Weihnachtsmusik Kammerorchester führt das Publikum durch fünf Jahrhunderte

Riegelsberg · Von Astrid Karger

 Das Kammerorchester Riegelsberg beim Konzert in der katholischen Kirche St. Josef.

Das Kammerorchester Riegelsberg beim Konzert in der katholischen Kirche St. Josef.

Foto: Astrid Karger

Der zweite Weihnachtsfeiertag, 17 Uhr, ist nicht nur für viele Riegelsberger ein fester Termin. Auch von weiter her kommen die Besucher zum Weihnachtskonzert des Kammerorchesters Riegelsberg. Die katholische Kirche St.Josef ist bis in die hinteren Reihen besetzt.  Das Kammerorchester Riegelsberg feierte 2017 seinen 60. Geburtstag. Zu Weihnachten führt Dirigent Ewald Becker mit den Komponisten Giuseppe Torelli, Ottorino Respighi, Charles Ives und Wolfgang Amadeus Mozart durch fünf Jahrhunderte, denn Respighi, der wie Ives im 20.Jahrhundert lebte und komponierte, griff für seine „Alten Tänze und Weisen für Laute“ auf Werke der Renaissance und des Barock zurück.

Zwischen letzter Probe und Konzert nehmen sich Dirigent Ewald Becker und die Geiger Hans Buschauer und Herbert Kiemes Zeit für ein kurzes Gespräch, wobei Buschauer zwar nur fast Gründungsmitglied ist, aber „seit Jahrzehnten zum Inventar gehört,“ wie es Herbert Kiemes formuliert.

Bei Gründung waren es hauptsächlich Riegelsberger, heute kommen Mitspieler aus Saarlouis, Wadgassen, Dillingen, Kleinblittersdorf oder Tholey, es ist das älteste Amateurorchester im Saarland. Beim Jubiläumskonzert im Herbst spielte auch der ehemalige Banker und passionierte Musiker Walter Glössner mit, insbesondere im Raum Saarbrücken bekannt für sein ehrenamtliches Engagement für die Kammermusik, und immerhin 86 Jahre alt. Dreißig Jahre dabei zu sein ist nicht ungewöhnlich, Nachwuchs ist dringend erwünscht!

Ein junger Mann ist der Stimmführer der Celli, Thomas Heinz. Nach drei Jahren intensiven Instrumentalunterrichts wollte er endlich mal in einem Orchester spielen, sein Cellolehrer schickte ihn nach Riegelsberg, dort könne er sich entfalten und Spaß haben. Der Spaß sei ganz wesentlich der Freundlichkeit von Ewald Becker zu verdanken, der das Laieneorchester mit niemals erlahmender Geduld auch durch schwierige Partien leitet.

Becker war Lehrer am Saarbrücker Gymnasium am Schloss, am Pult des Kammerorchesters steht er seit 2009. Sie spielen klassische Musik, besonders festlich an Weihnachten, aber auch mal ein reines Bachkonzert oder ein folkloristisches Programm. Becker sucht auch immer die Verbindung mit der Neuzeit.

Die Dirigenten prägen das Orchester von Beginn an. Hans Buschauer erzählt von den Anfängen 1957. Dem damaligen Bürgermeister war die hohe Zahl musizierender Menschen in Riegelsberg aufgefallen, seiner Initiative sei die Bildung der Orchestervereinigung zu verdanken. Der Bratscher Ernst Hoenisch, damals Dozent am Staatlichen Konservatorium, formte mit „großer Akribie“ das Orchester, widmete sich besonders den Streichern. Die etwas vernachlässigten Bläser verließen das Orchester, das so zum reinen Streichorchester wurde. Für das diesjährige Weihnachtskonzert wurden mit Jonathan Ernst und Gregor Zeyer zwei noch nicht zwanzigjährige Trompeter engagiert.

„Jungen Leuten eine Plattform zu geben, sich solistisch zu zeigen,“ gehört zum Programm der Riegelsberger, Ewald Becker betont das große Potential der Region. Von der Empore aus fragt Jonathan Ernst später mit seiner Trompete in Charles Ives’ Komposition „The unanswered question“ nach dem Sinn. Die Mozartsinfonie zum Abschluss antwortet ganz einfach mit Schönheit.

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