Bildung Das Keramikmuseum hat sich gewandelt

Saargemünd · Die Historikerin Julie Kieffer ist neue Direktorin der beiden Saargemünder Museen. Sie lässt die Ausstellungsstücke umarrangieren.

 Der Majolika-Brunnen  

Der Majolika-Brunnen  

Foto: Gregory BITSCH - Ville de Sarreg

Das Keramikmuseum Saargemünd existiert schon seit den 1970er Jahren, aber in den letzten zwei Jahren hat sich einiges verändert. Denn seit Julie Kieffer, studierte Historikerin, Direktorin der beiden Saargemünder Museen ist, werden die Museen neu geordnet, die Exponate modern  und ansprechend präsentiert.

„Wir sind aber noch nicht ganz fertig“, räumt sie gleich zu Beginn des neuen Rundgangs ein. Der beginnt in der ersten Etage, und hier werden jetzt nicht mehr nur die schönsten keramischen Ausstellungsstücke präsentiert, sondern auch die Geschichte der Keramikherstellung in Saargemünd abgebildet.

In verschiedenen gläsernen Schauwänden kann der Besucher die Entwicklung der Saargemünder Keramikfabriken ab dem Jahr 1790 anhand von zeittypischen Keramiken sowie historischen Dokumenten, Katalogen und Fotografien nachvollziehen.

Jeweils eine dieser raumhohen Vitrinen ist den Direktoren Paul Utzschneider, seinem Schwiegersohn Alexandre de Geiger und dessen Sohn Paul de Geiger gewidmet. „Paul de Geiger war der letzte große Patron. Er hat die Saargemünder Keramikfabriken von 1871 bis zu seinem Tod 1913 geleitet. Unter ihm hatte die Firma die größte Ausdehnung mit vier Fabriken und über 3000 Arbeitern“, erklärt die Direktorin.

Und von ihm stammte auch die Idee, mit dem Brennen von Majolika zu beginnen. Diese farbig bemalte zinnglasierte Keramik ist besonders bunt und leuchtend. Und so folgen in den nächsten Räumen die schönsten Ausstellungsstücke des Museums mit strahlend bunten Figurengruppen, reich verzierten Kachelöfen und fast raumhohen, malerischen Kachelbildern.

Sie alle stammen aus der Zeit des Jugendstils, vereinen daher naturnahe Motive, strahlende Farben und eine elegante, verspielte  Zeichnung. In weiteren Räumen folgt die Präsentation von Tellern und verschiedenen Services, allesamt hergestellt in Saargemünd.

„Die Teller tragen oft eine Botschaft. Manche sind politisch, andere eine Karikatur. Und da der älteste aus dem Jahr 1830 stammt, lässt sich auch hier die Entwicklung der Keramik gut nachvollziehen“, erklärt Julie Kieffer. Auch die Präsentationen von Tee-, Kaffee-, aber auch von Tafelgeschirr zeigt die unterschiedlichen Moden der Zeiten, darunter natürlich auch das bekannte Geschirr „Obernai“. Dazwischen ist eine lange Tafel aufgebaut, festlich eingedeckt und mit einem großen, bunten, plastischen Majolika-Pfau dekoriert.

Noch eine Tür, dann kommt man in den Wintergarten des Paul de Geiger, der wohl schönste Jugendstilsaal unserer Region. Denn hier hat der frühere Fabrikdirektor zwischen zwei bereits bestehenden Gebäudeteilen in den Jahren 1880 bis 1882 eine gläserne Verbindung geschaffen, die an den Wänden die schönsten, größten und prachtvollsten Keramikdekorationen aufweist, allen voran der mehrere Meter hohe Majolika-Brunnen. „Er hat aber nie Wasser geführt, es gibt keine Wasserleitungen in dem Saal“, überrascht Julie Kieffer. Denn Paul de Geiger nutzte diesen Saal auch zur Werbung seiner Produkte, als Ausstellungsraum, Empfangssaal. Und daher finden sich dort auch noch sehr hohe und sehr hübsche, mit Blumen verzierte Bodenvasen.

In der zweiten Etage des Museums, unter dem Dach, wird aktuell noch eine Wechselausstellung gezeigt. Früher waren dort die archäologischen Funde aus der Gegend um Saargemünd zu sehen. Diese Räume werden ab April neu gestaltet, dann wird dort die Produktion von sanitären Artikeln ausgestellt. Die zweimal jährlich wechselnden Themenausstellungen werden in Zukunft hinter dem Wintergarten gezeigt werden. Um dafür Platz zu schaffen, kommen die  archäologischen Funde in andere Museen, wie nach Bliesbruck. In Saargemünd konzentriert man sich jetzt ganz auf die Keramik.

 Eine der wandhohen Vitrinen im  Keramikmuseum.  

Eine der wandhohen Vitrinen im  Keramikmuseum.  

Foto: Nicole Baronsky-Ottmann

Auch in der unteren Etage wird sich noch Einiges verändern. Die Präsentation der Kachelbilder wird bleiben, darunter auch die malerischen Wandbilder des Cafés „Trianon“ in Paris. „Aber der Eingangsbereich wird neu gestaltet. Hier wird der Besucher ab April in die Materialien der Keramikherstellung eingeführt“, erklärt Julie Kieffer.

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