Jazzfestival: Duo-Abend im Leidinger Jazz-Festival: Überzeugendes Doppel der Schlagzeuger

Saarbrücken · Von Oliver Sandmeyer

Schließt man die Augen, beflügelt die Musik die Fantasie, lässt Bilder vor dem inneren Auge entstehen, nimmt mit an imaginierte Orte: derart facettenreich klingen die Kompositionen des Eva Klesse Quartetts. Jedoch würde man mit geschlossenen Augen das spektakuläre Spiel der Bandleaderin verpassen. Mit hochgekrempelten Ärmeln spielt Eva Klesse im Saarbrücker Domicil Leidinger ihr Schlagzeug mit Besen, Schlegeln oder mit konventionellen Schlagzeug-Sticks – und manchmal reichen ihr auch einfach ihre beiden Hände. So entlockt sie ihrem Instrument eine Vielzahl an verschiedenen Klangfarben – und sorgt neben dem Rhythmus zusätzlich noch für melodiöse Elemente.

Die sympathische Klesse und ihre Mitmusiker – Evgeny Ring am Saxophon, Philipp Frischkorn an den Tasten sowie Robert Lucaciu am Kontrabass – haben mit „Obenland“ gerade ihr zweites Album veröffentlicht, aus dem sie im Rahmen des Saarbrücker Jazz-Festivals ein paar Kostproben gaben. Aber auch neue, unveröffentlichte Kompositionen spielt das Quartett: Das traurige „Still Enough“ mit seinen gezupften Klaviersaiten etwa. Oder als Kontrast das pure Lebensfreude versprühende „Back and Forth“.

Bei ihrem Konzert in Saarbrücken traf das Leipziger Eva Klesse Quartett auf seinen Saarbrücker Gegenpart, das Kevin Naßhan Quintett. Solche Doppelabende hat Festivalchef Wolfgang Krause beim aktuellen Festival neu im Angebot, um einen Austausch anzustoßen und letztlich jungen Saarbrücker Jazzern Kontakte zu ermöglichen.

Gemeinsamer Nenner an diesem Abend: beiden Bands steht ein Schlagzeuger vor. Das Quintett um den 25-jährigen Saarländer Kevin Naßhan spielt im schummrig-blauen Bühnenlicht an diesem Abend ausschließlich Eigenkompositionen: Diese räumen den fünf Musikern viel Platz für Improvisationen ein und überzeugen mit einer großen stilistischen Vielfalt.

Mal hektisch und schnell, mal zart und verträumt. Mal mit Latin-Einschlag, wie das vom israelischen Jazzer Shai Maestro inspirierte „Maestro“, bei dem Pianist Manuel Krass zusammen mit Saxofonist David Ascani und Niklas Müller an der Trompete das Publikum nach Kuba entführt. Oder die dreiteilige Suite „King Kong“ von Bassist Stephan Goldbach, der in seiner Komposition mit einem toll improvisierten Kontrabass-Solo zeigt, zu was er in der Lage ist.

Nach annähernd drei Stunden Musik lässt sich durch die gänzlich verschiedene Herangehensweise nicht bestimmen, wer den überzeugenderen Auftritt hatte. Es steht ganz klar 2:0 für den Jazz.

Das Jazz-Festival geht bis zum kommenden Sonntag. Heute um 20 Uhr spielt das Harold Mabern/Eric Alexander Quartet im Domicil Leidinger.

www.jazz-syndikat.de

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