Hochzeiten in Corona-Zeiten im Saarland Keine „Hochzeits-Kollision“ für 2021 erwartet

Saarbrücken · Wegen Corona haben viele Paare ihre Trauung auf kommendes Jahr verschoben. Doch Terminprobleme sind deshalb wohl nicht zu befürchten.

 Vielen Brautpaaren machte die Corona-Pandemie dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung. Sie haben ihre Trauung auf 2021 verschoben, sodass Standesämter und Pfarreien im Saarland deutlich mehr Zulauf haben werden als in den Jahren zuvor. Terminprobleme gebe es aber noch keine, heißt es.

Vielen Brautpaaren machte die Corona-Pandemie dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung. Sie haben ihre Trauung auf 2021 verschoben, sodass Standesämter und Pfarreien im Saarland deutlich mehr Zulauf haben werden als in den Jahren zuvor. Terminprobleme gebe es aber noch keine, heißt es.

Foto: dpa/Uwe Anspach

In der Basilika in Saarbrücken heiraten? „Ja, ich will.“ So antworten viele Heiratswillige, die für ihre bevorstehende Hochzeit noch einen passenden Ort suchen. Eigentlich. Denn dieses „Ja, ich will“ ist 2020 dann doch ziemlich selten zu hören – und folglich auch das Ja-Wort vorm Traualtar. Ja, in den Kirchen herrscht ein lautes Schweigen.

So berichtet es zumindest Eugen Vogt, katholischer Priester der Saarbrücker Pfarrgemeinde St. Johann. „Wir haben eigentlich immer sehr viele Hochzeiten in der Basilika – doch in diesem Jahr war das aufgrund der Corona-Pandemie nicht so“, sagt er. Die Zahlen sprechen Bände. So sagten viele Paare ihre Hochzeiten ab: zwei im April, sechs im Mai, neun im Juni, fünf im August. Im September und Dezember jeweils eine, im Oktober zwei. „Normalerweise finden im Jahr zirka 50 Hochzeiten in der Basilika statt“, schätzt Vogt. Nun seien es gerade einmal fünf gewesen. Viele Paare, die für 2020 eine Hochzeit geplant haben, ließen sich nun im kommenden Jahr trauen, sagt Vogt. „Aktuell sind das 22.“

Im einstelligen Bereich bewegt sich hingegen die Anzahl derjenigen Paare, die ihre Trauung ohne einen Nachholtermin abgesagt hätten. Das seien, so Vogt, aktuell neun. Zwar erwartet der katholische Priester für das Jahr 2021 erstmal keine „Termin-Kollision“. Und doch weiß er, dass „es im kommenden Jahr deutlich mehr Hochzeiten bei uns geben wird“. So seien die Tage zwischen April und Oktober, an denen Trauungen angeboten werden, schon „überwiegend belegt“.

Diese Situation stellt sich auch in der protestantischen Kirche im Saarland dar. Uwe Schmidt, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen und Synodalassessor im Kirchenkreis Saar-Ost, beschreibt die Lage wie folgt: „Ich würde sagen, insgesamt haben sicherlich nur 20 Prozent aller Trauungen zum ursprünglich geplanten Termin stattgefunden. In der Phase des Lockdowns, als unsere Kirchen geschlossen waren, fanden natürlich keine Trauungen statt. Als dann Lockerungen eintraten, traute man sich wieder.“ Mit „man“ meint Schmidt jedoch eher eine kleine Zahl. Denn „etwa zwei Drittel der Paare“ haben laut dem Pfarrer ihre Hochzeiten auf das kommende Jahr verschoben. „Sie hoffen, dass die Pandemie dann ein Ende hat“, sagt er.

Das wünscht man sich auch auf den Standesämtern im Saarland, wo ebenfalls die Zahlen rückläufig sind. Und das saarlandweit. So schätzt etwa das Standesamt der Landeshauptstadt Saarbrücken, dass es in diesem Jahr zwischen 200 und 300 vollzogene Hochzeiten weniger gibt als üblich. „Wir haben in Saarbrücken in der Regel zwischen 800 und 900 Eheschließungen im Jahr. Bis jetzt sind es 600“, sagt die Standesbeamtin Karin Schmidt.

Doch trotz des Rückgangs „sind wir positiv überrascht: Entgegen der Vermutung im März haben doch weniger Paare als gedacht ihre Termine auf 2021 verschoben.“ Das liege in erster Linie an der Größe des Trauzimmers. Des Rathausfestsaals. Dort seien ziemlich schnell wieder Trauungen „mit verhältnismäßig großer Anzahl“ möglich gewesen. Deshalb erwarten auch Schmidt und ihre Kollegen für das Jahr 2021 keine „Termin-Kollision“.

In anderen Saar-Standesämtern stellt das Corona-Jahr ebenfalls nicht die Ruhe vor dem Sturm dar. Nein. Die Lage deckt sich mit jener in der Landeshauptstadt. In St. Ingbert etwa, wo das Standesamt pro Jahr eigentlich ungefähr 250 bis 300 Paare traut. Und nun 230 bis 250. Oder in St. Wendel, wo aktuell 99 Hochzeiten stattfanden, „aber noch mit einigen Trauungen in diesem Jahr gerechnet wird“. 2019 waren es 144. In Saarlouis berichtet das Standesamt sogar, dass alle Hochzeiten, die verschoben werden mussten, bereits zu 90 Prozent vollzogen wurden. In Neunkirchen, Merzig, Homburg und Völklingen stellt sich die Situation ähnlich dar. Alle Befragten stellten zwar einen mehr oder weniger starken Rückgang fest, und doch fanden in diesem Jahr mehr Hochzeiten als erwartet statt.

Für Michael Krauß, als Hochzeitsredner im Saarland unterwegs, ist das Jahr dagegen „äußerst tragisch gewesen“. Mindestens „bescheiden“, wie er sagt. Er, der in diesem Jahr auf insgesamt elf Trauungen gesprochen hätte, sprach nur auf zwei. „Viele Paare haben bereits sehr früh die Hochzeit auf das kommende Jahr verschoben: im April oder Mai“, sagt er. Auch Kollegen sähen sich mit einer sehr unbefriedigenden Situation konfrontiert. „Ich habe noch das Glück, dass ich das nebenberuflich mache“, sagt er.

Krauß, der über „Entzugserscheinungen“ klagt, prognostiziert ein stressiges kommendes Jahr. Eines, auf das er sich aber sehr freue. Denn dann hörten all die Pfarrer, Standesbeamten und Hochzeitsredner wieder viel öfter ein fröhliches „Ja, ich will!“. Hoffentlich.

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