Wo man in Saarbrücken rumänische Spezialitäten bekommt. Alles wie bei uns, nur ganz anders

Gersweiler · Jürgen Schnabel nutzt die Pause und baut sein zweites Standbein aus: den Weinhandel.

 Jürgen Schnabel, Inhaber von Schnabels Restaurant in Gersweiler, bietet in seinem Laden rumänischen Wein und Spezialitäten an.

Jürgen Schnabel, Inhaber von Schnabels Restaurant in Gersweiler, bietet in seinem Laden rumänischen Wein und Spezialitäten an.

Foto: BeckerBredel

Rumänisches Essen ist wie anderes gutes Essen auch, „aber ganz anders“. Krautwickel zum Beispiel, sagt Jürgen Schnabel, die sind so wie im Saarland, „aber ganz anders“, kleiner. Oder die  Mici. Das sind Hackfleischröllchen, erklärt Schnabel, „wie Cevapcici, nur ganz anders“. Jürgen Schnabel ist Siebenbürger Sachse, in Rumänien aufgewachsen. Und er ist Koch.  Dennoch: Wenn man ihn nach der rumänischen Küche fragt, kommt er aus dem Aufzählen nicht mehr heraus.

„Unheimlich viel Gemüse“ werde in Rumänien verkocht, sagt er. Und Polenta sei „dort wie Brot bei uns“. „Viele Suppen, auch saure Suppen, Kohlsuppen“, stehen in Rumänien auf dem Speiseplan. Die rumänische Küche hat aber auch einen orientalischen, einen österreichischen Einschlag. „Mehlspeisen, ganz klar“, zählt Schnabel auf. Die rumänische Küche sei so vielfältig, weil in dem kleinen Land im Osten Europas 32 Nationen leben, was wiederum daran liege, dass hier ein Krieg nach dem anderen getobt hat und immer jemand geblieben ist, sagt Schnabel.

Manchmal serviert Jürgen Schnabel in seinem Restaurant in Gersweiler, in dem er sich ansonsten auf saarländische und elsässische Küche konzentriert,  auch Spezialitäten aus seiner Heimat. Zurzeit natürlich nicht. Er nutzt die Zwangspause, die ihm die Pandemieverordnungen auferlegen, um seine Küche zu renovieren. Und er konzentriert sich auf sein zweites Standbein: einen Laden mit rumänischen Weinen.

Diese Weine werden im Saarland  unterschätzt, findet der Gastronom, der etwa 20 Kilometer vom Dracula-Schloss entfernt geboren wurde. Für ihn gehören sie zum Leben. Schon als Kind habe er in Siebenbürgen Erfahrungen mit dem hausgemachten Wein seiner Familie gemacht. „Ich war in den jüngsten Jahren dabei, wenn die Trauben gelesen wurden, wenn Kartoffeln gegen Trauben getauscht wurden, um sie anschließend für einen leckeren Hauswein zu keltern“, erinnert er sich. Und wenn sein Opa dann in den Lehmkeller ging, um eine Flasche Wein zu holen, dann sei das immer etwas Besonderes gewesen. „Wenn ich mich schickte, durfte ich auch einen Schluck probieren“, sagt Schnabel.

Inzwischen muss er nicht mehr brav sein, wenn er guten Wein verkosten will. Es ist sein Beruf. Schnabel importiert Weine von Spitzenwinzern. Besonders gerne erzählt Jürgen Schnabel von Helmuth Gaber. Die Geschichte geht so: Der Sohn eines siebenbürgischen Weinbauern  kaufte nach dem EU-Beitritt Rumäniens das nach dem Zweiten Weltkrieg enteignete Land seiner Vorfahren zurück und pflanzte 2011 die ersten neuen Weinstöcke. Inzwischen habe er mit seinem „Wein vom Königsboden“ ein Spitzenprodukt im Sortiment, schwärmt Schnabel.

Der Wein ist allerdings nicht das einzige Lebensmittel, dass er aus Rumänien kommen lässt. Auch die Mici, die Hackfleischröllchen kommen tiefgefroren aus seinem Heimatdorf nach Saarbrücken. „Ich verwende ja im Restaurant selbst ganze Tiere, aber die Mici kriege ich einfach nicht so gut hin wie dieser Metzger im Dorf, aus dem ich stamme“, erzählt Schnabel.

In Rumänien esse man diese Mici unter anderem im Brötchen und bekomme sie quasi an jeder Ecke. „Mici“, sagt Jürgen Schnabel, „sind in Rumänien also so etwas wie bei uns im Saarland die Rostwurst, nur ganz anders.“

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