HIer bahnt sich ein Teamvorstand an In Quierschied geht eine Ära zu Ende
Quierschied · Roswitha Riechert verabschiedet sich nach Jahrzehnten als Vorsitzende des 1585 Mitglieder starken Kneipp-Vereins.
Bewegungsdrang hat einen Namen: Roswitha Riechert. 82 Jahre jung und voller Energie, mit Frohsinn gesegnet und mit Reiselust. Nicht zu vergessen die Geselligkeit. Wir sind zu ihr nach Hause eingeladen, und das hat einen ganz besonderen Grund: Die Seniorin, die dem Bekanntheitsgrad eines bunten Hundes locker und geschmeidig den Rang abläuft, hört auf - nach 25 Jahren als 1. Vorsitzende des Kneipp-Vereins Quierschied. Dass dies ein herausragender Verein ist, lässt sich allein schon an einigen wenigen Zahlen ablesen. Aktuell 1585 Mitglieder, 40 Bewegungsgruppen und 18 Übungsleiter. „Sie sind allesamt gut ausgebildet, es ist das A und O“, sagt die quirlige Dame, in deren Amtszeit die Mitgliederzahlen um das Dreifache wuchsen.
Nun ist sie ja noch fit wie einst im Mai, warum also kandidiert sie nicht mehr für das Amt der 1. Vorsitzenden? Und: Schwingt da sehr viel Wehmut mit? „Wehmut? Nein, es ist eher eine Erlösung“, sagt die Kneippianerin, es sei doch sehr viel Arbeit, die man zu bewältigen habe. Und die werde auch nicht weniger - ganz im Gegenteil.
„Es gibt so viele Neuerungen im Ehrenamt, beispielsweise die Datenschutz-Vorschriften. Es wird alles immer umfangreicher und anspruchsvoller“, stellt die Vereinschefin fest. Um gleich zu erzählen, dass sie selbstredend noch weitermacht - mit der Organisation diverser Fahrten. „Ich höre nicht ganz auf“, erkärt sie, um gleich mal ihre unzähligen Aktivitäten aufzuzählen. Einen Sonntagstreff hat sie dieses Jahr eingeführt, dann gibt es an jedem letzten Donnerstag im Monat eine Einladung zum Kartenspielen und vier Fahrten im Jahr, die die 82-Jährige mit Freude noch managt. Haus und Garten pflegt sie auch noch ganz allein, macht Wasser- und Wirbelsäulen-Gymnastik sowie auch Aqua-Jogging mit Gleichgesinnten. So viel Action hält offenkundig munter, Pfarrer Kneipp hätte an der Musterschülerin sicherlich seine helle Freude. „Ich habe alles erreicht, was man erreichen kann“, sagt sie und blättert in ihren Aktenordnern. Dort wird sie fündig, was Ehr’ und Lorbeer angeht. Beispielsweise erhielt sie die Bürgermedaille der Gemeinde Quierschied und die saarländische Ehrenamtsnadel, war mit ihrem Verein Monatssiegerin beim SZ-Wettbewerb „Saarlands Beste“ und - last not least - bekam die Seniorin auch noch die Bundesverdienstmedaille ausgehändigt. Über 30 neue Mitglieder seit Anfang dieses Jahres kann sich Roswitha Riechert auch noch freuen. „Wir haben aber auch viele Sterbefälle“, fügt sie noch hinzu.
Die Quierschiederin war aber nie nur ganz auf den Kneipp-Verein fixiert, dem sie seit mehr als 32 Jahren die Treue hält. Sondern 20 Jahre auch Mitglied im Eis- und Rollsportclub Saarbrücken, im Vespa-Club sowie im örtlichen Heimat- und Verkehrsverein. Überdies war die reiselustige Rentnerin gerade mal in Ägyten und ist im Mai in der Türkei zu finden. Von Stillstand hält sie nichts. Lieber taucht sie ein ins große Getümmel.
Im Übrigen läuft beim Quierschieder Kneipp-Verein alles auf einen Teamvorstand hinaus, wie er bereits in Friedrichsthal praktiziert wird. Alles Weitere entscheiden die Mitglieder in der Jahresversammmlung am 21. April um 16 Uhr in der Alten Näherei (Holzer Straße).