SZ-Serie Daumendrücken in Saarbrücken Japaner fiebert erst mal mit den Deutschen

Saarbrücken · Marketing-Student Hirotaka Koda verfolgt die WM in Saarbrücken aufmerksam. Und er sieht für die deutsche Elf noch gute Titel-Chancen.

 Hirotaka Koda zeigt vor dem Rathaus St. Johann, dass ihm Saarbrücken und seine Wahrzeichen gefallen.

Hirotaka Koda zeigt vor dem Rathaus St. Johann, dass ihm Saarbrücken und seine Wahrzeichen gefallen.

Foto: Heiko Lehmann

Mit einem Grinsen und in einem Trikot der japanischen Fußball-Nationalmannschaft steht Hirotaka Koda vor dem Saarbrücker Rathaus. Er wartet auf den Interview-Termin mit der SZ. „Wir haben gewonnen“, sagt der 23-Jährige direkt nach einer tiefen Verbeugung zur Begrüßung. Japan hat sein erstes Gruppenspiel mit 2:1 gegen Kolumbien für sich entschieden. „Es war ein verrücktes Spiel, da wir 87 Minuten lang in Überzahl waren. Aber egal, wir haben gewonnen, und das ist super“, sagt Hirokata, der das Spiel mit Freunden in seiner Studentenbude guckte. Seit September studiert der Japaner in Saarbrücken an der HTW Marketing. Der 23-Jährige spricht kein Deutsch, dafür Englisch. „Mein Englisch reicht aus, um hier ein Jahr studieren zu können. In den USA hätte ich das nicht machen können. Aber ich bin froh, dass ich hier bin. Ich möchte Deutsch lernen und auch etwas von eurer Kultur kennenlernen.“

Auf die Frage nach Gemeinsamkeiten oder Unterschieden zwischen Japan und Deutschland sagt der Student sofort: „Du warst sechs Minuten zu spät.“ Und er fängt an zu lachen. „Was Ordnung und Pünktlichkeit angeht, sind wir mindestens genau so extrem wie die Deutschen. Vielleicht sogar noch ein bisschen extremer“, sagt der Japaner mit einem Augenzwinkern. Bei den Unterschieden fielen ihm von Anfang an die Offenheit der Deutschen auf – und die Öffnungszeiten. „Japaner sind viel schüchterner als Deutsche. Die Deutschen gehen direkt auf jemanden zu, das finde ich schön.

In Japan haben Supermärkte jeden Tag 24 Stunden geöffnet. Das ist hier ganz anders. Bei uns ist es normal, nachts einzukaufen“, sagt Koda. In seinem Heimatland haben Baseball, Tischtennis und Eiskunstlaufen einen viel höheren Stellenwert  als Fußball. „Wir haben etwa 130 Millionen Einwohner, aber die WM gucken nur so etwa 30 Prozent. Ich bin einer davon. Ich mag Fußball und bin Fan von Bayer Leverkusen und Julian Brandt. Die deutsche Nationalmannschaft finde ich auch stark. Sie gehört zu den Besten und wird gegen Schweden gewinnen“, sagt der Japaner. Er glaubt nicht so richtig daran, dass sein Heimatland die Gruppenphase übersteht. „Wir bräuchten noch zweimal so viel Glück wie im ersten Spiel. Ich glaube, das wird eng.“

Die beiden größten Unterschiede zwischen Japan und Deutschland sind aber wohl die Ernährung und die Begrüßung. „In Japan essen wir fast nur Sushi und Nudelsuppe. In Deutschland habe ich erst zweimal Sushi gegessen. Einmal in Düsseldorf, das war ein bisschen in Ordnung, und einmal in Saarbrücken, das ging gar nicht. Die Auswahl an Fisch ist viel zu klein, und bei uns ist auch alles viel frischer“, berichtet der 23-Jährige, der sich heute schon auf das nächste Sushi im September in Japan freut.

Bei der Begrüßung und zum Abschied gibt es in Japan nur die Verbeugung. Den Händedruck kennen die Japaner überhaupt nicht. Wir machen beides.

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