Serie Kulturköpfe in der Region: Leo Schönhofen Der „Mister Kino“ von Heusweiler

Heusweiler · „Ich mache das aus Spaß an der Freude“, sagt Leo Schönhofen. Mit 84 Jahren und viel Leidenschaft betreibt er das Filmtheater Heusweiler.

 Leo Schönhofen im Saal seines Filmtheaters in Heusweiler.

Leo Schönhofen im Saal seines Filmtheaters in Heusweiler.

Foto: Iris Maria Maurer

Seine Lieblingsfilme der jüngeren Vergangenheit? Die Antwort kommt schnell: „,Wunder’ mit Julia Roberts. Und ,Monsieur Claude und seine Töchter’ natürlich.“ Die Begeisterung schwingt in der Stimme mit.

Kino, das ist das Leben des „Heusweiler Buben“ Leo Schönhofen. Das zeigt sich in solchen Äußerungen; das offenbart sich in Gesprächen, wenn er mit Bekannten im Ort über Filme plaudert und Empfehlungen gibt; das sieht jeder, der eine Vorstellung in seinem Filmtheater Heusweiler besucht.

Schönhofen begrüßt die Gäste an der Kasse herzlich – viele, vielleicht sogar die allermeisten, kennt er –, flitzt auf der Suche nach freien Plätzen hin und her, fachsimpelt, unterhält sich, scherzt, ist immer präsent, ob vor oder hinter der Kinobar, verabschiedet seine Gäste freundlich. „Er kümmert sich zusammen mit seiner Frau um das persönliche Wohl eines jeden Gastes“, lobt eine der vielen treuen Besucherinnen.

84 Jahre alt ist Leo Schönhofen. Seit weit über 60 Jahren ist Kino sein „Ding“. Oder, wie er sagt, seine Kür, die ihm leicht von der Hand gehe. „Ich mache das aus Spaß an der Freude“, sagt der hochgewachsene Mann. Und will eigentlich gar nicht so im Vordergrund stehen.

Doch egal, wie er es dreht und wendet: Nicht nur er, der Rentner, der mit seiner fünf Jahre jüngeren Ehefrau Christa regelmäßig samstags, sonntags und montags den Kinosaal in der Saarlouiser Straße öffnet, ist besonders. Auch sein Filmtheater selbst, ist es doch ihm zufolge das einzige Kino im Familienbetrieb im Regionalverband.

Und in diesem bietet das Ehepaar Schönhofen nicht nur ein wechselndes Kinoprogramm („ein großer Prozentsatz davon sind Arthouse-Filme“), sondern auch noch spezielle cineastische Erlebnisse. Zum Beispiel Vorführungen im Rahmen der Schulkinowoche oder Stummfilmabende mit Livemusik, veranstaltet von der Aktion Kultur Heusweiler  mit der Gemeinde  und dem Filmtheater.

Schönhofen wuchs, bildlich gesprochen, schon zwischen Kinosesseln auf. Seine Großeltern hatten 1927 den Saal ihrer Gastwirtschaft zum Kino umgebaut. Eine Hausnummer weiter schufen seine Eltern 1949 dann einen Neubau, in dem sich das heutige Kino befindet. Seit 1952 war Leo Schönhofen mit in der Geschäftsleitung, ab 1981 alleiniger Chef. „Das war eine Situation, in die ich hineingewachsen bin.“

Was übrigens nicht bedeutete, dass er sich einzig und allein um das Flimmern auf der Leinwand und das Drumherum kümmern konnte. „Ich habe 40 Jahre lang Kino als Hobby gemacht“, erzählt Schönhofen. Im Hauptberuf arbeite er als Disponent bei einem Filmverleih und  als freier Handelsvertreter.

Nach diesen Schichten begann dann meist die zweite – im Kino. Für ihn und seine Frau, die ebenfalls berufstätig war. Freizeit war ein knappes Gut. Oder, wie Schönhofen es schelmisch formuliert: „Ich weiß gar nicht, wie man Langweile schreibt.“ Für Hobbys wie Fußball blieb bald keine Zeit mehr.

Die Kinolandschaft hat sich im Laufe der Jahre verändert. Schönhofen kann viel erzählen. Gab es in den „goldenen Kinozeiten“ der 50er Jahre mehr als 200 Kinos wie das Filmtheater Heusweiler im Saarland, hat sich die Zahl stark dezimiert. Heute ist sein Kino eines der wenigen Einzelkinos. Und auch hier gab es Veränderungen. Früher standen weit mehr Vorführungen an mehr Tagen auf dem Programm. Und früher war das Kino auch nicht, wie mittlerweile, im Sommer und an Weihnachten zu.

130 Plätze hat das gemütliche, dunkelrot gehaltene Filmtheater der Schönhofens, über dem sie wohnen. Sie pflegen es mit Hingabe. Im Vorführraum darüber, erreichbar über eine schmale Wendeltreppe, steht noch der große Projektor. Mächtige Filmrollen lassen erahnen, wie viel Mühe es früher machte, einen Film auf die Leinwand zu bringen.

Die Gerätschaften, die Schönhofen nun bedient, sind besser zu händeln – unter anderem Beamer und Blue-Ray-Player. Vor einigen Jahren ist er umgestiegen. „Das ist eine deutliche Erleichterung“, sagt er. Und gibt unumwunden zu: „Wenn ich heute nochmal mit dem Projektor arbeiten müsste, könnte man das Kino nicht mehr weiterführen.“

Aber das muss er ja nicht. Und so macht er weiter. Und freut sich immer wieder besonders auf „gute und anspruchsvolle Filme“ – solche, wie sie eben auch seine treuen Stammgäste sehr schätzen.
www.kino-heusweiler.de

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