zehn und zwei Jahre jung, führen heute in neunter Generation den Hof mit 250 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Sie teilt sich auf in Dauergrünland plus Anbauflächen für Weizen, Raps und Mais. Allein das Betriebsgelände rund um das Wohnhaus umfasst 1,5 Hektar. Das entspricht in etwa der Größe von drei Fußballfeldern.

In den Ställen stehen 150 Milchkühe, genauso viele Nachzucht-Kälber, plus zwei Deckbullen. „Das ist auf jeden Fall ein 365-Tage-Job“, sagt Christian Neu. Darüber hinaus spricht das Bauern-Ehepaar nicht nur über die hohe  zeitliche Belastung, sondern auch über bürokratische Hemmnisse, dauernd wechselnde Anforderungen, Dokumentationspflichten, teils doppelt und dreifach verlangt, über hohen Preisdruck, Tierarztkosten, Gentechnikfreiheit, über Klima, Tierwohl und mehr.

„Zur Zeit bläst uns der Wind in der Landwirtschaft recht kräftig ins Gesicht“, beklagt Peter Hoffmann, Präsident des Saarländischen Bauernverbandes. „Muss ihm rechtgeben, im Moment hat man den Eindruck, wir Bauern seien an allem schuld“, sagt Karoline Neu. Die Kurhofer Familie sucht die Offensive. Sie zeigt Interessierten bei regelmäßigen Stallführungen („Alle Türen stehen offen“) den Betrieb. Karoline Neu: „Das Interesse ist riesengroß, im Schnitt kommen um die 100 Besucher.“ Und die staunen, beispielsweise über zwei Melkroboter: „Die wissen genau, ob die jeweilige Kuh eine Milchzulassung hat“, sagt Frau Neu. Überhaupt sei verblüffend, wie viele Daten der Roboter bei jedem Melkvorgang dem Landwirt übermittelt, ergänzt ihr Mann: „Sogar die Kauschläge werden dokumentiert.“ Warum? Weil Kühe Wiederkäuer sind und wenn die Kauschläge nicht stimmen, sei dies ein Alarmzeichen. Die Tiere werden übrigens mit frischem Gras, Maissilage, Getreide- und Rapsschrot,  Stroh und Mineralien gefüttert.

Mit sogenannten Spaltenrobotern  hat die Technik einen weiteren wichtigen Arbeitsbereich in den Ställen revolutioniert, von dem Ahnherr Johann Nikolaus nicht einmal geträumt hätte. „Der Roboter schafft regelmäßig die Kuhfladen aus der Halle in den großen Güllebehälter“, sagt Christian Neu, eine deutliche Arbeitserleichterung. Denn der Bauer habe viele weitere Pflichten, etwa die Dokumentionsarbeit in Sachen Blauzungenerkrankung, bei der Gentechnikfreiheit, der Pflege der Tiere, bei Ernte und Pflege der Felder, und so fort.

Hinzu kommt die Eigenvermarktung, die Familie Neu seit einigen Jahren erfolgreich betreibt. In einem kleinen Verkaufsraum werden Agrarprodukte wie Kartoffeln, Wurst, Käse, Eier, auch vorgefertigte Mittagessen, Fleisch  sowie naturbelassene und gut gekühlte Frischmilch zum Selberzapfen angeboten. Karoline Neu: „Das Angebot kommt in der Bevölkerung prima an, ist für uns ein weiteres, wenn auch kleines Standbein, ohne das vieles nicht möglich gewesen wäre.“ Dass über all diese zeitgemäßen Anforderungen hinaus heutige Landwirte sogar den weltweiten Handel im Auge behalten müssen, überrascht. „Ist aber so“, bestätigt Bauer Neu.

Die nächste Hofführung durch den Kurhofer Bauernbetrieb ist am Freitag, 12. April, von 17 Uhr bis 19.30 Uhr.

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