MMA in der Saarlandhalle „Der Kampf steckt in jedem Menschen“

Saarbrücken · Die Vollkontakt-Sportart MMA polarisiert. Viele finden sie zu brutal. Andere mögen den „ultimativen Kick“.

 Meraz Avdoyan von BJJ Matrix Saarbrücken (oben) kämpft morgen in der Saarlandhalle in der 93-Kilo-Klasse. Auch ein Saarlouiser steigt in den Ring.

Meraz Avdoyan von BJJ Matrix Saarbrücken (oben) kämpft morgen in der Saarlandhalle in der 93-Kilo-Klasse. Auch ein Saarlouiser steigt in den Ring.

Foto: Heiko Bentrup

Wenn eine Sportart im deutschen Fernsehen nicht ausgestrahlt werden darf, muss es triftige Gründe geben. 2010 sorgte die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien dafür, dass MMA (Mixed Martial Arts, zu Deutsch „gemischter Kampfsport“) nicht gezeigt werden darf. Fünf Jahre lang blieb die Sportart vom Bildschirm verbannt. Das ist mittlerweile Geschichte. Doch an der Sportart scheiden sich weiterhin die Geister. MMA gilt vielen als zu brutal und gefährlich, weil auf den ersten Blick so ziemlich alles erlaubt ist – Treten, Schlagen, Boxen, auch wenn der Gegner am Boden liegt. Dazu wird ohne nennenswerten Körperschutz gekämpft.

Wenn an diesem Samstag, 1. September, ab 18 Uhr die nach Angaben des Veranstalters größte MMA-Veranstaltung Deutschlands – die Integra Fighting Championship (IFC) – in der Saarbrücker Saarlandhalle über die Bühne geht, wird das nicht anders sein. Sieben Einzelkämpfe und drei Grand Prix mit Halbfinale und Finale werden die Zuschauer zu sehen bekommen – und wohl auch den einen oder anderen Tropfen Blut.

Alles halb so wild, meint Andreas Resch, Mitbegründer des Vereins BJJ Matrix Saarbrücken, der mit Meraz Avdoyan einen Kämpfer in den Ring schickt. „Früher war es tatsächlich so, dass alles erlaubt war, außer vielleicht Finger in Körperöffnungen zu stecken“, erklärt Resch: „Aber mittlerweile ist alles durchreguliert, um die Kämpfer zu schützen. Die meisten Leute denken, der Sport wäre so brutal. Aber die Gefahr wird durch das Regelbuch extremst minimiert.“ MMA sei harmloser als Boxen, da sich die Schläge und Tritte über den ganzen Körper verteilen und sich nicht nur am Kopf sammeln würden. Dazu bewahrten die Regeln die Sportler vor dem Gröbsten: Schläge in die Genitalien, Treten, während der Gegner auf dem Boden liegt – all das sei nicht erlaubt.

„Und im Vergleich mit MMA ist sogar Fußball gefährlicher“, meint Resch. Er erinnert an eine Statistik von vor ein paar Jahren. Sein Fazit: „Die Gefahr wird überbewertet.“ Trotzdem kommt es zu Verletzungen in den Käfigen, in denen die MMA-Kämpfe normalerweise ausgetragen werden. Dass am Samstag in der Saarlandhalle ein Ring stehen wird, sei eine Nummer gefährlicher, sagt Resch – denn die Kämpfer könnten rausstolpern, was das Verletzungsrisiko erhöhe.

Mit Avdoyan steigt ein Saarbrücker in der Klasse über 93 Kilogramm im Grand-Prix-Wettbewerb in den Ring. Sein Mannschaftskamerad Thabet Agha hat eine Knieverletzung, weshalb sein Profi-Kampf gegen den Armenier Vardan Melikyan ausfällt. Clubkollege Philipp Weisgerber kämpft im saarländischen Amateur-Duell in der 77-Kilogramm-Klasse gegen Mathis Bruns vom Chorakee-Gym Saarlouis.

Avdoyan kommt aus der Bodenkampf-Sportart Grappling, in der er europaweit auf sich aufmerksam gemacht hat. Nun will er sich im MMA beweisen. Dafür trainiert der Saarbrücker seit Wochen sowohl im Fitness-Studio als auch mit Kämpfen in den verschiedensten Vollkontakt-Sportarten. Resch erklärt: „Das Training hat sich in den vergangenen Jahren weltweit entwickelt – früher war die Devise: Je härter desto besser. Jetzt sind wir viel smarter unterwegs.“ Dass MMA gesundheitliche Risiken mit sich bringt stört weder Sportler noch Trainer. „Sobald ich aus dem Haus gehe, setze ich meine Gesundheit aufs Spiel“, sagt Resch: „Jede U-Bahn-Schlägerei ist da gefährlicher.“ Beim MMA sei aber der „ultimative Kick“ da. Die Sportler wollten sich mit ihrem Gegner messen. „Der Kampf steckt ja in jedem Menschen“, erklärt Resch.

In den Profi-Kämpfen stehen sich in der Saarlandhalle im deutschen Duell Tobias Thiago Huber und Rasul Malsagov (68 Kilogramm) sowie der Deutsche Yasin Bodinka und der Afghane Zafar Mohsen (75 Kilogramm) gegenüber.

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