Wieder entdeckte Postkarten von Anno dazumal Auf Foto-Schatzsuche nach dem alten Holz

Holz · Wie historische Postkarten aus dem Heusweiler Ortsteil ihren Weg aus Schwäbisch Hall zurückfanden.

 Umzug anlässlich der „1000-Jahr Feier der Rheinlande“ in Holz. Hier ist der Zug kurz vor der heutigen Jungenwaldstraße. Der Bereich Zu den Hütten und Zum Westfeld war damals noch nicht bebaut und wurde als Ackerland genutzt. Im Hintergrund erkennt man Wahlschied.

Umzug anlässlich der „1000-Jahr Feier der Rheinlande“ in Holz. Hier ist der Zug kurz vor der heutigen Jungenwaldstraße. Der Bereich Zu den Hütten und Zum Westfeld war damals noch nicht bebaut und wurde als Ackerland genutzt. Im Hintergrund erkennt man Wahlschied.

Foto: Repro: Fredy Dittgen

Ungewöhnliche Post bekam kürzlich der Heusweiler Bürgermeister Thomas Redelberger. Kristian Neidhardt aus Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) hatte ihm geschrieben und ein paar historische Bildpostkarten aus Holz geschickt. Bei „häuslichen Aufräumarbeiten“ hatte er die Postkarten gefunden. Sie seien zu schade zum Wegwerfen, schrieb er. Vielleicht könne der Heusweiler Bürgermeister die Karten in das Ortsarchiv aufnehmen oder anderweitig verwenden.

Redelberger wandte sich an die SZ und fragte an, ob wir Recherchen aufnehmen wollten, was es mit den Postkarten auf sich hat. Nach Rücksprache mit Kristian Neidhardt erfuhren wir, dass seine Großmutter väterlicherseits, Magdalena Neidhardt, geborene Faiß, die Karten in den 1920er- und 1930er-Jahren von ihrer Familie erhalten hatte. Magdalena Faiß wurde 1880 in Holz geboren. Um 1900 ging sie berufsbedingt nach Berlin. „Meine Großmutter arbeitete dort in einem vornehmen Haushalt als Hausdame, das war mehr als eine Hauswirtschafterin“, erzählte Neidhardt.

In Berlin lernte sie den ein Jahr älteren Porzellanmodelleur Adam Neidhardt kennen, der dort auf einer Kunstfachschule studiert hatte und anschließend in die Porzellanindustrie ging. 1905 heirateten Magdalena Faiß und Adam Neidhardt, bekamen zwei Kinder, Elfriede und Wolfgang, und zogen nach Bonn, wo Adam Neidhardt in der Porzellanmanufaktur Schumann arbeitete. 1924 gab diese Manufaktur ihre Bonner Zweigstelle auf, Adam Neidhardt fand eine neue Anstellung im oberpfälzischen Krummennaab.

Die Entbehrungen im Zweiten Weltkrieg hatten für Adam Neidhardt schwere gesundheitliche Folgen, denen er am 5. Juli 1949 im Alter von 70 Jahren erlag. Nur fünf Tage später, am 10. Juli 1949, starb auch seine Ehefrau Magdalena. „Wohl an gebrochenem Herzen“, vermutet Kristian Neidhardt. Obwohl er zuletzt im Jahre 1965 in Holz war und den Bruder seiner Großmutter, „Faiße Pitt“, besuchte, hat er gemeinsam mit seiner Ehefrau Elke auch heute noch Kontakte in den Heusweiler Ortsteil. So zu Berta Wendel, einer Cousine seines Vaters.

Die von ihm übergebenen Bildpostkarten zeigen eindrucksvolle Aufnahmen von der katholischen und evangelischen Kirche, vom ehemaligen Waisenhaus in der Straße „Am Hof“ oder von der Alleestraße und der Wahlschieder Straße, durch die anlässlich der rheinischen „Jahrtausendfeier“, auch „Jahrtausendfeier der Rheinlande“ genannt), im Jahr 1925 ein Festumzug verlief.

 Die alte Postkarte (Ausschnitt) zeigt die katholische Kirche in Holz um 1930. Der heutige Marktplatz war noch eine Wiese.

Die alte Postkarte (Ausschnitt) zeigt die katholische Kirche in Holz um 1930. Der heutige Marktplatz war noch eine Wiese.

Foto: Repro: Fredy Dittgen
 Die evangelische Kirche in der Holzer Alleestraße um das Jahr 1930 auf einer alten Postkarte.

Die evangelische Kirche in der Holzer Alleestraße um das Jahr 1930 auf einer alten Postkarte.

Foto: Repro: Fredy Dittgen
 Zeitgeschehen: Die Alleestraße in Holz, vermutlich im Jahr 1935 kurz nach Anschluss des Saarlandes an das Deutsche Reich – aus einigen Fenstern hängen Hakenkreuzfahnen.

Zeitgeschehen: Die Alleestraße in Holz, vermutlich im Jahr 1935 kurz nach Anschluss des Saarlandes an das Deutsche Reich – aus einigen Fenstern hängen Hakenkreuzfahnen.

Foto: Repro: Fredy Dittgen

Die Jahrtausendfeier wurde damals in vielen Städten und Gemeinden im deutschen Rheinland zur Demonstration der „nationalen Gesinnung“ mit Ausstellungen, Festumzügen und Gottesdiensten begangen – so auch in Holz. Auf der Postkarte (links oben) befindet sich der Umzug kurz vor der heutigen Jungenwaldstraße. Der Bereich „Zu den Hütten“ und zum Westfeld war damals noch nicht bebaut und wurde als Ackerland genutzt. Im Hintergrund erkennt man Wahlschied, das damals noch stark bewaldet war.

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