Und die Orgel spielte Viva Colonia Gottesdienst mit Indianerfrauen und Kätzchen

Dudweiler · Eine Kölner Tradition kommt nun auch in Dudweiler zur Geltung. Die gläubigen Christen in der Heilig-Geist-Kirche freute dies offenbar sehr.

 Beim Karnevalsgottesdienst in der Heilig Geist Kirche war auch das Dudweiler Kinderprinzenpaar zugegen.

Beim Karnevalsgottesdienst in der Heilig Geist Kirche war auch das Dudweiler Kinderprinzenpaar zugegen.

Foto: Iris Maria Maurer

Ein ungewöhnliches Bild zeigte sich den Gottesdienstbesuchern am Sonntag in der Heilig-Geist-Kirche. Da saßen in den Bankreihen Indianerfrauen, kleine Tanzmariechen und Kätzchen, dazu Menschen mit bunten Kopfbedeckungen und Narrenkappen. Die Kirche hatte die Gläubigen zum zweiten Mal zu einem ökumenischen Karnevalsgottesdienst eingeladen. Geleitet wurde dieser gemeinschaftlich von Pfarrer Heiko Poersch, Pfarrerin Daniela Börger und der Gemeindereferentin Ute Gress.

Pünktlich um 11.11 Uhr startete der Gottesdienst mit dem Einzug der Standartenträger örtlicher Karnevalsvereine, gefolgt vom diesjährigen Dudweiler Kinderprinzenpaar. Auf der Orgel erklang feierlich „Viva Colonia“ unterstützt von rhythmischem Klatschen der Besucher. „Ich sehe in dieser Form des Gottesdienstes keinen Widerspruch zur kirchlichen Tradition. Vielmehr ist es ein Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft. Man darf auch feiern“, erklärte Börger: „Die Lieder für diesen Sonntag habe ich bewusst nach Schunkelfähigkeit ausgewählt. Allgemeines Mitwippen ist durchaus angebracht“. Ursprünglich stammt die Pfarrerin, die für einige Monate als Aushilfe in Dudweiler tätig ist, aus Köln, wo Karnevalsgottesdienste bereits seit vielen Jahren Tradition sind und selbst im Dom gefeiert werden.

In Dudweiler hatte die Einführung Ulrich Jäckels, Präsidiumsmitglied des Ausschusses Dudweiler Faasenacht, angeregt. „Karneval und christliche Traditionen sind eng miteinander verbunden. Das Feiern vor der Fastenzeit ist schon seit jeher Brauch. Und gerade durch die vielen karnevalistischen Aktivitäten hier fand ich die Idee besonders angebracht und freue mich, dass sie von den Kirchengemeinden so gut aufgegriffen wurde“, so Jäckels. „Der Alltag ist oft ernst genug, da darf die Kirche auch ruhig mal eine fröhliche Seite zeigen“, sagte Heiko  Poersch bei seiner Ansprache.

Im Mittelalter war Karneval das Aufbegehren der Armen gegenüber den Mächtigen, die lächerlich gemacht wurden. Alles andere als lächerlich war die Predigt, die Pfarrerin Börger als „Büttenpredigt“, also in gereimter Form, von der Kanzel aus vortrug. Sie zog Parallelen von uniformierten Soldaten zu den Uniformen im Karneval und appellierte an den Frieden. „In Uniform sind alle gleich, ob wir arm sind oder reich. Aber wenn wir einander friedlich gesonnen, so wird damit Gottes Herz gewonnen“. Auch an die Befreiung des KZ Auschwitz erinnerte sie, ein Ereignis, das sich nun zum 74. Mal jährte. Natürlich fanden in diesem Gottesdienst trotz des Themas auch vertraute Elemente wie die Schriftlesung, Fürbitten und Segensgebete ihren Platz. Doch auch die Aussage des Eingangspsalms passte perfekt: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsal hält, weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt.“

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