Kunst in der Großregion Interreg-Projekt kontra Diskriminierung

Saarbrücken/Metz · Im Rahmen von „Bérénice“ entstand das Theaterstück „Après les Ruines“, das jetzt in Lüttich Premiere hat.

 Szenenbild aus dem Theaterstück „Après les Ruines“, das im Rahmen des Interreg-Projektes „Bérénice“ entstanden ist.  

Szenenbild aus dem Theaterstück „Après les Ruines“, das im Rahmen des Interreg-Projektes „Bérénice“ entstanden ist.  

Foto: Jean Noel Steeve

„Bérénice“ nennt sich ein Interreg-Projekt in der Großregion, das mit Kunst- und Kulturprojekten Diskriminierung bekämpfen will. Als grenzübergreifendes Netzwerk setzt es sich ein für soziale Inklusion und bessere Teilhabe gerade auch von Migranten.

„So wie im Saarland gibt es auch bei uns in Lothringen, in Luxemburg und Belgien viel Migration, deshalb haben wir das in den Mittelpunkt gestellt“, sagt Louise Beauchêne, die von Metz aus das „Bérénice“-Netzwerk und seine Projekte koordiniert.

„Bérénice“ berät etwa Künstler, die als Migranten in der Großregion gelandet sind, vermittelt ihnen Kontakte und unterstützt sie dabei, eigene künstlerische Projekte zu realisieren. „Bérénice“ fördert auch Veranstaltungen, die sich für kulturelle Vielfalt und gegen Diskrimierung einsetzen. Und das Netzwerk hatte einen Wettbwerb für neue Theaterstücke ausgelobt, dessen drei Siegerstücke nun in Theatern der Großegion aufgeführt werden.

Das Interreg-Projekt läuft schon seit 2017, doch am Saarland ging es bisher völlig vorbei. Wie das kommt? Das „Bérénice“-Projekt werde von fünf Partnern getragen, erklärt Beauchêne. Dazu gehören die Theater von Trier und Lüttich, der Eupener Kulturverein Chudoscnik Sunergia und in Metz die Cité Musicale (Metzer Musikspielstätten) sowie federführend das Festival „Passages“.

Eine saarländische Theater-Einrichtung sei leider nicht dabei. Man habe damals das Festival „Perspectives“ mit ins Boot nehmen wollen, das sei nicht möglich gewesen, da es schon für ein anderes Interreg-Projekt, die „Digitalen Steine“, Förderung erhielt. Und beim Staatstheater habe damals gerade Intendantenwechsel angestanden, sagt Beauchêne, da wollte Schlingmann für ihren Nachfolger nichts vorwegbestimmen.

Dass keine Saarbrücker Bühne zu den Partnern zählt, bedeutet nun aber nicht, dass keine saarländischen Künstler bei „Bérénice“ mitmachen. „Wir haben schon 2013 in einem grenzüberschreitenden Theaterprojekt der Großregion mitgearbeitet und dabei die Metzer Compagnie „Pardès rimomim“ kennengelernt“, erzählt Katharina Bihler von der Saarbrücker Formation „Liquid Penguin“.

Die Metzer Truppe gehört mit ihrem Theaterprojekt „Après les Ruines“ zu den Siegern des „Bérénice“-Wettbewerbs und hat Bihler und ihren Partner Stefan Scheib eingeladen, an der Umsetzung des Stücks teilzunehmen. Das Stück sei eine Kombination aus Dokumentartheater mit visuellen und musikalischen Elementen, erklärt Bihler, die dabei als Schauspielerin mitwirkt, während Scheib als Komponist elektro-akustische Sounds beisteuert.

Das Thema sind Geflüchtete, doch aus umgekehrter Perspektive. Da die mitwirkenden großregionalen Künstler selbst keine Flüchtlinge seien, beschäftige man sich damit, was die Fluchtgeschichten und „das Exil der anderen“ in ihnen, die schon lange hier leben, auslösen. „Ausgangsfragen waren: Was ist Exil, und wie können wir das überhaupt verstehen?“, erläutert Bihler.

(Sich) Fragen zu stellen sei im Laufe der fast einjährigen Entwicklungszeit dann das durchgängige Prinzip des Stücks geworden. So habe man sich etwa mit den unterschiedlichen Einbürgerungstests in Deutschland und Frankreich beschäftigt.

Unter der Regie des Metzers Bertrand Sinapi spielen drei Schauspieler und der Cellist André Mergenthaler auf der Bühne. „Es ist eine sehr schöne Arbeit geworden“, findet Bihler.

An diesem Wochenende wird „Après les Ruines“ im Theater Lüttich uraufgeführt, in den nächsten Monaten ist die Produktion dann auch im Theater Trier, in Eupen und am 27. September im Arsenal in Metz zu sehen, wo auch ein Kolloquium zum Thema grenzübergreifende Kulturarbeit mit Migranten stattfindet. Dort werden dann auch vorbildliche saarländische Projekte wie der Saarbrücker „Arrival Room“ und die St. Ingberter Theatergruppe „Schams“ vorgestellt.

 Szene aus der Inszenierung des Theaterstückes „Après les Ruines“, das am Wochenende seine Uraufführung erleben soll.  

Szene aus der Inszenierung des Theaterstückes „Après les Ruines“, das am Wochenende seine Uraufführung erleben soll.  

Foto: Bertrand Sinapi

Kontakt: Louise Beauchên, berenice@festival-passages.fr

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