Auch im Saarland Holpriger Start für kostenlose Corona-Schnelltests

Saarbrücken · Zum Wochenbeginn konnten viele Apotheken noch nicht mit den angekündigten „Bürgertests“ loslegen. Auch im Saarland warten viele auf weitere Infos aus Berlin.

 Erste Apotheken, wie hier in München, bieten bereits Corona-Schnelltests an. Diese Woche sollte es eigentlich auch mit kostenlosen „Bürger-Schnelltests“ losgehen. Doch der Start verzögerte sich vielerorts.

Erste Apotheken, wie hier in München, bieten bereits Corona-Schnelltests an. Diese Woche sollte es eigentlich auch mit kostenlosen „Bürger-Schnelltests“ losgehen. Doch der Start verzögerte sich vielerorts.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Von einer „wahren Testoffensive“ im Kampf gegen die Corona-Pandemie sprach Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) am Montagmorgen im Landtag. Mit einem „Drei-Säulen-Modell“ – Testzentren in jedem Landkreis, kommunale Angebote sowie „Bürgertests“ bei Ärzten und Apotheken – will die saarländische Landesregierung die nationale Teststrategie umsetzen. Doch der von Bund und Ländern beschlossene flächendeckende Start von kostenlosen Schnelltests, die für jeden Bürger einmal pro Woche möglich sein sollen, begann am Montag bundesweit nur recht schleppend.

So konnten zum Wochenbeginn auch im Saarland viele Apotheken und Arztpraxen noch keine kostenlosen Schnelltests anbieten. „Wir wissen leider gar nichts“, erklärte Erwin Reinhardt von der Ingobertus-Apotheke in St. Ingbert. Weder sei bekannt, wann die kostenlosen Schnelltests kommen würden, ab wann sie geordert werden können, noch wie diese genau abgerechnet werden sollen. Ähnlich ratlos war man auch bei Apotheken in Saarbrücken und Homburg. Vielerorts sah man sich „überrumpelt“ vom jüngsten Bund-Länder-Beschluss. In diesem heißt es in Sachen Schnelltests, dass allen asymptomatischen Bürgerinnen und Bürgern „mindestens einmal pro Woche ein kostenloser Schnelltest einschließlich einer Bescheinigung über das Testergebnis“ ermöglicht wird. Die Kosten dafür übernehme der Bund. Doch der hinkt seiner eigenen großen Ankündigung offenbar hinterher.

Von Seiten der Apothekerkammer des Saarlands und mehreren Landkreisen hieß es am Montag, dass man noch auf die Veröffentlichung der geänderten Corona-Testverordnung vom Bund warte. Vorher könne man keine kostenlosen Schnelltests anbieten. Ähnliches war aus den Kommunen zu vernehmen. „Unabdingbar ist beispielsweise die Klärung der Finanzierungsfrage. Hier warten wir auf Rückmeldung“, hieß es etwa aus dem Saarbrücker Rathaus. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte bereits am Freitag erklärt, dass die Tests nicht in allen Ländern schon ab Montag durchgängig angeboten werden könnten.

Nicht kostenlos, dafür jedoch recht kostengünstig konnten sich am Montag dagegen bereits die ersten Bürger in der neuen Schnellteststation der Gemeinde Illingen testen lassen. Andere Kommunen, wie etwa St. Ingbert und die Gemeinde Mandelbachtal, befinden sich derzeit noch auf Standortsuche für kommunale Schnelltestzentren.

Neben Ärzten, Apotheken und Kommunen stehen seit dem jüngsten Bund-Länder-Beschluss auch die Unternehmen in der Pflicht, ihre Mitarbeiter regelmäßig zu testen. Für einen umfassenden Infektionsschutz sei es erforderlich, „dass die Unternehmen in Deutschland als gesamtgesellschaftlichen Beitrag ihren in Präsenz Beschäftigten pro Woche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest machen“, heißt es dazu. Doch das im Beschluss angekündigte Gipfelgespräch zwischen Bundesregierung und Wirtschaft sei seitens des Bundes kurzfristig abgesagt worden, wie Frank Thomé, Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland, kritisierte. Viele offene Fragen seien weiterhin unbeantwortet, etwa in Sachen Logistik, aber auch, welche Schnelltests überhaupt zulässig sind. Im Saarland habe man zwar „einen gewissen Vorsprung“, da die Landesregierung bereits bei der IHK angefragt habe, ob man sich bei dem Thema engagieren könne. Vom Bund hätte man sich jedoch gewünscht, „dass vorher mit der Wirtschaft gesprochen wird und nicht erst ein Beschluss gefasst wird, um dann anschließend die Fragen klären zu müssen“, beklagte Thomé. Viele Unternehmen im Saarland würden zudem derzeit mit Anfragen von Testherstellern „bombardiert“. Eine Differenzierung zwischen seriösen und unseriösen Angeboten sei nur schwer möglich. Ein weiteres Problem: Für den Nachweis eines negativen Schnelltest-Ergebnisses gebe es bisher keine Formvorschriften, sagte Thomé. Eine Kontrolle über die Echtheit des Negativ-Nachweises sei so kaum möglich.

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