Streit auf Facebook Rechte Rattenfänger oder ehrliche Kämpfer?

Saarbrücken · Ist „Fridays gegen Altersarmut“ ein rechtes Projekt? Deren Koordinatorin in Saarbrücken ist eine SPD-Frau, die dem widerspricht.

 Weil die Rente nicht reicht, sammeln in Deutschland Menschen Pfandflaschen.

Weil die Rente nicht reicht, sammeln in Deutschland Menschen Pfandflaschen.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Wer sagt, dass er gegen Altersarmut kämpft, muss kein guter Mensch sein. Im Gegenteil: Es gibt Menschen, die nutzen die Not älterer Menschen, um ein giftiges Süppchen zu kochen. Davor warnen auf der Internetplattform Facebook Menschen, die sich „gegen Rechts“ engagieren. Die bundesweite Gruppe „Omas gegen Rechts“ zum Beispiel, aber auch der Neunkircher Oberbürgermeister Jörg Aumann (SPD). Im Visier haben sie eine Gruppe, die sich auf Facebook formiert und dort gut eine Viertel-Million Mitglieder hat: „Fridays gegen Altersarmut“. Die Gruppe plant auch auf dem St. Johanner Markt in Saarbrücken am 24. Januar eine Mahnwache (die SZ hat berichtet).

„Fridays gegen Altersarmut“ sei nicht so edel und gut, wie sich die Gruppe gebe, sie habe „definitiv einen rechten Hintergrund“, schreiben die „Omas gegen Rechts“ in ihrer „Warnung“. „Außer Forderungen und rechter Hetze“ seien „keine konkreten Ziele, geschweige denn Hilfen für Betroffene ersichtlich“. Mit dem Schlagwort Altersarmut wollen die Rechten „wie die Rattenfänger eine möglichst große Gefolgschaft um sich scharen“, schreiben die „Omas gegen Rechts“.

„Fridays gegen Altersarmut“ eine rechtsradikale Tarnorganisation? Sylvia Josette Schuhe, die Frau, die die Mahnwache in Saarbrücken angemeldet hat, widerspricht.  Sie selbst ist seit vielen Jahren SPD-Mitglied. „Ich bin grundsätzlich gegen Rechts“, versichert die 61-Jährige, die bis zu einer schweren Erkrankung für die Gewerkschaft der Polizei gearbeitet hat, auf SZ-Anfrage. „Altersarmut ist ein wichtiges Thema, für das es sich lohnt, auf die Straße zu gehen, parteiunabhängig“, schreibt sie auf ihrer Facebookseite. „Deshalb lasse ich mich von nichts und niemanden in eine rechte Ecke stellen“, sagt sie. Sie „stehe weiterhin zu der Sache und denke, bei uns im Saarland brauchen wir keine Bedenken zu haben“.

Das sieht Parteifreund Jörg Aumann ganz anders. Der Neunkircher Oberbürgermeister verweist auf seiner Facebook-Seite auf die Gesinnung von Administratoren der „Fridays gegen Altersarmut“-Seite. In Facebook-Freundeslisten einiger dieser Administratoren seien Mitglieder der AfD und NPD. Außerdem geben Administratoren an, dass ihnen Facebookseiten wie „Gelbwesten Deutschland“ und „Intensiv Patrioten“, „Fridays for Hubraum“, „Freiheit statt EU-Diktatur“ und die Seite der AfD-Politikerin Alice Weidel gefallen. Es werde auch gegen an der Spitze der Klimabewegung stehende Frauen „gehetzt“, etwa gegen Greta Thunberg und Carola Rackete. Auch der Initiator von „Fridays gegen Altersarmut“, Heinz Madsen, wird der rechtsextremen Szene zugeordnet.

Madsen selbst schrieb am Dienstag auf der Facebook-Seite von „Fridays gegen Altersamt“: „Unsere Bewegung wird weder von der AfD geführt noch von einer anderen Partei. Wir sind unabhängig von Parteien und ideologischen Gruppierung und bleiben es auch.“ Susanne Bur, die sich für die an die französische Gelbwesten-Protesbewegung angelehnte „Gelbe Westen Saar­land“-Gruppe engagierte, hält die Vorwürfe gegen „Fridays gegen Altersarmut“ für „Antifa-Unsinn“. Sie sei im Dezember bei einer Demonstration in Mainz dabeigewesen. „Von rechts habe ich da nichts bemerkt“, schreibt sie auf Facebook. Sie ist der Meinung: „Diese und ähnliche Diffamierungen werden gezielt gesetzt, damit sich überhaupt niemand zusammenschließen kann, das ist von oben so gewollt. Jede, aber auch jede Gruppe, die sich eines regierungskritischen Themas annimmt, ist sofort rechts.“

Für den Neunkircher Oberbürgermeister Jörg Aumann hat „Fridays gegen Altersarmut definitiv einen rechten Hintergrund“. „Ich finde Altersarmut schlimm, sie muss bekämpft werden. Das ist Aufgabe eines Sozialstaates mit Anspruch. Jeder, der dieses Anliegen unterstützt, tut das Richtige“, aber eben nicht in dieser Gruppe, deren Inhalte auch „viele Genossinnen und Genossen“ verbreiten.

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