Paukenschlag in Berlin Herber Rückschlag beim Impfen – Astrazeneca-Stopp auch im Saarland

Saarbrücken · Nach Meldungen über Thrombosen bei Geimpften zieht die Bundesregierung das Vakzin vorerst aus dem Verkehr. Mehr als 24 000 Saarländer haben das Mittel bereits bekommen.

Foto: dpa/Victoria Jones

Deutschland setzt die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca vorerst aus. Die Entscheidung sei eine „reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Das Saarland und die meisten anderen Bundesländer stellten die Impfungen mit Astrazeneca sofort ein. Auch andere EU-Staaten wie Frankreich stoppten das Präparat.

Spahn erläuterte, die Entscheidung gehe auf sieben Fälle zurück, bei denen Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung stünden. „Es ist sehr selten aufgetreten“, sagte er und wies darauf hin, dass hierzulande mittlerweile über 1,6 Millionen Impfungen mit Astrazeneca verabreicht wurden. „Es geht um ein sehr geringes Risiko – aber, falls es tatsächlich im Zusammenhang mit der Impfung stehen sollte, um ein überdurchschnittliches Risiko.“ Nach SZ-Informationen soll unter den sieben Fällen auch eine Frau Anfang 60 sein, die nach ihrer Impfung am 3. März aktuell im Winterberg-Klinikum Saarbrücken behandelt wird. Das Klinikum wollte aus Datenschutzgründen keine Angaben machen; man stehe aber mit den Behörden im engen Austausch.

Den vorläufigen Stopp empfohlen hatte das zuständige Paul-Ehrlich-Institut. Bei der Analyse neuer Daten sehe man eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Thrombosen in Hirnvenen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit Astrazeneca. Die Daten würden von der Europäischen Arzneimittelagentur weiter analysiert und bewertet.

Der Astrazeneca-Impfstoff macht im Saarland 29 Prozent der bereits gelieferten und bis Ende März erwarteten Impfdosen aus. Mehr als 24 000 Saarländer haben ihre Erstimpfung mit Astrazeneca schon erhalten, darunter Ärzte, Pflegekräfte und Heimmitarbeiter. Gedacht war der Impfstoff auch für Lehrer, Erzieher und Polizisten. Die Zweitimpfung mit Astrazeneca hat noch niemand erhalten. „Wir gehen sehr sorgfältig mit der Situation um“, sagte Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU). Am Abend gab das Ministerium bekannt, dass zumindest in dieser Woche alle Impftermine in den Impfzentren aufrecht erhalten bleiben. Statt Astrazeneca sollten dann Biontech und Moderna verimpft werden. Am Freitag wollen Bund und Länder das weitere Vorgehen beraten.

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach kritisierte, der Impf-Stopp schaffe große Verunsicherung. Der Homburger Virologe Jürgen Rissland betonte, es handele sich lediglich um ein vorsorgliches Aussetzen, damit sei noch kein Urteil über den Impfstoff gefällt.