Steine erinnern an adlige Vorfahren

Kirschhof · Seit einigen Wochen können Besucher des Eiweiler Ortsteiles Kirschhof auf zwei Infotafeln Fakten aus der Geschichte des früheren herrschaftlichen Gehöftes „Kirschid“ erfahren. Die Dorfgemeinschaft hatte die Idee dazu.

 Mitglieder der Dorfgemeinschaft Kirschhof haben sich für den Fotografen um den „Histo-Stein“ am Brunnen aufgestellt.

Mitglieder der Dorfgemeinschaft Kirschhof haben sich für den Fotografen um den „Histo-Stein“ am Brunnen aufgestellt.

Die Kirschhofer sind nie verlegen, wenn es darum geht, ihr Dorf ins rechte Licht zu rücken. 1979 feierten sie das erste Straßenfest, um aus dem Erlös den Bau eines Fest-, Bolz- und Spielplatzes zu ermöglichen. Zwei Jahre später gründeten sie die Dorfgemeinschaft mit der vorrangigen Aufgabe, das gesellige Leben zu fördern und die weitere Gestaltung des Ortes in die Hand zu nehmen.

In jenen Tagen veränderte der Bau der Autobahn A8 das Aussehen des Kirschhofs komplett - er wurde zweigeteilt. Zeitgleich begannen die Bürger unter der Regie der Dorfgemeinschaft mit Verschönerungsmaßnahmen. So wurde zum Beispiel der alte Dorfbrunnen, der auch eine Viehtränke war, erneuert und wieder zum Laufen gebracht, eine Ortstafel und hölzerne Straßenschilder wurden aufgestellt und ein Pavillon neben dem Brunnen errichtet. Das Geld für diese und weitere Projekte kam überwiegend durch die jährlichen Straßenfeste zusammen.

Vor zwei Jahren kam der Dorfgemeinschaftsvorsitzende Joachim Kien auf die Idee, Auszüge aus der besonderen Geschichte des Kirschhofs auf Glastafeln niederzuschreiben, die wiederum im Bereich des Unteren und des Oberen Hofes aufgehängt werden sollten. Gedacht, getan!

Die Glastafel anfertigen zu lassen war jedoch das geringste Problem - woran sollten sie so befestigt werden, dass sie dem Vorübergehenden sofort ins Auge fallen? Zufällig sah Kien, wie die Bagger beim Bau des Saarbahn-Haltepunktes Hommersbach den harten Sandstein aufbrachen und dadurch dicke Felsbrocken lösten. "Das wäre es doch", dachte er sich und fragte bei der Baufirma Depenbrock nach, ob nicht zwei Brocken für den Kirschhof übrig seien. Klar bekomme man die Steine, schließlich seien die Kirschhofer ja auch gute Nachbarn zum Arbeitscamp, sagten damals Bauleiter Ulf Koeppe und Polier Andreas Kiehne. Ihre Firma hatte von Februar 2011 bis zum Sommer 2012 ein Containerdorf für die Arbeiter sowie für Material und Maschinen zwischen Kirschhof und Eiweiler aufgestellt.

Das gesellige Völkchen der Kirschhofer lud die Männer auf Montage aus ihrer Nachbarschaft zum Grillfest ein. Depenbrock platzierte je einen Stein neben dem Brunnen im Unteren Hof und den zweiten im Oberen Hof, nicht weit vom Standort eines früheren Brunnens entfernt. Die Sandsteinbrocken waren der stabile Halt für die gläsernen Informationstafeln. Kien erzählt weiter, dass noch bis in die 1960er Jahre Häuser des Ortes mit Sandsteinen aus umliegenden Steinbrüchen gebaut wurden. Das heißt: Die Steine an sich haben schon einen historischen Bezug zum Dorf.

 Stein und Tafel am Standort Oberer Hof. Fotos: Fred Kiefer

Stein und Tafel am Standort Oberer Hof. Fotos: Fred Kiefer

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Auf einen BlickAuf den Tafeln steht unter anderem, dass 2013 in Kirschhof 116 Häuser standen und 364 Menschen wohnten und dass sein höchster Punkt auf 270 Meter über Normalnull liegt. Klar, dass die Dorfgemeinschaft die adligen Vorfahren des Ortes nicht vergisst: Johann Conrad von Winterscheidt zum Kirschhof wurde am 25. April 1654 von Kaiser Ferdinand III in Wien in den Adelstand gehoben - wegen der Verdienste seines Bruders, des Generalwachtmeisters Johann von Winterscheidt, und seiner eigenen als Offizier der kurbayrischen Armee im 30-jährigen Krieg. Fortan pochten die zahlreichen Nachfahren der Winterscheidts stets auf ihre verbrieften Rechte. Heute erinnert auch die "Haupt-Straße" im Ort, die Winterscheidtstraße, an die einstigen Herren. aki

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