Geklonter Kandidat Josephine ist schon da
Das Haar im Wind, das Lächeln einnehmend – Josephine Ortleb, die Direktkandidatin der SPD im Wahlkreis 296 strahlt Passanten so kurz vor der Bundestagswahl von unzähligen Plakaten an. Aber damit nicht genug. Wer derzeit in Saarbrücken unterwegs ist, hat gute Chancen, Josephine, die Erste – wie sie sich gerne selbst auf Plakaten betitelt – in Fleisch und Blut zu begegnen. Ich zumindest begegne ihr fast täglich. Ich besuche das Weinfest am Staden, Josephine ist auch da. Ich bin an einem verregneten Tag auf dem Mainzer Straßenfest unterwegs, die junge SPDlerin ebenfalls. Ich nehme Pressetermine wahr, so auch Josephine. Ich laufe in aller Herrgottsfrühe in Saarbrücken zur Saarbahn, wer begegnet mir? Die leibhaftige Josephine. Ich trinke freitags ein Feierabendbier im Kurzen Eck. Direkt davor liegt ein Wahlplakat von besagter Person. Wer hebt es auf? Die echte Josephine! So langsam wird es unheimlich. Kein Schritt, kein Tag mehr ohne Josephine.
Für ihre Omnipräsenz gibt es mehrere mögliche Erklärungen. Entweder ich leide unter Verfolgungswahn. Oder aber Josephine Ortleb ist einfach die sympathische Blondine von nebenan, eine Politikerin zum Anfassen, die sich gerne und oft in der Öffentlichkeit zeigt. Ihrer Ansicht nach erreicht man mehr potenzielle Wähler, wenn man zu ihnen nach Hause geht. Die Sozialdemokraten haben sich sogar vorgenommen, mindestens an 12 000 Türen im Wahlkreis zu klingeln. Nun, der wohl einzige Ort an dem ich Josephine noch nicht gesehen habe, ist in meiner Wohnung. Aber der Kuchen steht vorsorglich schon einmal bereit. Man weiß ja nie.
Je länger ich jedoch überlege, desto mehr verhärtet sich meine eigentliche Vermutung: Josephine Ortleb ist geklont! So gibt es nicht nur Josephine die Erste, sondern auch die Zweite, Dritte, und womöglich Vierte. Eine perfide, wie auch gut durchdachte Marketing-Strategie der Sozialdemokraten? Ihre Wählerschaft lässt sich allerdings nicht so einfach vermehren.
