Wiederkehr des Grewenig-Teppichs

Kutzhof · Dass künstlerische Bilder nicht unbedingt mit Farbe auf Leinwand entstehen müssen, hatte die bekannte Kutzhofer Künstlerin Ortrud Grewenig mit ihren Wandteppichen gezeigt. Ein Teppich hing im damaligen Kutzhofer Schulhaus. Zwei Jahre war er dann eingelagert, inzwischen hängt er, gut gereinigt, am alten Platz.

 Diesen Wandteppich hat Ortrud Grewenig aus der Heusweiler Künstlerfamilie Grewenig geschaffen. Vorübergehend war er in einer Abstellkammer gelagert, jetzt ziert der Teppich wieder eine Wand im Kutzhofer Kindergarten. Foto: Andreas Engel

Diesen Wandteppich hat Ortrud Grewenig aus der Heusweiler Künstlerfamilie Grewenig geschaffen. Vorübergehend war er in einer Abstellkammer gelagert, jetzt ziert der Teppich wieder eine Wand im Kutzhofer Kindergarten. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Mit der Kunst ist das so eine Sache, oft nimmt man sie erst wahr, wenn sie nicht mehr da ist. So geschehen mit einem Wandteppich der über die Grenzen unserer Region hinaus bekannten Künstlerin Ortrud Grewenig aus der Heusweiler Künstlerfamilie Grewenig.

Staub als Kunstbanause

Jahrzehntelang hing der 1,30 Meter mal zwei Meter große Teppich in der damaligen Grundschule Kutzhof . Heute ist dort der Kindergarten.

Eines Tages bemerkte Gabriela André-Schmidt, als sie ihre Enkeltochter in den Kindergarten bringen wollte, dass der Teppich verschwunden war. "Da habe ich mal angefangen zu recherchieren", schildert sie. Kindergartenleiterin Ursula Himbert wusste mehr: Im Zuge von Anstreicherarbeiten musste der Teppich vor etwa zwei Jahren abgehängt werden. Vorübergehend landete das Kunstwerk in einer Abstellkammer hinter dem Jugendclub im Keller, die trocken und sicher war.

Doch der Zahn der Zeit nagte, und die Jahrzehnte waren auch an dem Wandtppich nicht spurlos vorübergegangen. Durch Staub war das Werk von Ortrud Grewenig so stark verschmutzt, dass es in diesem Zustand nicht mehr aufgehängt werden sollte. Gabriela André-Schmidt stellte für die SPD-Fraktion im Kutzhofer Ortsrat im Dezember 2014 den Antrag, den Teppich reinigen zu lassen und anschließend wieder in der ehemaligen Schule aufzuhängen. Gegen diesen Vorschlag hatte niemand etwas einzuwenden.

Der Wandteppich wurde gereinigt und strahlt heute fast wieder so schön wie im Jahr 1960, als Ortrud Grewenig ihn knüpfte. Er zeigt einen Sämann, der bei aufgehender Sonne sein Feld bestellt, im Hintergrund sind die früheren saarländischen Wahrzeichen Förderturm und Hüttendetails zu erkennen.

"Nachbar" von Boris Kleint

Die Heusweiler Künstlerin Ortrud Grewenig (1927 bis 2005) ist die Tochter von Professor Fritz Grewenig, der die erste "Staatliche Kunst- und Kunstgewerbeschule" 1924 in Saarbrücken gegründet hatte. An eben dieser von ihrem Vater gegründeten Schule studierte Ortrud Grewenig von 1949 bis 1952 in der Weberei-Klasse von Rosel Niemeyer Catrein, schilderte Dr. Claudia Maas, Kunsthistorikerin vom Institut für aktuelle Kunst im Saarland mit Sitz in Saarlouis.

Jetzt ziert der wunderschöne Teppich wieder die frühere Schule, gemeinsam mit einem anderen Werk eines namhaften Kutzhofer Künstlers, einer Wandskulptur von Professor Boris Kleint (1903-1996). Über die bedeutenden Kunstwerke in Kutzhof freut sich auch Ortsvorsteher Michael Jakob (CDU ). Die Heusweiler Gemeindeverwaltung, so Jakob, habe auch sofort zugesagt, als es darum gegangen war, die Reinigungskosten für den Grewenig'schen Teppich zu übernehmen.

Die Kunst des Teppichknüpfens ist schon sehr alt. Das früheste erhaltenen und von Archäologen entdeckte Fundstücke wurden vor etwa 2500 Jahren in Westasien hergestellt.

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