Wer erwischt wird, hat ein Problem Im Wald wird’s leider immer schlimmer
Sulzbach-/Fischbachtal · Die Bediensteten des Saarforstes kämpfen mit Müllbergen, die sich ständig vermehren. Und das geht richtig ins Geld.
Jörg Wüschner und Thomas Rothenberg sind heute noch nicht lange unterwegs, doch leider schon mehr als fündig geworden. Am IPA-Heim in Neuweiler fahren sie mit einem voll beladenen Anhänger vor. Müll türmt sich da auf, es ist unübersehbar. Die beiden Männer vom Forst sind mit der SZ verabredet, mit dabei ist auch Revierförster Nils Lesch. Die Verabredung erfolgte nach der Beschwerde eines Mannes vor wenigen Tagen. Er hatte unterhalb der Maybachstraße, in einem Waldstück Richtung Ortsmitte Fischbach, einen riesigen Müllberg entdeckt. Bretter, eine Tür und vieles andere mehr waren dort illegal abgeladen worden.
Mittlerweile ist dieser Unrat verschwunden, dafür sorgte Nils Lesch. Er und seine Kollegen vom Saarforst Landesbetrieb (SfL) können kaum noch Luft holen, so oft werden sie darüber informiert, dass mal wieder etwas im Wald liegt, was da ganz sicher nicht hingehört. Sie kämpfen mit einem Phänomen, das immer deutlicher zutage tritt: große Rücksichtslosigkeit gegenüber Natur und Umwelt. Was wiederum beweisbar ist. Denn die Entsorgungskosten für die Müllbeseitigung im Staatswald des Saarlandes sind horrend gestiegen. 2015 waren es noch knapp 143 000 Euro, zwei Jahre später schon 174 000 Euro. Und was da alles gefunden wird, das treibt den SfL-Mitarbeitern den kalten Schweiß auf die Stirn. Tütenweise alte Pillen, die, weil teils schön bunt, eine extreme Gefahr für Kita-Kinder sein können. Sie sehen halt aus wie harmlose Bonbons. Was auch immer mehr im Wald auftaucht, sind Windeln – vollgesogen und in rauen Mengen. Und Sondermüll wie große Fässer mit Restöl darin, aber auch massenweise Reifen, Hausrat und Kabelabfälle, um nur einiges zu nennen. Wer erwischt wird, hat ein Problem, wie Sulzbachs Förster darlegt. Das geht von der Ordnungswidrigkeit bis zur handfesten Straftat. Manche Müllsünder hinterlassen nicht selten Spuren, mithilfe derer man sie finden kann. Nils Lesch ist nicht gerade erfreut darüber, wenn er und seine Mitstreiter wegen der illegalen Ablagerungen beschimpft werden, von jetzt auf gleich könne nicht alles aus dem Wald verschwinden. Freundliche Hinweise – die Betonung liegt auf freundlich – nehme man allerdings immer gern entgegen. Sulzbachs Revierförster betont auch, dass das Entfernen des Drecks einen immensen Aufwand bedeutet, wobei dies ja beileibe nicht das Hauptbetätigungsfeld des Saarforstes sei. Im Übrigen gebe es in unserer Region doch genügend Wertstoffzentren, „da kriegt man beim Abladen auch noch geholfen“.
Über die Gründe, die zum vermehrten Müllaufkommen im Wald führen, können Lesch und Co nur spekulieren, Gewissheiten gibt es da keine. Dass es vermutlich nicht besser wird, das dämmert allerdings den drei Männern, mit denen die SZ sich am Gründonnerstag traf. Wo früher vielleicht mal eine Waschmaschine aus einem Privathaushalt aufgetaucht sei, finde man heute unvorstellbare Mengen gewerblichen Unrats vor. Zum Beispiel einen Zehn-Kubikmeter-Container voll mit Kabelabfällen.