Wenn die VERAH nach Hause kommt

Holz · Weniger Arztpraxen im ländlichen Raum, voll besetzte Wartezimmer, Hausbesuche des Arztes bei alten Patienten kaum noch machbar – in diesem Problemfeld könnte „VERAH“ eine gewisse Entlastung bringen. „VERAH“ steht für „Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis“. Karla Michalski aus Holz ist eine der ersten VERAHs im Köllertal.

 VERAH Karla Michalski misst den Blutdruck unseres Mitarbeiters Fredy Dittgen. Seit Januar können auch im Saarland Praxishelferinnen mit der Zusatzausbildung zur Versorgungsassistentin eingesetzt werden, die Ärzte durch Hausbesuche entlasten. In der Bildmitte Dr. Jörg Michalski. Foto: Andreas Engel

VERAH Karla Michalski misst den Blutdruck unseres Mitarbeiters Fredy Dittgen. Seit Januar können auch im Saarland Praxishelferinnen mit der Zusatzausbildung zur Versorgungsassistentin eingesetzt werden, die Ärzte durch Hausbesuche entlasten. In der Bildmitte Dr. Jörg Michalski. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Mit Karla Michalski aus Holz ist die erste VERAH in Heusweiler und den angrenzenden Ortschaften unterwegs. VERAH bedeutet "Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis". Im Saarland gibt es die VERAHs seit Anfang Januar, in anderen Bundesländern kennt man sie schon länger. Dort heißen sie auch "NäPa" (Nichtärztliche Praxisassistentin).

Karla Michalski arbeitet seit 15 Jahren in der Holzer Gemeinschaftspraxis Dr. Jörg Michalski/Dr. Norbert Fuchs. Die gelernte Krankenschwester absolvierte im vergangenen Jahr in Köln einen dreimonatigen Fortbildungskurs mit den Schwerpunkten Besuchs- und Notfallmanagement, Wundmanagement, Präventions- und Gesundheitsmanagement, Technik und Praxismanagement. Nach bestandener Prüfung ist sie nun der verlängerte Arm des Hausarztes und besucht vor allem chronisch kranke und ältere Patienten . Karla Michalski erklärt: "Mein Aufgabengebiet war schon immer sehr umfassend, jetzt kommen aber weitere Tätigkeiten dazu, und ich kann besser und schneller in gewissen Notlagen reagieren." Ihr Ehemann Dr. Jörg Michalski verdeutlicht: "Vergleichbar ist die Situation zwischen Arzt und VERAH etwa mit der zwischen Notarzt und Rettungsassistent."

Sprechstundenhilfen zu Versorgungsassistentinnen auszubilden war eine Idee das Hausärzteverbandes. Hintergrund dafür ist die Tatsache, dass die Menschen immer älter werden und es immer weniger Hausärzte gibt. "In den kommenden zehn Jahren erreichen 51 Prozent der Hausärzte das 65. Lebensjahr und gehen in den Ruhestand. Junge Ärzte wollen sich nicht mehr auf dem Land niederlassen, streben lieber eine Festanstellung in einer Klinik mit geregeltem Gehalt und geregelter Arbeitszeit an." Dadurch gebe es eine medizinische Unterversorgung, gerade im ländlichen Bereich, sagt Dr. Jörg Michalski.

Die VERAHs sollen diese Unterversorgung abfangen. "Ich besuche die Patienten , die nicht mehr selbst in die Praxis kommen können, messe ihnen den Blutdruck, den Zucker, mache Quicks oder EKGs, entnehme Blut, setzte Spritzen oder überprüfe, ob die tägliche Tabletteneinnahme korrekt ist", zählt Karla Michalski auf. Eine VERAH macht aber noch mehr: "Ich prüfe, ob es Probleme oder Schwachstellen bei der Versorgung des Patienten gibt, wo der Patient Hilfe braucht, rede viel mit den Leuten, die sich oft nicht trauen, den Arzt anzurufen, wenn ihnen etwas weh tut oder sie Atemnot haben."

Bis zu 15 Hausbesuche täglich absolviert Karla Michalski. Nicht nur in Holz , sondern in ganz Heusweiler, in Göttelborn und in Riegelsberg. Dr. Jörg Michalski schildert: "Es gibt Studien, dass durch diese kontinuierliche Betreuung der Patienten früher erkannt wird, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Die Krankenhauseinweisungen gehen dadurch zurück."

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