Kinderbetreuung im Regionalverband Hunderte Krippenplätze fehlen in der Region

Saarbrücken · Hohe Geburtenzahlen und der Zuzug von Flüchtlingsfamilien haben das Kitaplatz-Problem im Regionalverband verschärft.

 Knapp 500 Plätze für Krippenkinder in einer Kita oder bei einer Tagesmutter fehlen zurzeit im Regionalverband Saarbrücken.

Knapp 500 Plätze für Krippenkinder in einer Kita oder bei einer Tagesmutter fehlen zurzeit im Regionalverband Saarbrücken.

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Pleul

Für viele Eltern, die berufstätig sind, ist ein Betreuungsplatz für das Kind enorm wichtig. Doch es gibt nicht genügend Plätze im Regionalverband. Das liege unter anderem daran, dass die Zahl der Kinder im Alter bis sechs Jahre von Mitte 2015 bis Mitte 2017 um rund 1400 gestiegen ist, sagt Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD). Ursache dafür seien nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die gestiegenen Geburtenzahlen. So fehlen nach Angaben Gillos derzeit fast 500 Krippenplätze in der Region, um die von der Politik gesetzte Zielmarke von 35 Prozent zu erreichen. Das heißt, 35 Prozent aller Kinder zwischen einem und drei Jahren sollen einen Platz in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter bekommen.

Die Versorgungsquote bei den Kleinsten ist im Regionalverband von 33 auf 29 Prozent gesunken, obwohl die Zahl der Plätze seit Mitte 2015 leicht gestiegen ist, in Saarbrücken liegt die Quote bei 33 Prozent, ein Rückgang um vier Prozent. Bei den Kindergartenkindern hat der Regionalverband errechnet, dass derzeit 700 Plätze fehlen, um den Bedarf zu decken. Schauen viele Eltern also jetzt in die Röhre, weil sie für ihr Kind keinen Platz bekommen? Gillo sagt: „Wir haben Lücken in der Versorgung. Außerdem werden wir nicht in jedem Stadtteil Plätze wohnortnah anbieten können. Eventuell müssen die Eltern weiter zur Kita fahren. Bis jetzt konnten für alle Kinder noch Lösungen gefunden werden – von der Betreuung durch eine Tagesmutter über Einrichtungen in anderen Orten bis zu innerfamiliären Lösungen als Überbrückungszeit, bis der Platz da ist.“ Das werde immer schwieriger. „Deshalb treiben wir nicht nur stetig den Ausbau von Kindertagesstätten voran, sondern prüfen derzeit auch alternative kurzfristige Lösungen“, sagt Gillo. Das reiche vom Aufstellen von Containern bis zum Mieten neuer Räume.

Denn auch in Schulklassenräume könne der Regionalverband nicht ausweichen, ergänzt Peter Westhofen vom Jugendamt. Auch die Schülerzahlen seien gestiegen. Gillo weist aber darauf hin, dass die Kinderzahlen nicht genau dem Bedarf entsprechen. So würden viele Flüchtlinge ihre kleinen Kinder zum Beispiel nicht gerne in die Krippe schicken, manche auch nicht in den Kindergarten. Kommt dem Regionalverband das jetzt entgegen? Nein, für die Integration sei es besser, wenn diese Kinder früh in die Kita gehen, sagt Gillo.

Der Kita-Ausbau soll nun schnell weitergehen. Der Regionalverband hat den Vorschulentwicklungsplan (VEP) 2018-2020 aufgestellt, der Investitionen von 80 Millionen Euro vorsieht. In dieser Summe sind auch Baumaßnahmen, die bereits laufen. In diesem Jahr würden knapp 250 Plätze geschaffen, unter anderem in Heusweiler, Püttlingen und Quierschied, sagt Gillo. 2019 sollen 350 weitere Plätze dazukommen. Eine Zahl für 2020 konnte er noch nicht nennen. Die  Zahl für 2019 betrifft einige große Projekte in Saarbrücken. So sollen in diesem Jahr die Arbeiten für eine neue Kita mit 122 Plätzen auf der Folsterhöhe starten. In der Kita Ensheim entstehen weitere 50 Plätze, teilt Pressesprecher Thomas Blug mit. „Die Eröffnung ist voraussichtlich 2018.“ Im VEP steht auch eine neue Kita in Burbach In den Hanfgärten mit 122 Plätzen drin. Auch hier sollen die Arbeiten in diesem Jahr beginnen. Aber auch viele Baumaßnahmen in den Umlandgemeinden sind vorgesehen.

Die Regionalversammlung hat den Plan verabschiedet, berichtet Westhofen. Das bedeute aber nicht, dass der Plan auch so umgesetzt wird. Nun müsse der Regionalverband mit der Landesregierung klären, welche Maßnahmen mit Geld von Land und Bund gefördert werden können. Sechs Millionen Euro stellt der Regionalverband 2018 für Investitionen in die Kitas bereit. Die drei genannten Baumaßnahmen in der Stadt schlagen mit knapp 8,7 Millionen Euro zu Buche. Die müssten nicht mehr mit dem Land verhandelt werden, sagt Blug. In Neubauten investiere die Stadt bis 2021 rund 30 Millionen Euro, wobei 70 Prozent der Regionalverband und das Land übernehmen – und die Stadt den Regionalverband bei den Personalkosten über die Umlage mitfinanziert, erklärt Blug. 970 Kita-Plätze sollen so in Saarbrücken entstehen.

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