Bundesverdienstkreuz und Bürgermedaille Veit schlug ein neues Kapitel in der Theater-Geschichte auf
Saarbrücken · 1963 kam Inge Veit zum Saarländischen Landestheater. Unvergessen bleiben wird die 1936 in Wittenberg Geborene in Saarbrücken doch durch ihre zweite Karriere, die ihr die Bundesverdienstmedaille und die Bürgermedaille der Stadt Saarbrücken einbrachte.
Als Veit das Staatstheater verließ, setzte sie sich nicht zur Ruhe, sondern gab die Schauspielkunst, die sie vor allem auch als ein Handwerk betrachtete, an jüngere und ältere Menschen weiter.
Anfang der 90er Jahre übernahm Veit die Leitung eines Theaterkurses an der Akademie für Ältere – und schlug damit ein neues Kapitel in der Geschichte des saarländischen Amateurtheaters auf. „Die Herbst-Zeitlosen“ haben unsere Vorstellung davon, was ältere Damen von 60 bis über 80 auf einer Bühne leisten können, über den Haufen geschmissen. „Die Herbst-Zeitlosen“ sangen und spielten auf der Bühne, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, ganz ohne Scheu und mit einer Kraft, die mancher Profi mit 30 nicht bringt. In 17 Jahren stemmten sie acht Eigenproduktionen, ihre mehr als 200 Aufführungen waren immer ausverkauft.
Ob Brecht- oder Schlager-Revuen oder die Geschichte von „Schultze Kathrin“, mit der die Gruppe sogar in der Berliner Saarvertretung und in der Parnterstadt Nantes umjubelte Auftritte hinlegte – Veits Stücke zeigten immer auch Haltung, politisch und für die Frauen-Emanzipation. Hinter dem Erfolg steckte harte Arbeit. Veit forderte viel, von sich selbst wie von den anderen. Sie habe ihre Seniorinnen mit Korken im Mund Sprechtecknik üben lassen, bis das Gebiss rausgeflogen sei, sagte sie einmal.
Kämpferisch und freiheitsliebend war Veit, die ihre Theaterkarriere in der DDR begonnen hatte und sich bald schon nach Westen abgesetzt hatte. Als sie 2010 die „Herbst-Zeitlosen“ aufgab, hatte sie schon zu kämpfen gegen eine schwere Krankheit. In vergangenen Jahren hat sie sich ganz zurückgezogen. Anfang des Jahres ist Inge Veit verstorben.
