Ein origineller Spaß Hier fliegen die Nadelgehölze tief

Göttelborn · Ein herrlicher Spaß für die ganze Familie: Das Knutfest in Göttelborn, das schon ein wenig Technik und Kraft erfordert. 

 An der Martinshütte in Göttelborn legte sich auch Ferdinand Löb beim Tannenbaum-Weitwurf ins Zeug.

An der Martinshütte in Göttelborn legte sich auch Ferdinand Löb beim Tannenbaum-Weitwurf ins Zeug.

Foto: Thomas Seeber

Ein Tannenbaum fliegt durch die Luft. Nicht besonders grazil und auch nicht olympiaverdächtig weit: Acht Meter und ein paar Zerquetschte werden gemessen. Aber Maja (6), Aurélie (7) und Mailin (5) sind völlig aus dem Häuschen. Sie kichern und prusten und hüpfen vor Begeisterung wie Flummis herum.

Warum eigentlich? „Wir lachen uns kaputt, weil der Opa umgefallen ist“, verrät eines der Anorak-Mädchen und wird vom nächsten Heiterkeitsanfall durchgeschüttelt. Tatsächlich hat der Werfer gerade kurz das Gleichgewicht verloren, sich aber schon wieder aufgerappelt.

„Das hier ist das erste Fest des Jahres. Und besser als jeder Neujahrsempfang“, sagt Peter Saar, von seinem Notizbüchlein hochguckend. Darin sind alle Namen und Weiten fein säuberlich aufgelistet. Saar weiß, wovon er spricht. Ist er es doch als Ortsvorsteher gewohnt, Hände dutzendweise zu schütteln und nicht enden wollenden Grußworten zu lauschen. Ganz anders das Knutfest, das der Pensionärverein wie gehabt zusammen mit den Schülerlotsen und den Alten Herren sowie den Kindergarten- und Grundschuleltern stemmte: Bei Glühwein, Rostwürsten und moderater Bewegung kommt man ins Gespräch, trifft Bekannte und freut sich über das schöne Abschlussfeuer. Mit dem wurden unter Aufsicht der Freiwilligen Feuerwehr 60 Ex-Christbäume ganz „gechillt“ abgefackelt. Für die Gemeinde sei das auch günstiger als Entsorgen, meint Harald Stamm, Vorsitzender des Pensionärvereins. Lediglich den Transport von den drei Sammelstellen musste sie übernehmen.

Den Gewinn des Festes überlassen die „Alten“ im Übrigen stets den Jungen: „Eine Hälfte kriegt der Kindergarten, die andere die Schule.“ Ein paar hundert Euro sind es immer. Rein theoretisch könnten es sogar noch mehr sein. Aber auf eine Startgebühr verzichte man bewusst, informiert Ortsvorsteher Saar. Denn dann müsste man die Bäume nämlich wiegen und der ganze Aufwand wäre größer. Die Sachpreise für die Sieger sponsern diverse Firmen und die Bevölkerung, „den Rest füll’ ich immer auf“, verrät Saar, dessen Kinderland-Gutscheine sehr gefragt sind. Eigentlich geht’s ja auch um die Gaudi, weniger ums Gewinnen. Und eventuell auch um ein bisschen Lokalpatriotismus: „Bei den Quierschiedern zieh’ ich immer 30 Zentimeter ab“, witzelt Saar. Die Leute um ihn herum haben was zu lachen.

Bis 16.30 Uhr waren bereits 15 Männer an den Start gegangen, dazu 14 Kinder – aber nur drei Frauen. Eine davon, Claudia Czernickiewitz, nutzte ihre Handballtechnik und erreichte 7,80 Meter. Fleißig waren auch ihre Kinder: die großen, Jule (8) und Tom (11), hatten den rechtzeitig abgeputzten Tannenbaum bis zur Wanderhütte „durch die Straßen gezogen“. Und Jona, das Nesthäkchen, versuchte sich mit seinen gerade mal zwei Jahren im Werfen - einer Tannenspitze.

Keine halben Sachen machte dagegen sein Opa, Ferdinand Löb. Der legte sich beim Weitwurf richtig ins Zeug, musste aber feststellen: „Die Bäume haben einen hohen Luftwiderstand.“ Wobei es sicher auch auf Technik und Kraft ankomme. „Aber man kann so was ja nicht üben.“ Also versuche er es intuitiv. Peter Saar gibt sich nach zehn Jahren Knut diesbezüglich keinen Illusionen mehr hin. Egal ob Speer-Simulation oder Freestyle-Schleudern: „Die fliegen alle schlecht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort