Zigarren für Piloten

Heusweiler. Es gab Zeiten, da war das Rauchen noch gesellschaftsfähig und überall erlaubt. Sogar in Flugzeugen durfte gequalmt werden. Ja selbst die Piloten steckten sich in der Luft einen Glimmstängel zwischen die Zähne. So mancher stolze Flugzeugführer bezog seine Ware in jenen Zeiten aus dem Heusweiler Ortsteil Dilsburg

Heusweiler. Es gab Zeiten, da war das Rauchen noch gesellschaftsfähig und überall erlaubt. Sogar in Flugzeugen durfte gequalmt werden. Ja selbst die Piloten steckten sich in der Luft einen Glimmstängel zwischen die Zähne. So mancher stolze Flugzeugführer bezog seine Ware in jenen Zeiten aus dem Heusweiler Ortsteil Dilsburg. Dort stand in der Fabrikstraße Nummer 21 eine Tabakfabrik, die wohl auch Namensgeber für diese schmale Straße war. Erbaut wurde der Komplex 1907 von Jakob Bickelmann als Margarinefabrik - die etwa 30 Mitarbeiter beschäftigte. Jedoch wurde die Margarineproduktion schon vier Jahre später aus unbekanntem Grund wieder eingestellt. Und das Gebäude wurde an einen Geschäftsmann namens Louis verkauft, der es zur Tabakfabrik umbaute. Um 1920 erwarb Hermann Neu die Fabrik, die zu Spitzenzeiten bis zu 70 Personen beschäftigte. Neben "Dilsburger Kautabak" wurden dort hauptsächlich Zigarren der beliebten Marke "Fliegerstolz" produziert. Mit Kautabak - der damals als gesund galt - hielten Bergarbeiter unter Tage ihren Nikotinpegel. Die kleinen Fliegerstolz-Zigarren gehörten zu der Kategorie, die auch heute noch "Stumbe" genannt werden. 20 Stück waren in einer Schachtel, die fünf Mark kostete. Nach heutiger Währung wären das etwa 2,50 Euro. Eine einzelne Zigarre kostete 25 Pfennig. Mild und würzig schmeckten die Zigarren, die noch bis 1960 hergestellt wurden. Dann ging Hermann Neu in den Ruhestand und gab die Fabrik auf. Anschließend fanden in dem Gebäude die "Margret Wäscheartikel" ihr Domizil. Heute hat dort der Künstler Nicola Dimitrov sein Atelier.Ein Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung ist in den Besitz einer Schachtel Fliegerstolz gekommen. Sie trägt auf der Unterseite eine Banderole mit dem Stempel "Regierungspräsidium Saar", was darauf schließen lässt, dass diese Schachtel Zigarren unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verkauft wurde. Denn das Regierungspräsidium Saar war nach dem Krieg eine Übergangsregierung, die am 8. Oktober 1946 durch eine "Vorläufige Verwaltungskommission für das Saarland" (Commission Provisoire d'Administration du Territoire de la Sarre) abgelöst wurde.

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