So schöne Sachen Hier hatten die Besucher die Qual der Wahl

Friedrichsthal · Kreativität trifft soziales Engagement beim Kunsthandwerkermarkt der Montessori Gemeinschaftsschule in Friedrichsthal.

 Gefilzt und nicht geschossen: Heike Philippi-Braun präsentiert hier originelle Trophäen.

Gefilzt und nicht geschossen: Heike Philippi-Braun präsentiert hier originelle Trophäen.

Foto: Thomas Seeber

Glücklich, wer noch einen freien Parkplatz erwischte. Bei spätsommerlichen Temperaturen herrschte am Samstag fröhliches Gewusel im Grühlingswald: Willkommen beim Kunsthandwerkermarkt der Friedrichsthaler Montessoris. Ein Kleinkind im Tuch auf der Hüfte, das großes Kind an der einen, eine gut gefüllte Papiertragetasche in der anderen Hand meinte eine vollbepackte Mama im Vorübergehen: „Ich hab nicht mehr viel Geld.“ Und es klang ziemlich fröhlich. Bei dieser Fülle an Schönem und Lustigem, Leckerem und Duftendem, Praktischem und Originellem wird sich an diesem Tag nicht nur ihr Portemonnaie wie von Geisterhand geleert haben.

Munterkeit allerorten: bei der zugunsten des Schul-Sozialfonds angebotenen Medien-Tombola, wo man sich seinen Buch- oder CD-Preis selber aussuchen durfte, genauso wie bei den jungen Henna-Künstlerinnen, die Tatoos auf die Haut malten, an einem der insgesamt 38 Stände der zumeist regionalen Künstler und Handwerker oder an etlichen Schülertischen. Etwa dem des „Hasenteams“, das selbstgemachte Handcreme, Origamisterne und mit Vogelfutter präparierte Tannenzapfen veräußerte. Zu 26 kümmere man sich um die zwei schuleigenen Kaninchen, erzählten Sinclair (13), Klara und Charlotte (beide 10). Mit dem Erlös soll ein neues Hasenhaus gebaut werden, wo weitere Langohren einziehen.

Zentral und kaum zu übersehen war der Stand von Cornelia Holleck-Weithmann, die den Markt vor vier Jahren mitgegründet hat. Taschen und Schlüsselbrettchen aus alten Fahrradschläuchen samt Ventilen sind ihr Markenzeichen, genau wie Schalen und Schmuck aus recyceltem Zeitungspapier, Saarbrücker Zeitung wohlgemerkt: „Die ist von der Papierqualität besonders gut“, lobte die Web-Designerin und demonstrierte am Spinnrad, wie man aus Papierstreifen dicke Fäden „spinnt“. Dinge aus nagelneuem Material anzufertigen, findet sie „unsinnig“: „Man muss doch nicht noch mehr und noch mehr in die Welt bringen.“

Manchmal aber doch, siehe Projekt Sonnengläser: „Man kauft eins für sich und spendet gleichzeitig eins für Afrika“, erklärte Emma (15). Hergestellt werden die Fair Trade-Solar-Laternen, die tagsüber Licht speichern und nachts abgeben, in Alexandra und Soweto. Dass fast das gesamte Kollegium und viele Schüler Perlenarmbänder tragen, hat mit einem weiteren sozialen Projekt zu tun: „Wir sind große Fans von Mon Coeur“, rührt Marline (16) unermüdlich die Werbetrommel für die je zehn Euro teuren Teilchen. Einen Euro davon erhalten die Menschen, die in den Townships von Kapstadt produzieren. Neun Euro fließen in Schulgelder, -uniformen und warme Mahlzeiten für Kinder in Südafrika, Äthiopien und Uganda.

Apropos: „Frischer Kaffee“, rufend, schob Jim (12) das Servierwägelchen durch die Flure. Ohjee, abgestanden schmeckt der ja gar nicht! Irrtum, „ist erst vor fünf Minuten gekocht“ – dafür gab es prompt Trinkgeld. Grund zum Strahlen hatte auch Frieda (13). Über 70 Stück ihres aparten Christbaumschmucks war sie schon losgeworden. Das Basteln sei gar nicht so schwer: „Bevor man die Motive mit Förmchen aussticht, wird auf den Ton ein Spitzendeckchen gelegt und mit ausgerollt.“ So entsteht das nostalgische Dekor. Ebenfalls zum zweiten Mal wirkte Bärbel Bauer mit, deren zarte Keramikblüten und weiße Porzellan-Schneeflocken gut ankamen. Die Hobbykünstlerin wohnt „um die Ecke“ und schätzt das Ambiente der Schule, vor allem aber das echte Interesse der Besucher hier. Natürlich ist sie nächstes Mal wieder dabei: „Ich hab schon Bestellungen angenommen.“

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