Kevin Naßhan und das Silent Explosion Orchestra Junge Leute mit Liebe zum satten Sound

Er ist Drummer und hat eine Bigband gegründet: Kevin Naßhan, Student der Saarbrücker Hochschule für Musik, hat viel vor mit dem „Silent Explosion Orchestra“.

 Vor der Kulisse der Gebläsehalle im Weltkulturerbe versammelt sich hier das „Silent Explosion Orchestra“. Die Truppe, überwiegend aus Studierenden und Absolventen der Saarbrücker Musikhochschule, spielt in den nächsten Wochen zwei große Konzerte und legte gerade ihre Debüt-CD vor.

Vor der Kulisse der Gebläsehalle im Weltkulturerbe versammelt sich hier das „Silent Explosion Orchestra“. Die Truppe, überwiegend aus Studierenden und Absolventen der Saarbrücker Musikhochschule, spielt in den nächsten Wochen zwei große Konzerte und legte gerade ihre Debüt-CD vor.

Foto: Esther Degen

Saarbrücken Höchst ungewöhnlich ist’s, wenn ein Jazzstudent, zumal von der trommelnden Zunft, ein eigenes dreißigköpfiges Jazzorchester aus der Taufe hebt: Kevin Naßhan hat es getan! Der Saarlouiser Schlagzeuger, Absolvent der Hochschule für Musik Saar (HfM), rief 2014 das überwiegend regional besetzte „Silent Explosion Orchestra“ (SEO) ins Leben und ist mit der Mammuttruppe recht erfolgreich unterwegs.

„Das Spielen in einer Bigband war schon immer ein wichtiger Bestandteil meines musikalischen Daseins und für mich der erste Kontakt zum Jazz überhaupt“, erzählt Kevin Naßhan. Seinen Einstand am Drumset einer Großformation feierte er als Jugendlicher beim Besuch eines Musikcamps im US-amerikanischen Michigan.

Danach schwang Naßhan bei der Landesschüler-Bigband Jazz Train, im Jugend Jazz Orchester Saar und im HfM-Jazzorchester die Stöcke. „Ich bin begeistert von der Power und Energie, die eine Bigband entfachen kann, und es ist eine tolle Aufgabe und ganz große Freude, ein solch großes Ensemble vom Schlagzeug aus mitzulenken.“ Immer mehr Ideen und Optionen kreisten im Kopf des Jazzstudenten, „was man alles mit solch‘ einer Band an Projekten verwirklichen kann“ - und da war’s nicht weit bis zur Gründung des eigenen Ensembles, zunächst in klassischer Bigband-Besetzung.

„Es war überraschend einfach, und innerhalb von ein bis zwei Wochen stand die Besetzung“, freut sich der Drummer: „Ich habe in meinem Umfeld, an der HfM und beim Jugend Jazz Orchester angefragt und von der Idee berichtet – und alle waren sehr schnell begeistert und hatten Lust darauf.“

Nicht zuletzt hielt Naßhan ein waches Auge darauf, „dass es charakterlich gut zusammen passt. Denn gute Stimmung und eine gute Atmosphäre sind vor allem bei solch einem großen Ensemble extrem wichtig“. Mit einem Altersspektrum zwischen 20 und 35 ist SEO ein junges Orchester; fast alle haben Jazz oder Schulmusik mit Schwerpunkt Jazz studiert, erzählt Naßhan.

„Es gab immer mal wieder Wechsel in der Besetzung, da manche das Saarland verließen oder es aus zeitlichen Gründen nicht mehr klappte. So waren auch regelmäßig Musiker aus Mannheim und Luxemburg mit dabei.“ Der Kern der Truppe freilich besteht aus Saarländern und Musikern, die heute im Saarland leben; ferner sind drei Mainzer fest integriert, so Naßhan. Von Anfang an zur Stammmannschaft zählen die beiden (Saar-)Vokalisten Andreas Braun und Svenja Hinzmann; letztere ist die einzige Frau im Team.

Wie kam’s nun zu dem markanten gemeinsamen Nenner „Silent Explosion Orchestra“? „Wir wollten einen Namen, der nicht nach einer traditionellen Jazzband, sondern jung und dynamisch klingt“, erklärt Naßhan: „Ich sehe die Band natürlich schon als Jazzband, versuche aber, über den Tellerrand hinauszuschauen und stilistisch offen für anderes zu sein.So war es von Anfang an meine Idee, viele verschiedene Projekte zu verwirklichen. Dies ist für eine Jazzband vielleicht ungewöhnlich oder auch ein Widerspruch, da die Bigband ja für einen bestimmten Stil und ein Genre steht. Dieser vermeintliche Widerspruch findet sich durch ‚Silent Explosion‘ im Namen wieder.“

Ganz oben bei Naßhans Konzept rangiert stilistische Offenheit: „Jazzmusik ist ein sehr offenes Genre, das viele andere Musikstile beeinflusst, aber auch von anderen beeinflusst wird. Diese Offenheit will ich in unseren Programmen zeigen. Es ist ja generell schwierig zu sagen, wo Jazz beginnt und aufhört; außerdem ist es für mich auch Unterhaltungsmusik. Ich finde es wichtig, dass sowohl Musiker als auch Zuschauer Spaß haben.“

Naßhans SEO-Programme wollen „einen Mix aus Bekanntem und Unbekanntem präsentieren“, wobei bei populären Titeln„außergewöhnliche Arrangements“ vorherrschen sollen. Ein Anliegen ist es zudem, „die Einzelmusiker in ausgedehnten Soli zu präsentieren – diese Momente der Improvisation sind uns sehr wichtig“.

Überraschung als Konzept, das gilt für die musikalischen Gäste, für außermusikalische Themen, für die Bühnenaufbauten, fürs Licht oder auch eine Videoleinwand oder etwa den Einsatz von Tänzern. „Wichtig ist der direkte Kontakt zum Publikum. Meistens entsteht eine ganz tolle Energie, die sich auf das Publikum überträgt, aber auch auf umgekehrtem Weg. Wenn wir merken, dass das Publikum gut drauf ist, setzt das bei uns wieder Prozentpunkte frei. So entsteht ein tolles Miteinander“, schwärmt der Schlagmann, der auch die SEO-Akquise selbst managt – und zwar höchst erfolgreich.

So war das Ensemble bereits bei den Saarwellinger Jazztagen, bei WND-Jazz, bei der Musikbühne Saar (SR3), beim Stadtfest Ottweiler und im Saarlouiser Theater am Ring zu hören. Es gab eine Frank Sinatra Galashow in Dillingen; Gäste wie Detlev Schönauer und die Tanzgruppe LindyHop aus Saarbrücken konnten begrüßt werden. Außerdem trat SEO mit Pe Werner und den US-Sängern Deborah Woodson und Kirk Smith auf.

Für die Debüt-CD „Proloque“ (JazznArts Records) konnte sich Ensemblechef Naßhan nun „einen großen Traum erfüllen und ein Streichensemble in unsere Band integrieren. Für diese CD haben wir auch erstmals eigene Titel komponiert und komplett neue Arrangements für uns anfertigen lassen.“ Das CD-Programm mit Streichern wird nun auch im April beim großen Auftritt von Kevin Naßhans Silent Explosion Orchestra beim Internationalen Jazzfestival St. Ingbert  erklingen.

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