Verein hegt Zeugen des Bergbaus

Heusweiler · Der Verein für Industriekultur und Geschichte Heusweiler und das Kulturforum Köllertal haben eine Broschüre herausgebracht, die die Industriegeschichte der Region beleuchtet. Wir stellen einige Orte daraus vor.

 Bergbauingenieur Jürgen Conrad und Mitstreiter kümmern sich um die früheren Gebäude von Viktoria III in Engelfangen. Foto: Iris Maurer

Bergbauingenieur Jürgen Conrad und Mitstreiter kümmern sich um die früheren Gebäude von Viktoria III in Engelfangen. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Man muss sich in Engelfangen gut auskennen, um Reste der Nebenanlage des ehemaligen Steinkohlebergwerks Viktoria III zu finden. Zwischen Stollenweg und Grubenstraße wird man dafür nicht nur mit der ehemaligen, architektonisch einzigartigen Waschkaue belohnt, sondern man steht auch mitten in einem kleinen Freilichtmuseum des Bergbaus. Zwischen dem alten Fördermaschinenhaus, das heute etwas vernachlässigt als Strohlager dient, und dem zugemauerten Stollenmundloch von Viktoria III wurden in den vergangenen Jahren mehrere Maschinen des Bergbaus, wie eine Walzenschrämmaschine, eine Akkulokomotive oder ein Bohrwagen aufgestellt.

Das Freilichtmuseum ist jederzeit frei zugänglich und ein Ort, an dem der Bergbau noch greifbar ist. "Die Maschinen stammen von der Grube Hirschbach", sagt Jürgen Conrad, Bergbauingenieur und förderndes Mitglied des Bergmanns- und Unterstützungsvereins St. Barbara in Köllerbach. Mitglieder dieses Vereins bemühten sich jahrelang um den Aufbau des Freilichtmuseums. Mit Hilfe der Stadt Püttlingen erwarben sie die Maschinen und kümmerten sich um den Transport. "Die Maschinen wurden mit schweren Tiefladern und einem riesigen Kran hierher gebracht", sagt Jürgen Conrad. "Im Jahr 2011 wurde dann das Freilichtmuseum Viktoriastollen eingeweiht." Jürgen Conrad kennt sich hier, an der Nebenanlage Viktoria III, bestens aus. Denn sein Vater war Bergmann. "Als Kind habe ich meinen Vater an dieser Stelle abgeholt", sagt er und zeigt auf den noch sichtbaren, aber zugemauerten Eingang zum Stollen. Die Kulisse des Freilichtmuseums bildet das größte und außergewöhnlichste Gebäude der Schachtanlage, das Zechenhaus mit der integrierten Kaue.

Der mehrteilige Bau aus rotbraunen Ziegelsteinen wurde im Jahr 1910 errichtet. Er ist in fünf Teile gegliedert, der mittlere und die beiden äußeren Bauteile sind niedrig und flach, während die dazwischen liegenden Baukörper hoch aufragen. Lisenen umranden die großen, abgerundeten Sprossenfenster. Zusätzlich finden sich umlaufende Friese und Konsolen als Bauschmuck. Den Mittelteil krönt ein kleiner Uhrenturm. Im Gebäude waren früher die Lampenkaue, das Steigerbüro, die Waschkaue und die Kaffeeküche, in den Anbauten Geräteräume und Schmiede. Dieses historistische Zechenhaus ist eine der schönsten Kauen des Saarbergbaus. Die vorbildliche Erneuerung ist dem bis heute als Industriehalle genutzten Gebäude anzusehen. "Nach dem Krieg haben wir uns reingeschlichen. Und wenn es möglich war, hat uns der Kauenwärter duschen lassen", sagt Jürgen Conrad. Und dann erzählt er noch von einem Wunsch. "Unser Bergmanns- und Unterstützungsverein St. Barbara Köllerbach träumt davon, das Mundloch des Viktoriastollens III zu öffnen, und auf ein paar Metern museal zu nutzen, als Ergänzung zu unserem Freilichtmuseum."

"Führer zur Industriekultur im Köllertal" ist eine Broschüre des Vereins für Industriekultur und Geschichte Heusweiler und des Kulturforums Köllertal.

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