Veranstaltungsreihe Old-School-Chansons sorgen für volles Haus

Saarbrücken · Malzeit“ präsentiert einmal monatlich die Chansonniers Jean-Marc Letullier und Norbert Bastian.

 Jean-Marc Letullier und Norbert Bastian bei ihrem jüngsten Auftritt im Saarbrücker Bistro Malzeit.

Jean-Marc Letullier und Norbert Bastian bei ihrem jüngsten Auftritt im Saarbrücker Bistro Malzeit.

Foto: David Lemm

„Si on chantait – wenn wir sängen – heißt das korrekt übersetzt auf Deutsch“, stellt Kunstwerk-Betreiber Lothar Bayer klar. Seit März treten im Kultur-Bistro „Malzeit“ einmal monatlich die beiden lothringischen Chansonniers Jean-Marc Letullier und Norbert Bastian als Duo auf. Die Idee kommt nicht von ungefähr. Denn bereits vor Jahren veranstaltete Bayer eine Chanson-Reihe, erklärt er in seinem Biergarten rauchend, während sich die frühsommerliche Abendsonne über dem ehrwürdigen St. Johanner Friedhof senkt. „Als Club mit Grenznähe geben wir Old-School-Chansons auf handwerklich hohem Niveau zum Besten“, erläutert er das Konzept. „Außerdem kredenzen wir ein Menü, freiwillig selbstverständlich – sowie unsere feinen Speisen à la carte.“

Damit hat Beyer offensichtlich ganz den Geschmack des älteren Publikums getroffen. Trotz der idealen Außenbedingungen haben es sich rund 50 Personen im abgedunkelten Schankraum des Bistros an den mit roten Tischtüchern versehenen Tischen bequem gemacht. Die Tischgespräche mit gelegentlichem Gläser-, Besteck- und Geschirrklirren und -klappern bilden gewissermaßen den Basso Ostinato der ersten Halbzeit des Abends. Denn im ersten Teil wird gelauscht, getrunken, gegessen, geschwätzt – aber nicht gesungen.

Das übernehmen die beiden Chansonniers Jean-Marc Letullier und Norbert Bastian erst einmal selbst. Mit ihrer unaufgeregten, völlig entspannten Art schaffen die beiden eine ungezwungene Atmosphäre, die zum Zuhören einlädt, aber keinesfalls zum mucksmäuschenstillen Innehalten verpflichtet. In der ersten Halbzeit spielen die beiden – musikalisch frei interpretierend – nicht nur Klassiker wie Charles Aznavours „La bohème“ und Georges Brassens „Les Copains d’Abord“, sondern warten mit eigenen Kompositionen auf. In „La Lettre“ besingen die beiden, freilich nicht ganz ohne Selbstironie, Norberts 42 Jahre währende Tätigkeit als Briefträger, in einer anderen Komposition geht es um die „Ewigkeit plus einen Tag“, erklärt Norbert auf Deutsch.

„Was müssen wir jetzt singen?“, fragt eine Besucherin aufgeregt ihren Mann, als man ihr das spiralisierte Lieder-Heft mit den Texten von etwa 30 Chanson-Klassikern reicht. Rundum schnellen hörbar Etuis auf, werden Brillen gezückt, raschelt Papier. Denn nach der „petite pause“ ist das Publikum am Zug. Und das glänzt mit ambitionierten Wohlklang und erstaunlicher Textsicherheit bei Klassikern wie Michel Delpechs „Por un flirt“, Michel Sardous „Les lacs du Connemara“ und natürlich auch Joe Dassins „Aux Champs-Élysées“.

Die Barden können sich völlig entkrampft aufs Gitarrenspiel kaprizieren und wollen „quelle publique de qualité“ gar mit auf Tour nehmen, witzelt Jean-Marc, der anschließend mächtig schmachtend Christophs „Aline“ vergeblich herbeischreit und gewaltige Singchöre heraufbeschwört. Der Abend zeige, dass „la Chanson française dazu einlädt, sich in Nostalgie und Melancholie über vergangene Lieben und versäumte Gelegenheiten zu ergehen“, kommentiert Floriane (38) den Abend. Und zugleich ermutigt sie, der Liebe und Poesie fortan an wieder mehr Raum und Aufmerksamkeit einzuräumen – im Sinne eines augenblicklichen „de faire vivre la poésie de l’instant“, wie der Abend eindrucksvoll zeigt.

Die nächsten Termine sind am 12. Mai und 14. Juni jeweils ab 19 Uhr  im Kunstwerk, Scheidter Straße 1. Reservierungen unter Tel. (06 81) 9 38 01 98 oder (01 72) 3 99 44 53.

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