Betreuung für Kinder aus fernen Ländern Junge Saarbrückerin hilft kranken Kindern

Saarbrücken · Per Zufall lernt die Saarbrückerin Julia Veauthier die kleine Bibi aus Afghanistan kennen. Die Begegnung verändert Veauthiers Leben. Inzwischen kümmert sie sich ehrenamtlich um zahlreiche Kinder.

 Julia Veauthier (links) hat Kontakt zu Nathalie Witté von der Organisation „Friedensdorf International“ aufgenommen, weil sie sich um ein kleines Mädchen aus Afghanistan kümmern wollte. 

Julia Veauthier (links) hat Kontakt zu Nathalie Witté von der Organisation „Friedensdorf International“ aufgenommen, weil sie sich um ein kleines Mädchen aus Afghanistan kümmern wollte. 

Foto: Sebastian Zenner

Alles fing mit einem Besuch im Krankenhaus an. Julia Veauthier, eine 34 Jahre alte Saarbrückerin, besuchte den Sohn einer Freundin im Klinikum auf dem Winterberg. Im Spielzimmer bemerkte sie plötzlich die schüchternen Blicke eines kleinen Mädchens, das sich am Türrahmen anschmiegte. In dem Moment lief die Kleine aufgeregt davon – um wenig später wieder so vorsichtig wie neugierig an der Spielzimmer-Tür aufzutauchen. Wie sich schnell herausstellte, handelte es sich um die damals fünfjährige Bibi aus Afghanistan. Um sie kümmert sich die Organisation „Friedensdorf International“, die Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten medizinisch notwendige Behandlungen in kooperierenden Krankenhäusern in Deutschland ermöglicht.

„Bibi fasste erst beim zweiten Treffen Vertrauen und kam zu uns“, erinnert sich Veauthier an die ersten Kontaktversuche im Februar 2017. Eine Woche später wurde der Sohn ihrer Freundin aus dem Krankenhaus entlassen. „Ich konnte Bibi aber nicht alleine lassen und wollte sie unbedingt weiterhin besuchen“, berichtet Veauthier: „Mir war aber auch klar, dass ich nicht einfach täglich im Krankenhaus auftauchen und mit Bibi spielen kann, wenn die Aufsichtspflicht bei der Organisation liegt. Deshalb wollte ich das offiziell abklären.“ So entstand der Kontakt zu Nathalie Witté (32), der für Saarbrücken zuständigen Friedensdorf-Mitarbeiterin. Nach einem Kennenlern-Treffen entschied sich Veauthier zum Besuch eines Ehrenamts-Seminars in Oberhausen, um Bibi offiziell betreuen zu dürfen.

„Als ich dort im Friedensdorf ankam und die vielen Kinder sah, war es um mich geschehen“, erinnert sich Veauthier: „Sie tragen alle ein schweres Schicksal mit sich, aber haben dennoch eine so große Lebensenergie. Mir war klar, dass ich mich auch weiter engagieren wollte, wenn Bibi nicht mehr in Deutschland ist.“ Mittlerweile ist Veauthier die ehrenamtliche Krankenhausbetreuerin für Friedensdorf-Kinder in Saarbrücken. Sie nennt es „eine sinngebende Herzensangelegenheit“.

„Es handelt sich bei unseren etwa 180 Kindern im Dorf nicht um Flüchtlingskinder. Die Familien stellen ihre Kinder bei unseren Partnerorganisationen vor – in Afghanistan ist das zum Beispiel der Rote Halbmond. Dort wird dann nach bestimmten Kriterien entschieden, ob die Kinder an uns vermittelt werden können“, erklärt Nathalie Witté: „Die Kinder stammen in den meisten Fällen aus ärmlichen Verhältnissen und leiden an Krankheitsbildern, die im Herkunftsland nicht behandelt werden können.“

Wie im Falle der kleinen Bibi, die an einer sogenannten Kiefer-Ankylose, also einem steifen Unterkiefer leidet. Ihr Mund ließ sich anfangs nicht öffnen – ein lebensbedrohlicher Zustand. Die Behandlung von Dr. Herbert Rodemer, dem Chef der Mund-, Kiefer- und Gesichts-Chirurgie im Klinikum Saarbrücken, hat diese Situation entscheidend entschärft. „Ihr Mund ist zwar noch immer versteift, aber geöffnet. Sie kann essen, was vorher gar nicht möglich war“, sagt Witté. Es gibt sogar Hoffnung darauf, dass eine weitere Behandlung die Versteifung lösen könnte. Zunächst reist Bibi jedoch wieder zurück zu ihrer Familie in die afghanische Provinz Lugar. Auf ein Wiedersehen mit Julia freut sich die Sechsjährige aber schon jetzt.

 Die kleine Bibi war zur Behandlung im Saarbrücker Winterberg-Klinikum. Dort lernte sie Julia Veauthier kennen.

Die kleine Bibi war zur Behandlung im Saarbrücker Winterberg-Klinikum. Dort lernte sie Julia Veauthier kennen.

Foto: Veauthier
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