Jahresrückblick Messer, Sturm und Aufbruchstimmung

Messerstechereien, Diskussionen über die Sicherheit im Herzen der Stadt und ein Unwetter, das noch lange nachwirkte: Hinter Saarbrücken und Kleinblittersdorf liegt ein turbulentes Jahr. Aber es gab auch Erfreuliches zu berichten.

 Bei vielen Auseinandersetzungen in Saarbrücken hatten die Beteiligten Messer dabei. Und setzten sie auch ein.

Bei vielen Auseinandersetzungen in Saarbrücken hatten die Beteiligten Messer dabei. Und setzten sie auch ein.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Von 2018 verrinnen die letzten Stunden. Schon als das Jahr jung war, tauchte jenes Übel auf, das bis zum Ende nicht weichen sollte: Gewalt zwischen Gruppen junger Männer, die sich mitten in Saarbrücken entlud, ob auf offener Straße oder in Shisha-Bars.

Allein im November verzeichnete die Polizei binnen weniger Tage vier Angriffe, bei denen Messer, Schlagstöcke und vermutlich eine Pistole im Spiel waren. Es gab mindestens acht Verletzte.

Jüngst explodierte die Gewalt in der Nacht zum Sonntag, 23. Dezember. Auf den Saarbahnschienen in der Kaiserstraße standen sich rund 20 Betrunkene gegenüber. Die Kontrahenten: Hier eine Gruppe Deutscher, dort Zuwanderer vom Balkan, die in Frankreich leben. Erst ein Großaufgebot der Polizei bekam die Lage in den Griff.

An einer Messerstecherei zwischen Syrern und Afghanen vor dem Bahnhof hatte sich im Februar die anhaltende Diskussion über Gewaltverbrechen entzündet. Oberbürgermeisterin Charlotte Britz forderte von Innenminister Klaus Bouillon mehr Polizei für die Stadt. Darauf erklärte der Minister, laut Statistik sei die Zahl der Verbrechen in Saarbrücken von 2014 bis 2016 gesunken. Die Stadt brauche also keine zusätzlichen Polizisten. Doch es gibt andere, beunruhigende Zahlen. Die Saarbrücker Zeitung wertete Statistiken des Bundeskriminalamtes von 2013 bis 2017 aus und stellte fest: Saarbrücken gehört seit 2013 zu den zehn deutschen Großstädten mit den höchsten Verbrechenszahlen pro 100 000 Einwohner. Kein Wunder, dass die Forderungen nach zusätzlichen Sicherheitskräften nicht enden.

Die Stadt stockt zwar ihr Ordnungspersonal von zwölf auf 18 Mitarbeiter auf, betont aber, damit keineswegs Polizisten ersetzen zu können. Für den Kampf gegen Straftäter fehlten den Mitarbeitern des Ordnungsamtes schlichtweg Ausbildung und Kompetenzen.

Die CDU-Ratsfraktion sieht das anders. Sie beharrt auf ihrer Kritik, die Stadt nehme ja nicht einmal die ihr rechtlich ausdrücklich zugewiesenen Kompetenzen wahr und lasse sich zu oft von der Polizei aus der Patsche helfen.

Weitere Folge der Auseinandersetzungen: Der Landtag diskutierte über eine Waffenverbotszone in der City. Sie soll durch bessere Kontrollmöglichkeiten der Polizei und hohe Bußgelder Straftäter abschrecken. Am Hauptbahnhof wird es in der Silvesternacht eine solche Waffenverbotszone geben wie schon Anfang September. Bundespolizisten stellten damals drei Messer, einen Baseballschläger und einen Schraubenzieher sicher.

2018 war auch das Jahr der Baustellen. Beispiel Bahnhofstraße. 3,7 Millionen Euro gaben Stadt und Land für die Einkaufsmeile aus. Bevor die Sanierung der Oberfläche im Sommer 2016 begann, erneuerten die Stadtwerke bereits ab August 2013 die Leitungen aus den Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts.

Zudem brachte die Stadtverwaltung die Komplettsanierung der Wilhelm-Heinrich-Brücke, einer ihrer wichtigsten Verkehrsadern, über die Bühne. Doch Menschen mit einer Gehbehinderung können die Brücke nur schwer oder gar nicht überqueren. Die Bordsteine sind mit drei bis sieben Zentimetern zu hoch. Rollstühle und Rollatoren bleiben hängen. Die Stadt will 2019 die Übergänge flacher machen, sobald es warm genug ist.

Sorgen um ihre Existenz hatten nach einem Unwetter in der der ersten Juni-Nacht Menschen in der Gemeinde Kleinblittersdorf. Ein Gewitter tobte überm Saartal und richtete Schäden in zweistelliger Millionenhöhe an. Auch die Hilfsbereitschaft war riesig. 200 000 Euro an Spenden kamen für Kleinblittersdorf zusammen. Auch Land, Gemeinde und Regionalverband halfen.

In Kleinblittersdorf nahm 2018 zudem die Diskussion über eine Gießerei Fahrt auf. Bürger wollten wissen, ob von der Fonderie Lorraine, dem Aluminiumwerk im französischen Großblittersdorf, Gefahren für die Umwelt ausgehen. Das Werk präsentierte am 22. November Mess-Ergebnisse. Sowohl in den Produktionshallen als auch aus dem Schornstein gebe es keine kritischen Werte. „Bei Luftemissionen und Geruchsbelästigungen hält die Fonderie Lorraine alle gesetzlichen Vorgaben auf deutscher und französischer Seite ein und unterschreitet die Grenzwerte teilweise um ein Vielfaches“, sagte Marc Friedrich, der Generaldirektor der Fonderie Lorraine. Im Oktober hatte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz die ersten Staubmessungen in Kleinblittersdorf vorgestellt: Es gebe zur Halbzeit der Untersuchung keine Auffälligkeiten. Die Grenzwerte seien deutlich unterschritten. Eine Interessengemeinschaft (IG) aus Kleinblittersdorf hatte sich seit Jahren über Gestank und Lärm beschwert und das Aluwerk als Schuldigen ausgemacht. Mitglieder der IG bleiben trotz der Messergebnisse skeptisch. Die IG gab eigene Analysen wegen des Geruchs in Auftrag.

Mit ganz anderen Problemen hatten 2018 Saarbahn-Chef Peter Edlinger, seine Mitarbeiter und Zehntausende Kunden zu kämpfen: Busausfälle häuften sich wegen des Personalmangels derart, dass die Fahrt zur Arbeit oder zur Schule ein ums andere Mal puren Stress bedeutete. Um die Ausfälle in den Griff zu bekommen, trat im Oktober ein ausgedünnter Fahrplan in Kraft. Außerdem kündigte die Saarbahn GmbH eine Qualitätsoffensive an, um mit Service, Sicherheit und Sauberkeit Kunden versöhnlich zu stimmen. Und eine Tariferhöhung des Einzeltickets für die Kurzstrecke innerhalb von Saarbrücken (Wabe 111) wird es zumindest zum 1. Januar nicht geben.

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