Winter-Odyssee: 32 Stunden unterwegs

Heusweiler. Eis und Schnee machen Reisen seit Tagen zum Abenteuer. Michael Zimmermann aus Heusweiler kann ein Lied davon singen. Denn für ihn wurde eine Reise von Berlin nach Saarbrücken zur Odyssee. Als er mit Ehefrau Sylvia in Ensheim per Flieger zu einem Kurzurlaub in die Hauptstadt aufbrach, dauerte es nur 55 Minuten, bis sie in Berlin waren

 Ob Bahn, Auto oder Flieger: Jedes Verkehrsmittel hat in diesem Superwinter seine Tücken. Foto: dpa

Ob Bahn, Auto oder Flieger: Jedes Verkehrsmittel hat in diesem Superwinter seine Tücken. Foto: dpa

Heusweiler. Eis und Schnee machen Reisen seit Tagen zum Abenteuer. Michael Zimmermann aus Heusweiler kann ein Lied davon singen. Denn für ihn wurde eine Reise von Berlin nach Saarbrücken zur Odyssee. Als er mit Ehefrau Sylvia in Ensheim per Flieger zu einem Kurzurlaub in die Hauptstadt aufbrach, dauerte es nur 55 Minuten, bis sie in Berlin waren. Die Heimreise war dagegen erst nach 32 nervenaufreibenden Stunden zu Ende."Wir sind am Abreisetag morgens um fünf aufgestanden, checkten im Hotel aus und waren um 7.30 Uhr am Flughafen. Unser Flug sollte um 7.58 Uhr starten", erzählt Zimmermann. Jedoch: "Um acht wurde der Flug auf elf Uhr verschoben. Dann auf 14.40 Uhr, dann auf 16 Uhr. Um 17 Uhr hieß es, wegen Eis und Schnee gehe gar nichts mehr, der Flug wurde gecancelt." Ein Hoffnungsschimmer: Um 18.30 Uhr sollte noch eine Maschine starten. "Die war aber knallvoll. Weil ich am nächsten Tag unbedingt in Saarbrücken sein musste, fragte ich eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft, ob ich auf die Bahn umsteigen kann. Sie riet mir dies zu tun, weil sie mir nicht garantieren könne, dass überhaupt noch eine Maschine in Richtung Saarbrücken startet", schildert Zimmermann. Also auf zum Bahnhof, wo die Zimmermanns gegen 22.15 Uhr ankamen. Um 22.30 Uhr fuhr ein Zug nach Saarbrücken - doch es gab keine freien Plätze mehr. "Wir waren mit den Nerven am Ende und wussten uns keinen Rat mehr. Wir standen mit unserer Familie zu Hause in ständigem Telefonkontakt. Die guckten im Internet und sagten uns, dass um 0.14 Uhr ein Zug aus Tschechien kommt und nach Köln fährt. Dafür mussten wir aber zunächst mit der S-Bahn zu einem anderen Bahnhof, wo niemand wusste, auf welchem Gleis der Zug ankommt. Wir waren etwa 50 Leute und verteilten uns an allen drei Bahnsteigen. Gegen 0.55 Uhr rief ein Holländer 'Zug kommt', und wir stürzten rüber. Sylvia und ich bekamen die letzten beiden Plätze", erinnert sich Zimmermann.

 Ob Bahn, Auto oder Flugzeug: Jedes Verkehrsmittel hat in diesem Superwinter seine Tücken. Foto: dpa

Ob Bahn, Auto oder Flugzeug: Jedes Verkehrsmittel hat in diesem Superwinter seine Tücken. Foto: dpa

Doch die Odyssee war noch lange nicht zu Ende: Kurz vor Hannover blieb der Zug wegen eines Lokomotivschadens eine Stunde liegen. Die Folge: Er war erst um 7.30 Uhr in Köln - zu spät, um den Anschlusszug zu bekommen. Erst um 9.15 Uhr fanden die Zimmermanns einen Zug und waren um 13 Uhr in Saarbrücken. Die Odyssee war zu Ende - der Ärger jedoch nicht: "Beim Einchecken am Flughafen in Berlin mussten wir unsere Koffer abgeben. Weil wir dann aber auf die Bahn umgestiegen sind, wollten wir unsere Koffer wieder haben. Man sagte uns, die Koffer seien in der Zollgepäckverwahrung. Dort waren sie aber nicht. Der Zoll schickte uns zu Terminal C, dort hieß es aber, die Koffer seien in Abflughalle A, wo sie aber auch nicht waren. Wir schrieben eine Verlustmeldung und machten uns auf zur Bahn. Die Koffer sind bis heute nicht aufgetaucht." Zimmermann hat Regressansprüche an die Fluggesellschaft gestellt, weiß aber noch nicht, wie die Sache ausgeht. Würde er noch mal nach Berlin fliegen? "Ja. Aber nur noch im Sommer." dg

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